Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Klappe
Klappe f \
1. Bett. Bezieht sich in Gaunerkreisen auf das in Haftanstalten übliche Bett, das tagsüber an die Wand geklappt wird; in der Soldatensprache sind die Decken gemeint, die tagsüber zurückgeschlagen sind und deren obere Hälfte der Soldat über seinen Körper klappt. Betten befanden sich früher auch in einer Wandnische, die mit zwei Klappen geschlossen wurde. 1870 ff.
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2. Mund. Anspielung auf das Auf- und Zuklappen des Mundes. Seit dem 19. Jh.
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3. Tür. Meint ursprünglich die Falltür, dann auch die Tür mit Türschließer und die zweiteilige Stalltür. 1900 ff.
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4. Hosenschlitz, -latz. Meint die Hose mit Vorderklappe bei Matrosen, Handwerkern und Kindern. 1900 ff.
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5. einfache Konditorei; bescheidenes (anrüchiges) Lokal; Treffpunkt von Dieben, Homosexuellen, Prostituierten u.ä.; Bordell. Die Fenster werden nachts mit Holzblenden verschlossen, und an der Tür befindet sich eine Klappe, die der Gastwirt zur Seite schiebt oder herabläßt, wenn Gäste an die Tür klopfen. Seit dem späten 18. Jh., nordd .
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6. Abort als Homosexuellen-Treffpunkt. Sonderentwicklung aus dem Vorhergehenden. 1960 ff.
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7. Klappe! = schweig! verstumme! Verkürzt aus »halt die Klappe!«. 1910 ff.
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8. böse Klappe = unflätig schimpfende weibliche Person. 1900 ff.
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9. große Klappe = Beredsamkeit; Prahlerei. Der Betreffende reißt die »Klappe« sehr weit auf und läßt wenig Gediegenes vernehmen. Seit dem späten 19. Jh.
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10. Klappe zu, Affe tot! = a) hinaus mit dir! Bude 15. Seit dem 19. Jh. – b) erledigt! Schluß! aus! 1900 ff.
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11. Klappe zu, Affe tot, Zirkus pleite! = Schluß! 1950 ff.
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12. die Klappe aufmachen = sich äußern. Klappe 2. 1900 ff.
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13. die Klappe aufreißen = anmaßend, prahlerisch reden. 1900 ff.
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14. Klappe bauen = das Bett vorschriftsmäßig herrichten. Klappe 1. Sold 1914 ff.
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15. die Klappe dichtmachen = die Tür schließen. Meist in Befehlsform. Klappe 3. 1900 ff.
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16. die Klappe einrasten lassen = a) den Mund schließen. einrasten. 1935 ff. – b) nichts äußern; nichts verraten. 1935 ff.
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17. die Klappe fällt = es ist aus. Hergenommen von der Klappe, die bei Filmaufnahmen fällt, sobald die Vorbereitungen beendet sind und Ruhe eingetreten ist. Aus ist es auch für das Kaninchen, wenn hinter ihm die Klappe der Falle zufällt. 1950 ff.
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18. bei ihm fällt die Klappe = er begreift die Zusammenhänge. Leitet sich her von der Klappe des Regieassistenten oder von der Klappe an der Fernsprechvermittlung: das Fallen der Klappe zeigt an, wo der Ruf ankommt. 1950 ff.
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19. bei ihm ist die Klappe gefallen = sein Auffassungsvermögen setzt aus; vor Examensangst bleibt er die Antwort schuldig. Hier ist von der Blende des Fotoapparats auszugehen. 1920 ff.
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20. in die Klappe gehen = zu Bett gehen. Klappe 1. Seit dem 19. Jh.
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21. eine große Klappe haben = geschwätzig, beredt, prahlerisch sein. Klappe 9. Seit dem 19. Jh.
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22. die Klappe halten = verstummen; nichts verraten. Gern in der Befehlsform. Seit dem 19. Jh.
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23. sich in die Klappe hauen = zu Bett gehen. hauen 7. 1870 ff.
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23 a. da bleibt mir die Klappe offen!: Ausdruck der Verwunderung. Klappe 2. 1980 ff. jug .
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24. eine Klappe (eine große Klappe) riskieren = sich aufspielen; auf gut Glück schwatzen. 1900 ff.
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25. die große Klappe schwingen = großsprecherisch auftreten. Zu »schwingen« vgl »eine Rede schwingen«. 1920 ff.
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25 a. jm die Klappe stopfen = jds Prahlsucht energisch entgegentreten. Analog zu Maul 77. 1970 ff.
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26. die Klappe zumachen = schweigen, verstummen. 19. Jh.
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27. mach die Klappe zu, es zieht, du verkühlst dir den Charakter! = verstumme! 1900 ff.
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