Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Katze
Katze f \
1. unverträgliche weibliche Person. Mit der Katze hat sie sinnbildlich das Fauchen, Kratzen und Beißen gemeinsam. Seit dem 19. Jh.
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2. leichte weibliche Person; lebenslustiges hübsches Mädchen; Mädchen. Kätzchen 1. 1900 ff.
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3. Prostituierte. Sie treibt sich umher wie die Katze auf Mäuse- und Vogelfang. 1900 ff.
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4. falsche Katze = charakterlose, schmeichlerische Person; Mensch, der kein Vertrauen verdient. Katzen sind weitgehend unergründlich und daher ein vielseitiges Vergleichsobjekt für Eigenschaften des Menschen. Seit dem 16. Jh.
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5. kesse Katze = a) reizendes junges Mädchen. keß. 1950 ff. – b) leichtes Mädchen; junge Prostituierte; Callgirl. 1950 ff.
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6. nasse Katze = aus dem Wasser gefischtes Mädchen. 1920 ff.
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7. schwarze Katze = Kameradenjustiz. Die schwarze Katze gilt abergläubischen Menschen als Vorankündigung von Unheil. BSD 1965 ff.
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8. blaß wie die Katze am Bauch – bleich. Seitdem
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19. Jh.
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9. naß wie eine Katze (wie eine gebadete Katze) = völlig durchnäßt. Seit dem 18. Jh.
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10. der Katze den Schwanz abhacken = eine Angelegenheit kurzentschlossen erledigen. Hergenommen von einer Katze, die mit dem Schwanz in einer Falle eingeklemmt ist. Seit dem späten 19. Jh.
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11. die Katze guckt den Kaiser an (sieht doch die Katze den Kaiser an): Redewendung, wenn einer eine höhergestellte Persönlichkeit freimütig anblickt. Gemeint ist wohl, daß die Katze auch den Kaiser anblickt, wie sie jedermann anblickt; denn sie sieht nicht den Kaiser, sondern den Menschen. Vgl engl »a cat may look on a king«. 1500 ff.
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12. der Katze die Schelle anhängen (umhängen) = ein Wagnis auf sich nehmen. Fußt auf der erstmalig um 1350 bei Boner vorkommenden Fabel von den Mäusen und der Katze: um rechtzeitig vor der Annäherung der Katze gewarnt zu sein, beschlossen die Mäuse, ihr eine Schelle anzuhängen; aber dazu hatte keine Maus den Mut. 1500 ff.
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13. aussehen wie eine abgezogene Katze =elend, mager, jämmerlich aussehen. 1900 ff.
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14. wie die Katze unterm Bauch aussehen = blaß sein.
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19. Jh.
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14 a. da beißt sich die Katze in den Schwanz = das bringt die Sache nicht voran; so kommen wir nicht weiter. Seit dem 19. Jh.
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15. das trägt die Katze auf dem Schwanz fort = das ist nur eine Kleinigkeit. Auf dem Schwanz hat die Katze für nichts Platz, weil sie ihn aufgerichtet trägt. 1870 ff.
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16. die Katzen gähnen = es ist überaus langweilig. 1925 ff.
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17. wie die Katze um den heißen Brei gehen (schleichen) = Umschweife machen. Leitet sich her von der Vorsicht und dem Mißtrauen, mit dem die Katze den dampfenden Freßnapf umkreist. Vgl franz »tourner autour du pot«. 1500 ff.
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18. und wenn es Katzen hagelt – bei jedem Wetter; selbst bei Unwetter; unter allen Umständen. Seit dem 19. Jh.
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19. hinter jm herlaufen wie Katzen hinter Baldrian = jn nicht aus den Augen lassen; jn (wie willenlos) verfolgen. Katzen werden von Baldrian angezogen. 1500 ff.
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20. damit lockt man keine Katze hinterm Ofen hervor = damit übt man keinerlei Anreiz aus. Vgl Hund
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132. Seit dem 19. Jh.
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21. das lockt keine Katze unter der Zentralheizung hervor = das reizt niemanden. Moderne Variante zum Vorhergehenden. 1960 ff.
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22. die Katze im Sack kaufen = a) etw unbesehen kaufen. Leitet sich her von einem alten Schwank: mit einer Katze im Sack tritt man vor den Teufel und erzählt ihm, in dem Sack befinde sich ein dreibeiniger Hase, woraufhin der Teufel den Sack mitsamt Inhalt für einen Taler kauft; ehe der Teufel den Betrug bemerkt, hat er seine Macht über den listigen Verkäufer verloren. Etwa seit dem 15. Jh. Vorher hieß es »etw im Sack kaufen«: die Erzählung von der Katze ist nachträgliche Hinzufügung. Vgl niederl »eene kat in den zak koopen«, franz »acheter le chat en poche«, engl »to buy a pig in a poke« und ital »comprare la gatta in sacco«. – b) heiraten, ohne vorehelichen Verkehr miteinander gehabt zu haben. Seit dem 16. Jh.
