Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Kante
Kante f \
1. Gegend. Im Niederdeutschen bezeichnet »Kant« den Rand, die Seite einer Örtlichkeit; am geläufigsten »Waterkant = Küste«. Seit dem 17. Jh.
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2. Penis. Er ist die »Wasserkante« des Mannes. 1960 ff.
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3. Bordell. Hehlwort für »Örtlichkeit«. BSD 1965 ff.
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4. eindrucksvolles Mädchen. Die Kante als Schnittlinie zweier Ebenen entwickelt sich zur Bedeutung »scharfe Ecke«, und von da ergibt sich Analogie zu »scharfe Kurve«. »Kante« kann auch die Felskante meinen und auf Spitzbrüstigkeit anspielen. Halbw 1955 ff.
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5. Bordellprostituierte. BSD 1965 ff.
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6. an allen Kanten = überall. 1700 ff.
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7. auf keine Kante!: Ausdruck der Ablehnung. Wohl hergenommen von einer Kiste, die man nicht kanten darf. 1920 ff.
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8. auf die Kante gehen = Bordellprostituierte sein. Vgl Kante 3. BSD 1965 ff.
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9. etw auf der hohen Kante haben = Ersparnisse besitzen. Bei Geldmünzen, die in Rollen verpackt sind,
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steht jedes Geldstück aufrecht, nämlich auf der hohen Kante (= auf der schmalen Seite). Kann sich in der Bauernstube oder in der großen Wohnküche auch auf das Sims unterhalb der niedrigen Decke beziehen, auf das man Gegenstände ablegte, damit die Kinder nicht an sie heranlangen konnten. Seit dem 19. Jh.
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10. das kommt auf die hohe Kante – das kommt zu den Ersparnissen. Seit dem 19. Jh.
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11. Geld auf die hohe Kante legen (setzen) = Ersparnisse machen. Seit dem 17. Jh.
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12. die Beine (Füße) auf die hohe Kante legen = die Beine (Füße) hochlegen. 1950 ff.
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13. auf der äußersten Kante rumturnen = a) ein gewagtes Spiel treiben. Hergenommen von der Tätigkeit des Dachdeckers, Schornsteinfegers oder Zimmermanns. 1955 ff. – b) freche, herausfordernde Reden führen. 1955 ff.
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14. von der nassen Kante sein = gern trinken. 1900 ff.
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