Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Junge
Junge I m \
1. Penis. Analog zu »kleiner Herr«. Halbw 1960 ff.
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2. Zuhälter. 1960 ff.
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3. Junge, Junge!: Ausruf der Verwunderung; Drohwort. Seit dem 19. Jh. Vgl engl und angloamerikan »o boy, o boy!«.
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4. alter Junge!: gemütliche Anrede an einen älteren Erwachsenen. Analog zu »alter Knabe«. 1830 ff.
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5. blauer Junge = Matrose. Geht zurück auf engl »blue boys = Matrosen«. Die blaue Farbe wurde in der englischen Marine unter Georg II. (1683-1760) eingeführt nach dem Vorbild seiner Maitresse, die Kleidung von blauer Farbe und Kragenblusen im späteren Marineschnitt bevorzugte. Seit dem späten 19. Jh.
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6. diesjähriger Junge = dummer, unerfahrener Mensch. Bezieht sich in der Viehzucht auf ein Tier, das in diesem Jahr geboren ist. Vgl »heuriger Hase«. 1850 ff.
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7. dufter Junge = a) anstellige männliche Person. dufte. 1920 ff. – b) schlauer Dieb. Rotw 1920 ff. – c) männlicher Prostituierter, der vertrauenswürdig ist.
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1950 ff.
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8. dummer Junge = Schimpfwort. In studentischer Auffassung ist die Bezeichnung eine Ehrenkränkung. Seit dem 18. Jh.
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9. fauler Junge = unzuverlässiger Mann; erpresserischer Prostituierter; Verräter. faul 1. Rotw seit dem frühen 19. Jh.
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10. feuchter Junge = Rekrut. Er ist »noch nicht trocken hinter den Ohren« oder muß noch »trockengelegt« werden (= bedarf ständig der Hilfe eines älteren Kameraden). 1910 ff.
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11. fixer Junge = a) geschäfts- und menschenerfahrener Mann mit vorwiegend betrügerischen Absichten. fix 1. 1910 ff. – b) anstelliger, reaktionsschneller Mann. Seit dem 18. Jh.
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12. flotter Junge = gut aussehender junger Mann. flott 1. Jug 1955 ff.
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13. gesunder Junge = Mann, der sich zu helfen weiß; praktisch veranlagter Mann. Er »hat seine fünf Sinne beisammen« und weiß seine Hände zu gebrauchen. Seit dem 19. Jh.
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14. großer Junge = Ehemann (Kosewort). 1900 ff.
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15. grüner Junge = a) Forsteleve, -praktikant; Förster
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in Ausbildung. Wegen der Uniformfarbe. 1920 ff. – b) Polizeibeamter. Wegen des Uniformtuchs. Vgl Grüner 7. 1950 ff. – c) unerfahrener, vorwitziger, vorlauter junger Mann. grün 1. 1800 ff.
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16. heißer Junge = Tatverdächtiger. heiß 5. 1950 ff.
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17. kesser Junge = a) anstelliger Mittäter; intelligenter Verbrecher. keß. Etwa seit der Mitte des 19. Jhs. – b) frecher, aufdringlicher Junge. 1920 ff.
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18. kleiner Junge = Penis. Junge I 1. Halbw 1960 ff.
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19. nasser Junge = a) Halbwüchsiger. Er ist »noch naß hinter den Ohren« oder der Nasenschleim hängt ihm noch aus der Nase ( Rotzjunge). 19. Jh. – b) Schmarotzer. naß. 19. Jh. – c) unzuverlässiger Mann. naß. 1900 ff. – d) Zechpreller. naß. 1870 ff.
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20. schlanker Junge = Zuhälter. schlank. 1920 ff.
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21. schwerer Junge = Schwerverbrecher. »Schwer« nach dem Vorbild von »schweres Verbrechen«, »schwere Schuld« o. ä. 1850 ff.
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22. süßer Junge = Homosexueller. Süßer. 1920 ff.
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23. jn wie einen dummen Jungen behandeln = jn wie
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einen unreifen Menschen behandeln; jn beleidigend behandeln. Seit dem 19. Jh.
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24. ein halber Junge sein = umhertollen; sich jungenhaft benehmen (auf kleine Mädchen bezogen). 1900 ff.
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25. nicht mehr wissen, ob man ein Junge oder ein Mädchen ist = verwirrt, ratlos sein. 1900 ff. Ähnlich schon im 16. Jh.
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Junge II pl
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1. Junge haben = bösartig, streitlüstern, angriffslustig sein. Tieren, die Junge haben, darf man nicht zu nahe kommen. 1935 ff.
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2. Junge kriegen = im Wert steigen (auf Wertpapiere o. ä. bezogen). »Junge« sind hier die Zinsen o. ä. 1870 ff.
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3. da könnte man Junge kriegen!: Ausdruck der Verzweiflung. 1900 ff.
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