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23. die Katze aus dem Sack lassen = die Wahrheit ans Licht kommen lassen; Verheimlichtes gestehen; sein wahres Vorhaben offenbaren. Wer die Katze aus dem Sack läßt, kann niemandem einreden, sie sei ein Hase. Seit dem 19. Jh. Vgl engl »to let the cat out of the bag«.
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24. die Katze im Sack lassen = ein Geheimnis noch
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nicht lüften. 1920 ff.
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25. leck die Katze am Ärmel!: Ausdruck der Ablehnung. »Ärmel« steht verhüllend für »Arsch«. 1900 ff.
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26. er kann die Katze am Arsch lecken!: Ausdruck der Abweisung. 1900 ff.
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27. lieber will ich deine Katze im Arsch lecken!: Ausdruck der Ablehnung. 1900 ff.
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28. immer noch besser als die Katze im Arsch geleckt – besser als nichts! 1944 ff.
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29. ein Gesicht (Augen) machen wie die Katze, wenn es donnert als erschrocken blicken; vor Angst, Erstaunen oder Überraschung die Augen weit aufreißen. Seit dem 18. Jh.
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30. die Katze ist den Baum rauf = es ist zu spät; es ist vorbei. Hergenommen von der Katze, die vor dem nachsetzenden Hund den Baum hinaufläuft. Seit dem 19. Jh.
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31. es regnet Katzen = es regnet heftig. Vgl engl »it rains cats and dogs«. Seit dem 19. Jh.
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32. wie die Katze um den heißen Brei rumreden = Umschweife, Ausflüchte machen. Vgl Katze 17. 1920 ff.
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33. etw der Katze in die Schuhe schieben = die Schuld auf jn abwälzen. Hausgehilfinnen machen für zertrümmertes Porzellan die Katze verantwortlich. Vgl »jm etw in die Schuhe schieben«. Sold in beiden Weltkriegen.
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34. die Katze durch den Bach schleifen (ziehen) = eine schwierige Aufgabe verrichten müssen; die Hauptarbeit leisten. Katzen scheuen das Wasser. Spätestens seit 1900.
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35. auch wenn es Katzen schneit – auch beim heftigsten Schneegestöber. 1900 ff.
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36. das ist für die Katze (meist sagt man: »das ist für die Katz«) = a) das ist umsonst. Beruht auf dem alten Sprichwort: »was einer spart mit dem Mund, ist für Katze und Hund«. Hiermit berührt sich der Ausdruck »es der Katze geben« im Sinne von »fortgeben, was der Herrschaft wertlos erscheint«. Seit dem 16. Jh. – b) das ist für mich zu wenig. 1920 ff.
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37. die Katze ist aus dem Sack = das Geheimnis ist gelüftet. Katze 23. Seit dem 19. Jh.
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38. mit dem Gegner Katze und Maus spielen = den Gegner nicht in den Ballbesitz kommen lassen. Sportl 1950 ff. In allgemeiner Beziehung ist die Redensart seit mhd Zeit bekannt. Sie fußt auf dem für menschliche Auffassung grausamen Spiel der Katze mit ihrem
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hilflosen Opfer.
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39. tote Katze spielen = sich dumm stellen; Unwissenheit vortäuschen. 1900 ff. Vgl ital »fare la gatta morta«.
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40. dastehen wie die Katze vor dem neuen Scheunentor = ratlos sein. Variante zur Redewendung »stehen wie die Kuh vor dem neuen Scheunentor«. Seit dem 19. Jh.
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41. stehlen wie eine Katze = sehr diebisch sein. 1800 ff.
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42. dann ist die Katze aber auch tot = dann ist endgültig Schluß. 1958 ff.
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43. keine Katze im Sack verkaufen = keine unlauteren Geschäfte machen. Katze 22. 1971 ff.(Werbetext).
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44. da wird die Katze in der Pfanne verrückt!: Ausdruck höchster Verwunderung. Hund 160. Vielleicht Anspielung auf Katzenbraten in Notzeiten. 1944 ff.
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45. wie Katze und Hund zusammenleben (sein, sich wie Katze und Hund vertragen) =in größter Feindschaft miteinander leben; verfeindet sein. Nach volkstümlicher Meinung, die von wütigen Katzenfeinden immer neu geschürt wird, herrscht zwischen Hund und Katze unversöhnliche Feindschaft, – eine halbe
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Wahrheit (wie so viele andere); denn wenn sich Hund und Katze aneinander gewohnt haben, erlebt man die merkwürdigsten Zeichen von Anhänglichkeit. Vgl engl »to live like cat and dog«, franz »vivre comme chien et chat«. Seit dem 17. Jh.
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Ansicht: Katze