Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Karnickel
Karnickel n \
1. Verantwortlicher, Schuldiger. Reststück der ursprünglich berlinischen Redensart »der Karnickel hat angefangen«. Der Hund eines Marktbesuchers zerreißt das lebendige Kaninchen einer Marktfrau, die, mit dem zehnfachen Ersatz nicht zufrieden, in die Klage gehen will; ein Schusterjunge erklärt sich gegenüber dem Hundebesitzer bereit, gegen ein Trinkgeld zu bezeugen, daß nicht der Hund, sondern das Kaninchen Anlaß zu der Tat gegeben hat. Die Geschichte stammt von Lami (1828), soll aber in ähnlicher Form schon vorher bekannt gewesen sein. 1840 ff.
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2. Versager. Österr 1950 ff.
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3. auf echt gequältes Karnickel = imitierter Hermelinpelz; Kleidungsstück aus Kaninchenfell 1930 ff.
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4. jn abschießen wie ein Karnickel – jn rücksichtslos erschießen. 1940 ff.
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5. das Karnickel sein = zurückgesetzt, unterdrückt sein; das Nachsehen haben. 1850 ff.
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6. das ist unterm Karnickel = das ist sehr schlecht, sehr minderwertig. Kaninchen gibt es in Mengen; in Mengen Vorhandenes ist nicht kostbar. Was jedoch
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noch unter dem Kaninchen ist, taugt überhaupt nichts. Berlin 1850 ff.
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