Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Karte
Karte f \
1. Karte oder Scheit Holz (eine Karte oder ein Stück Holz): Zuruf an einen zögernd aufspielenden Kartenspieler. Gemeint ist, er solle eine Karte aufspielen oder ein Scheit Holz auflegen, damit die wartenden Mitspieler nicht erfrieren. Kartenspielerspr. seit dem 19. Jh.
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2. fette Karte = hochwertige Spielkarte. Sie macht den Stich »fett«. Kartenspielerspr. 1900 ff.
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2 a. gelbe Karte – ernstlicher Verweis; Verwarnung; Einspruch. Vom Fußballsport übernommen. 1974 ff. schül .
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2 b. gezinkte Karte = Unredlichkeit bei einer äußerlich einwandfreien Handlungsweise. zinken 1. 1920 ff.
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2 c. rote Karte = aa) Hinauswurf; Lokalverbot; Entlassung; Suspendierung. Von der roten Karte des Fußballschiedsrichters hergenommen. 1974 ff. – bb) Freiheitsstrafe. 1974 ff. – cc) Verbot eines Vorhabens. 1972 ff. – dd) Schulverweisung o.ä. 1975 ff.
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3. Karten abmelken = Spielkarten nur zum Schein mischen. Falschspielerspr. 1964 ff.
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4. die Karten aufdecken (offenlegen; auf den Tisch legen) = bisher absichtlich geheimgehaltene Pläne äußern. Von Kartenspielern übernommen. Vgl engl »to lay one's cards on the table«. Seit dem 19. Jh.
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4 a. die Karte ausreizen = a) eine Höchstforderung stellen; keine weiteren Möglichkeiten mehr haben. 1950 ff. – b) den Rekord anstreben. Sportl 1980 ff.
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4 b. eine Karte gegen jn ausspielen = jn in schwerwiegenden Nachteil bringen. 1900 ff.
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5. eine Karte biegen = auf eine Einladung zum Kartenspiel eingehen. Kartenspielerspr. 1920 ff.
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6. bring die Karten mal zum Pastor!: Redewendung des Kartenspielers bei schlechten oder bei schmutzigen Karten. Der Pastor soll sie segnen, damit sie Segen bringen, und taufen, damit sie rein werden. Kartenspielerspr. 1900 ff.
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7. die Karte brüllt = im Skat liegen gute Karten. Sie brüllen gewissermaßen wie Kühe, wenn das Euter prall ist. 1900 ff.
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8. die Karten dreschen = leidenschaftlich Karten spielen. Man schlägt die Karten heftig auf die Tischplatte. Seit dem 19. Jh.
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9. Karten kloppen – Karten spielen. Versteht sich wie das Vorhergehende. Seit dem 19. Jh.
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10. die Karten auf den Tisch knallen = rücksichtslos, energisch auftreten. 1950 ff.
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11. auf Karten leben = sich sehr einschränken müssen. Hergenommen von den Lebensmittelkarten bei Rationierung. Im Ersten Weltkrieg aufgekommen.
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11 a. die Karten auf den Tisch legen = Geheimgehaltenes offenbaren; die Lage freimütig bekennen. 1900 ff.
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12. eine Karte schmeißen = eine Spielkarte aufspielen. Seit dem 19. Jh.
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13. jm in die Karten sehen (gucken o. ä.) = jds Pläne oder Geheimnisse erkennen. 1500 ff.
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14. sich nicht in die Karten sehen lassen = seine Verhältnisse, Absichten usw. geheimhalten. 1500 ff.
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15. alles auf eine (betont!) Karte setzen = das Letzte wagen; sich keinen Ausweg lassen. Vom Kartenspieler hergenommen, der – etwa beim Null ouvert – trotz einer ungünstigen Karte das Spiel wagt. Vgl franz »jouer tout sur une carte«. Seit dem 19. Jh.
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16. jm in die Karten spielen = jm die zusagende Farbe ausspielen. Seit dem 19. Jh.
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17. mit falschen Karten spielen = betrügerisch handeln; täuschen; übertölpeln. 1920 ff.
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18. mit gezinkten Karten spielen = unredlich handeln. zinken. 1920 ff.
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19. mit offenen Karten spielen = seine Absichten und Wünsche nicht verbergen. Vgl franz »jouer cartes sur table«. 1900 ff.
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20. mit verdeckten Karten spielen = a) die wahre Absicht verheimlichen. 1920 ff. – b) nicht die volle Angriffsstärke entfalten. Sportl 1950 ff.
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21. eine Karte sticht = a) eine Maßnahme ist erfolgreich. Die stechende Karte ist höherwertig. Seit dem 19. Jh. – b) die Behauptung trifft zu; die Voraussage bewahrheitet sich. 1950 ff.
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22. die Karten überreizen = zuviel wagen; sein Können überschätzen; zu weit gehen. 1941 ff.
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23. jm die Karte verpesten = a) einem Kartenspieler über die Schulter blicken. Hängt mit der abergläubischen Geltung des bösen Blicks zusammen: durch Hineinblicken in die Karten bringt man Unheil. 1900 ff. – b) jn durch bloße Anwesenheit nervös machen. 1900 ff.
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24. die Karte nicht verraten – seine Absicht verheimlichen. Seit dem 19. Jh.
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