Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Kamm
Kamm m \
1. jm den Kamm beschneiden = jds Übermut zügeln; jm die Geilheit austreiben. Nach abergläubischer Vorstellung wird der Haushahn unfruchtbar, wenn man ihn seiner Kammzier beraubt. 1900 ff.
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2. ihm geht der Kamm hoch = a) er wird wütend. Hergenommen vom Hahnenkamm. Seit dem 18. Jh. – b) er wird verwegen, angriffslustig. 1700 ff.
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3. Kämme kaufen = Vorsorge treffen; sich auf Unerfreuliches einstellen. Geht zurück auf den Spruch: »Kauft Kämme! Es kommen lausige Zeiten!« Der Spruch eines Jahrmarktverkäufers dürfte zwischen 1850 und 1890 in Berlin aufgekommen sein, vielleicht als Bruchstück aus einer Berliner Posse von Glaßbrenner oder Kalisch. Nordd 1910 ff.
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4. da liegt der Kamm bei der Butter = da herrscht unbeschreibliche Unordnung. 1870 ff.
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5. alle über einen Kamm scheren = alle Leute gleich behandeln; alle Menschen gleich einschätzen. Hergenommen vom Friseur, der für alle Kunden denselben Kamm benutzt, oder vom Tuchscherer, der grobe und feine Wollstoffe unterschiedslos über denselben Kamm schor. 1500 ff. Vgl schwed »skära alla öfver en kam«.
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6. ihm schwillt der Kamm = er wird übermütig, angriffslustig, zornig. Dem Hahn schwillt der Kamm, wenn er zornig wird. Seit dem 17./18. Jh.
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7. ihm steigt der Kamm= er wird zornig. Seit dem 18. Jh.
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8. jm auf den Kamm treten = a) jds Leidenschaftlichkeit dämpfen; jn anherrschen, scharf rügen. Analogie zu »jm auf den Fuß treten« unter Einfluß des Hahnenkamms als des Sinnbilds des Übermuts und der Hoffart. 1870 ff. – b) jn beleidigen; jn an seiner seelisch empfindlichsten Stelle treffen. Seit dem 1870 ff.
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9. ihm wächst der Kamm – er wird übermütig. Seit dem 17./18. Jh.
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