Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Karre
Karre (Karren ) f (m ) \
1. Fahrrad, Auto, Motorrad usw. Aufs Fahrrad bezogen, ist die zweirädrige Karre gemeint, vor allem als Abkürzung von »Tretkarre«; hingegen ist in Bezug auf das Auto der vierrädrige Karren gemeint. Nachdem »Karre« um 1865 die Berliner Pferdebahn gemeint hatte, ging die Bedeutung gegen 1900 auf das Fahrrad, später auch auf das Auto über. Der Vokabel haftet gelegentlich ein abfälliger Nebensinn an.
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2. Panzerkampfwagen. Sold 1939 bis heute.
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3. Flugzeug. Sold 1939 ff.
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4. große Karre = Luxusauto. 1955 ff.
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5. tolle Karre = eindrucksvolles Auto. Halbw 1955 ff.
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6. verfahrene Karre – mißglücktes Vorhaben. Seit dem 19. Jh.
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7. jm an die Karre fahren (kommen) = jn kränken, belangen, zurechtweisen. Hergenommen von der Karre, die gegen eine andere stößt. 1910 ff.
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8. mit jm Karre fahren = jn streng behandeln. Übernommen von ungestümer, gefährlicher Fahrt mit dem Karren. 1900 ff.
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9. die Karre in den Dreck (Kot, Schlamm, Pfütze) fahren (schieben) = eine Sache verderben; einer Sache eine ungünstige Wendung geben. Sinnbild für selbstverschuldetes Scheitern. 1500 ff.
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10. die Karre festfahren – etw falsch handhaben, gründlich verderben. Seit dem 19. Jh.
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11. die Karre ist festgefahren = das bisherige Vorgehen ist gescheitert; die Entwicklung ist aufgehalten. Seit dem 19. Jh.
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12. die Karre flottmachen (aus dem Dreck kriegen) = einer dem Scheitern nahen Sache zu Erfolgsaussichten verhelfen. 1900 ff.
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13. etw auf die falsche Karre laden = etw falsch auffassen; falsche Maßnahmen einleiten. 1950 ff.
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14. die Karre läuft gut = die Angelegenheit nimmt einen guten Fortgang. 1900 ff.
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15. die Karre laufen lassen = in eine Entwicklung nicht eingreifen; sich passiv verhalten. Seit dem 19. Jh.
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16. jm an die Karre pinkeln (pissen) = a) jm zu nahe treten. Gemeint ist, daß man am Karrenrad des anderen sein Wasser abschlägt. 1925 ff. – b) jn übertölpeln. 1925 ff.
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17. die Karre schmieren = jn bestechen. Gehört zu der sprichwörtlichen Wendung »wer gut schmiert, fährt gut«. Seit dem 19. Jh.
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18. in derselben Karre sitzen = mit jm das Schicksal teilen. 1900 ff.
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19. jn vor seine Karre spannen = jn zu selbstsüchtigen Zwecken ausnutzen. Man spannt den Betreffenden als Zugtier vor. 1920 ff.
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20. die Karre steckt im Dreck (o. ä.) = die Entwicklung ist ins Stocken geraten. 1800 ff.
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21. die Karre umkippen = eine Sache zum Scheitern bringen; Bankrott machen. 1900 ff.
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22. die Karre ist verfahren = die Angelegenheit ist verdorben, falsch betrieben worden. 1600 ff.
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23. die Karre aus dem Dreck (Graben) ziehen (holen, schieben) = eine ungünstige Entwicklung wieder in Ordnung bringen. 1600 ff.
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