Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Kerl
Kerl m \
1. tüchtiger Mann. Ursprünglich der Unfreie, auch der Freie, sofern er dem ritterlichen Stand nicht angehörte. Von da werterhöht zur Bedeutung »kräftiger Mann«. Seit dem 16. Jh. Später vor allem durch die Dichtungen des Sturm und Drang verbreitet.
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2. Verehrer, Liebhaber, Ehemann. Zuweilen auch sehr geringschätzig: »sie treibt sich mit einem Kerl rum«. 1700 ff.
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3. Zuhälter. Seit dem ausgehenden 18. Jh.
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4. großer Gegenstand (ein Kerl von Baum; ein Kerl von Kartoffel). Seit dem 19. Jh.
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5. übler Bursche; Straftäter. 1900 ff.
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6. alter Kerl = altgedienter Soldat. 1900 ff.
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7. dufter Kerl = sympathischer Mann. dufte. Halbw ) 1950 ff.
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8. feiner Kerl = beliebter, charaktervoller, schöner, umgänglicher Mann. 1870 ff.
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9. klarer Kerl = tüchtiger, anstelliger Mann. Klar = aufrichtig, redlich. 1920 ff.
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10. lieber Kerl = liebe, angenehme, kameradschaftli-
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che weibliche Person. 1870 ff.
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11. patenter Kerl = anstelliger, umgänglicher Mann; Mann, auf den unbedingt Verlaß ist. patent. 1850 ff, wohl in Studentenkreisen entstanden oder durch sie verbreitet.
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12. schnatzer Kerl = gutaussehender junger Mann. schnatz. 1900 ff.
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13. toller Kerl = ausgezeichneter, tüchtiger, kameradschaftlicher, mutiger, verwegener junger Mann. Halbw 1950 ff.
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14. verfluchter Kerl = a) ungesitteter, sittenloser Mann. Seit dem 19. Jh. – b) erfahrener, aber gewissenloser Mann. Seit dem 19. Jh. – c) verwegener, mutiger Mann. Seit dem 19. Jh. – d) Händelsucher. Seitdem 19. Jh.
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15. das ist ein Kerl = a) das ist ein tüchtiger, ein ganzer Mann; das ist einer, der sich männlich und mannhaft benimmt. Seit dem 16. Jh. – b) das ist ein großer, mächtiger Gegenstand. 1800 ff.
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