Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
klein
klein adj \
1. klein und häßlich = kleinlaut; niedergeschlagen. »Klein« spielt auf demütige und unterwürfige Haltung an, während »häßlich« das unvorteilhafte Äußere oder Verhalten hervorhebt. 1900 ff.
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2. klein, aber knorplig = von kleiner Gestalt, aber muskulös (leistungsfähig). Knorpel = geschmeidiger Teil der Knochensubstanz. 1950 ff.
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3. klein, aber oho! = kleinwüchsig, aber sehr leistungsfähig. »Oho« ist Ausruf der Verwunderung, die hier dem Leistungsvermögen gezollt wird. Vgl engl »littte but oh my!«. Seit dem späten 19. Jh.
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4. bei kleinern = allmählich, bald. Ähnlich franz »peu à peu«. 1800 ff.
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5. klein beigeben = nachgeben; sich fügen; seine Forderungen mildern. Hergenommen vom Kartenspiel: mit geringwertigen Karten kann man nicht übertrumpfen. Seit dem 18. Jh.
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6. klein haben = a) zerkleinert haben; verausgabt haben. Verkürzt aus »klein gemacht haben«. 1900 ff. – b) Kleingeld haben. 1900 ff.
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7. etw klein hacken = a) Geld wechseln. 1930 ff. – b) etw weitschweifig erzählen. Man zerstückelt oder
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»analysiert« die Sache. 1950 ff.
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8. jn klein hacken = jn grob abfertigen. Beim Holzhacken geht es rauh zu. 1935 ff. – b) jn überzeugend widerlegen. Man entkräftet eine Meinung Stück für Stück, wie man Holz zerkleinert. 1935 ff.
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9. jn klein kneten = jn fügsam machen; jn für seinen Vorteil zu gewinnen suchen. 1950 ff.
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10. nur klein in klein können = geldlich beengt sein; sich in seinen Ausgaben einschränken müssen. 1935 ff.
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11. jn klein kriegen = a) jds Widerstand brechen; jn demütigen; jn beim Exerzieren schikanieren. Klein = unterwürfig. 1870 ff. – b) jn verführen. 1920 ff.
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12. etw klein kriegen = etw entzweimachen, zerkleinern, zerbeißen, aufbrauchen. Seit dem 19. Jh.
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13. Geld klein kriegen = Geld wechseln können; Geld ausgeben. Seit dem 19. Jh.
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14. eine Sache klein kriegen = eine Sache ergründen, ermitteln, verstehen, aufdecken. Vom Holzhacken übertragen. Seit dem 18. Jh.
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15. er ist nicht klein zu kriegen = er ist unverwüstlich; ihm ist nicht beizukommen; vergeblich bemüht man sich um sein Geständnis. Seit dem 19. Jh.
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16. etw nicht klein kriegen können = etw nicht verwinden können. 1900 ff.
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17. sich nicht klein kriegen lassen = sich nicht entmutigen lassen; auf seinem Standpunkt unverrückbar beharren. Seit dem 19. Jh.
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18. klein machen = a) Geld wechseln; Banknoten in Münzen umtauschen. Seit dem 19. Jh. – b) harnen. Seit dem 19. Jh.
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19. viel klein machen = viel Geld verbrauchen, vertun. Seit dem 19. Jh.
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20. jn klein machen = jn demütigen, zum Schweigen bringen; jn entwürdigend anherrschen. Seit dem 14. Jh.
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21. sich klein machen = a) bescheiden auftreten; sich möglichst unscheinbar geben; sich unterbewerten; sich nicht länger aufspielen. 1900 ff. – b) sich vom Dienst, von einer unangenehmen Arbeit freizumachen suchen. Man macht sich klein, um vom Vorgesetzten nicht gesehen zu werden. Sold und ziv 1910 ff.
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22. sich klein und häßlich machen = bescheiden, zurückhaltend auftreten. klein 1. 1900 ff.
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23. klein müssen = harnen müssen. Seit dem 19. Jh.
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24. klein sein = unterwürfig geworden sein; nicht länger unverschämt oder prahlerisch sein; sich fügen. Seit dem 19. Jh.
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25. so klein mit Hut sein (so klein mit Hut und Stöckelschuhen sein) = kleinlaut, unterwürfig sein; die Aufsässigkeit und Großsprecherei angelegt haben. Weiterführung des Vorhergehenden. Die Angabe der geringen Höhe wird durch Hinzurechnung von Hut und Stöckelschuhen noch weiter verringert. 1920 ff.
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26. sich klein setzen = sich häuslich einschränken; eine kleinere Wohnung nehmen. 1900 ff.
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27. klein werden = sich bescheiden; nachgiebig werden. Seit dem 19. Jh.
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28. klein werden mit Hut = sehr friedfertig werden. 1920 ff.
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29. klein und häßlich werden = sein anmaßendes Benehmen verlieren; schuldbewußt sein; fügsam werden. klein 1. 1900 ff.
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