Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Kalb
Kalb n \
1. ungeschickter, alberner Mensch. Hergenommen vom mutwilligen und tölpischen Benehmen des Tieres. Seit dem 15. Jh.
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2. Rekrut. 1900 ff.
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3. junges Mädchen. 1900 ff.
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4. großer Hund. 1900 ff.
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5. Kalb Moses = ungeschickter, alberner, dummer Mensch. Aus » Kalb 1« verlängert unter Einfluß der biblischen Geschichte von Aarons goldenem Kalb (2. Moses 32, 1 ff.). 1700 ff.
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6. goldenes Kalb = heiratsfähige Tochter aus reichem Hause. Der biblische »Tanz um das goldene Kalb« ist hier die Bewerbung vieler um die reiche Tochter. 1900 ff.
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7. ein Kalb absetzen = sich erbrechen. Das Wort »Kalb« ahmt hier die Würgelaute nach. Seit dem 19. Jh.
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8. ein Kalb anbinden = sich erbrechen. Vgl das Vorhergehende. 1700 ff.
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9. aussehen (blicken) wie ein Kalb, wenn's donnert = einfältig blicken. 1900 ff.
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10. aussehen wie ein gestochenes Kalb (Augen machen wie ein gestochenes Kalb) = ausdruckslos, hilflos blicken. Bezieht sich auf den Augenausdruck des abgestochenen Kalbs. 1500 ff.
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11. ein Gesicht machen wie ein Kalb, wenn's donnert = verständnislos, erschrocken blicken. 1900 ff.
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12. ein Kalb machen (setzen) = sich erbrechen. Vgl Kalb 7. 1700 ff. Vgl niederl »een kalf maaken«.
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13. mit fremdem Kalb pflügen = sich eine fremde Leistung zunutze machen; Fremdes als Eigenes ausgeben; ein Plagiat begehen. Geht auf die Bibel zurück (Richter 14,18). 1500 ff.
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14. dem Kalb ins Auge schlagen = etw ungeschickt ausführen; grob, derb reden. Übertragen von der brutalen Handlung gegen ein wehrloses Tier. Seit dem 16. Jh.
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15. auf das Kalb schwören = Soldat werden. Gekürzt aus »auf das Kalbfell schwören«. Kalbfell meint das Fell der Trommel, vor allem das der Werbetrommel. Sold 1935 ff, wohl älter.
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