Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Kirche
Kirche f \
1. solange es läutet, ist die Kirche noch nicht aus = beim Kartenspiel kann sich der Sieg noch einstellen. Kartenspielerspr. Seit dem 19. Jh.
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2. die Kirche ist aus = ich will nichts mehr darüber hören; die Sache ist abgetan. Seit dem späten 19. Jh.
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3. sorgen, daß die Kirche im Dorf bleibt = nicht zu stark übertreiben; sachlich bleiben. Das Kirchengebäude war der Stolz der Gemeinde; es zu erhalten, lag allen am Herzen. Seit dem 19. Jh.
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4. die Kirche muß im Dorf bleiben = das Herkommen soll man nicht stören; gewaltsame Umwälzungen darf man nicht dulden. Seit dem 19. Jh.
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5. ich werde euch lehren, in der Kirche zu furzen! = ich werde euch Anstand beibringen! 1910 ff.
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6. mit der Kirche ums Dorf gefahren werden = etw auf großen Umwegen erreichen; geprellt werden. Seit dem 19. Jh.
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7. hinter die Kirche gehen = den Gottesdienst absichtlich versäumen. Seit dem 19. Jh.
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8. in die Kirche gehen, wo die Gesangbücher Henkel haben = ein Wirtshaus aufsuchen, statt am Gottes-
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dienst teilzunehmen. 1800 ff.
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9. in die Kirche gehen und pfeifen = sich sehr ungehörig benehmen. Seit dem 19. Jh.
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10. die Kirche im (beim) Dorf lassen (bleiben lassen) = besonnen handeln; Maß halten. Kirche 3. Seit dem 19. Jh.
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11. bei welcher Kirche bist (hast) du denn gestanden?: Frage an einen, der über viel Kleingeld verfügt. Der Betreffende hat angeblich vor der Kirchentür gebettelt. 1900 ff. österr .
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12. die Kirche ums Dorf tragen (mit der Kirche ums Dorf gehen; die Kirche zum Dorf raustragen) = feierliche Umstände machen; über Selbstverständliches viele Worte verlieren; weitschweifig reden. Bei Bittprozessionen usw. macht die Gemeinde einen Umweg über die Felder. Seit dem 19. Jh.
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13. die Kirche wechseln = das Lokal wechseln. Vielleicht wegen der »Andacht«, mit der man Speise und Trank genießt. 1950 ff.
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