Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Kasten
Kasten m \
1. Schrank. Ursprünglich die Kleidertruhe. Durch Aufrechtstellen wurde aus ihr der Schrank. Seit mhd Zeit.
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2. Haus (abf ). Wegen der annähernd übereinstimmenden kubischen Form von Haus und Kasten. Schon seit mhd Zeit.
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3. Bett. Man spricht auch von »Bettlade« (»Lade = Truhe«); vgl Kasten 1. Seit dem 19. Jh.
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4. Gefängnis, Arrest, Karzer, Arrestlokal u.ä. Der Kasten ist ein verschließbares Behältnis und eng. Seit dem 19. Jh., rotw , sold und schül .
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5. Schulgebäude, Heimschule, Konvikt; Kadettenanstalt; Studienheim o. ä. Anspielung sowohl auf die schmuckarme, zweckbetonte und einförmige Architektur als auch auf das Eingeschlossensein wie in einem Gefängnis. Vgl franz »la boîte«. Etwa seit 1850.
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6. Klassenzimmer. 1950 ff.
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7. Kasernenstube. BSD 1965 ff.
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8. Schiff. Das Schiff gilt als Behältnis, analog zu » Eimer«, » Pott« u. ä. 1900 ff.
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9. Flugzeug. Analog zu Kiste. Sold 1914 ff.
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10. Panzerkampfwagen. Sold 1939 bis heute.
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11. Handball-, Fußball-, Hockeytor. Es ist kastenförmig. Sportl 1920 ff.
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12. großwüchsige, breitschultrige, beleibte Person. Spätestens seit 1900. Gebräuchlicher ist heute die Parallelform » Schrank«.
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13. Schädel. Verkürzt aus »Verstandskasten«. 1870 ff.
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14. Buckel, Höcker. Analog zu » Kriegskasse«. 1900 ff.
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15. Klavier. 1700 ff.
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16. Telefonapparat. Das Feldtelefon im Ersten Weltkrieg hatte die Form eines rechteckigen Kastens. 1930 ff.
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17. Funkgerät. 1935 ff.
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18. Rundfunkgerät, Fernsehgerät. 1935 ff.
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19. Plattenspieler. Halbw 1955 ff.
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20. Auto. 1920 ff.
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21. Ruder-, Segelboot 1870 ff.
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21 a. umrandeter (Zeitungs-)Text. 1900 ff.
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22. alter Kasten – Schiff, das nur noch geringe Seetüchtigkeit besitzt. Kasten 8. 1900 ff.
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23. dämlicher Kasten = Grund-, Volksschule. Die Schüler gelten als » dämlich«. 1960 ff.
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24. dicker Kasten – Kriegsschiff. Dickschiff. 1939 ff.
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25. fester Kasten = a) Panzerkreuzer. 1914 ff. – b) Panzerkampfwagen. Sold 1939 ff. – c) üppiger, draller Busen. Kasten = Brustkasten. 1920 ff.
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26. großer Kasten = Kriegsschiff. Sold in beiden Weltkriegen.
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27. heißer Kasten = Kochkiste. 1920 ff.
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27 a. etw in den Kasten bringen = die Filmaufnahme beenden. Kasten 35 a. 1920 ff.
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28. jm auf den Kasten fallen = jn nervös machen. Kasten 13. 1900 ff.
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29. in den Kasten glotzen – fernsehen. 1960 ff.
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30. etw auf dem Kasten haben = bezecht sein. Gemeint ist der Druck auf dem »Kasten = Schädel«. Seit dem 19. Jh.
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31. hundert Sachen auf dem Kasten haben = hundert Kilometer Stundengeschwindigkeit fahren. 1950 ff.
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32. viel (wenig, allerlei) auf dem Kasten haben = a) klug (dumm) sein; leistungsfähig sein; wenig leisten. Kasten = Schädel. 1920 ff. – b) eine hohe (geringe) Fahrgeschwindigkeit entwickeln. 1950 ff.
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33. nicht alle auf dem Kasten haben = nicht recht bei Verstand sein. 1920 ff.
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34. etw auf dem Kasten haben = a) ein Gesangstalent sein. Kasten = Brustkasten. 1920 ff. – b) Bizeps haben; einen kräftig entwickelten Oberkörper haben. 1910 ff.
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35. etw im Kasten haben = a) die Szene zu Ende gefilmt haben. Kasten = Filmkamera, Kurbelkasten. 1920 ff. – b) etw erlangt haben; etw fertiggestellt haben. 1960 ff.
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36. einen im Kasten haben = bezecht sein. Kasten 30. 1900 ff.
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37. in den Kasten kommen – als Heiratswilliger standesamtlich bekannt gemacht werden. Hier ist der Aushängekasten der Gemeindeverwaltung gemeint. 1875 ff.
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38. der Kasten hat Besuch gekriegt = a) man hat einen Tortreffer hinnehmen müssen. Kasten 11.
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Sportl 1950 ff. – b) man hat einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Halbw 1950 ff.
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39. etw in den Kasten kriegen = a) etw fotografieren; eine Szene zu Ende filmen. Kasten 35 a. 1920 ff. – b) einen Torball nicht abwehren können. Sportl 1920 ff.
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40. Kasten machen = sich niederlegen, ausruhen; schlafen gehen. Kasten 3. 1910 ff.
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41. den Kasten reinhalten (sauberhalten) =jeden auf das Tor gezielten Ball abwehren. Sportl 1950 ff.
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42. den Ball in den Kasten schaufeln – mühelos einen Tortreffer erzielen. Wie mit einer Schaufelbewegung hebt man den Ball mit dem Fuß über den am Boden liegenden Torwart. Sportl 1960 ff.
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43. im Kasten sein = a) als Heiratswillige öffenntlich bekannt gemacht sein. Kasten 37. 1875 ff. (mit Einführung der Standesämter). – b) zu Ende gefilmt sein. Kasten 35 a. Filmspr. 1920 ff. – c) es ist im Kasten = die Sache ist erledigt. 1975 ff.
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44. den Kasten streichen = ein Saiteninstrument spielen. »Kasten« spielt auf den großen Resonanzboden an. Seit dem 19. Jh.
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44 a. den Kasten vollhauen = viele Tortreffer erzielen. 1920 ff.
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44 b. den Kasten vollkriegen = viele Tortreffer hinnehmen müssen. 1920 ff.
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45. aus dem Kasten ziehen = sich vom Souffleur den Text vorsagen lassen. Kasten = Souffleurkasten. Theaterspr. 1900 ff.
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46. den Kasten zugenagelt haben = jeden Torball abwehren. Sportl 1950 ff.
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