Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Hut
Hut m \
1. Helm, Stahlhelm. Sold 1870 bis heute.
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2. Zielscheibe. Gemeint ist die figürliche Zielscheibe, die nur einen Kopf zeigt. BSD 1965 ff.
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3. Hut mit Grünkramkeller = Damenkopfbedeckung mit blumenähnlichen Gebilden. Der »Grünkramkeller« ist eigentlich der Kellerraum zur Einlagerung von Obst und Gemüse. 1920 ff.
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4. alter Hut = a) altbekannte Tatsache; Langgewohntes; alter Witz; Bekanntes als Neuigkeit vorgebracht. 1870 ff. – b) völlige Wertlosigkeit. 1920 ff. – c) gealterter, nicht mehr hochleistungsfähiger Sportler. Sportl 1950 ff.
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5. alter Hut mit alter Krempe = ganz alte Tatsache. 1972 ff, politikerspr.
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6. bügelfreier Hut = Stahlhelm. ⇨ Bügelfreier. BSD 1965 ff.
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7. eiserner Hut = Stahlhelm. ⇨ Eisenhut. BSD 1965 ff.
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8. ein ganzer Hut voll = sehr viel; sehr viele. 19. Jh.
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9. harter Hut = a) Stahlhelm. Sold 1939 bis heute. – b) Schutzhelm. 1950 ff.
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10. knitterfreier Hut = Stahlhelm. ⇨ Knitterfreier. BSD 1965 ff.
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11. steifer Hut = Stahlhelm. Eigentlich der Halbzylinderhut (⇨ Melone). BSD 1965 ff.
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12. wasserdichter Hut = Stahlhelm. Sold 1935 ff.
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13. aus dem Hut = ohne langes Überlegen; aus dem Stegreif. Hergenommen vom »Zauberer«, der ein Kaninchen o. ä. aus dem Hut »zaubert«, oder vom Redner, der seinen Notizzettel mit den Stichwörtern seiner Rede im Hut (unterm Hutband) versteckt hat. 1900 ff.
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14. das geht ihn einen alten Hut an = das geht ihn nichts an. ⇨ Hut 4 b. 1920 ff.
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15. er kann beim Haareschneiden den Hut aufbehalten = er hat eine Vollglatze. 1930 ff.
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15 a. ich esse meinen Hut auf, wenn...: Ausdruck der Beteuerung. Aus engl »I'll eat my hat if...« übersetzt. 1945 ff.
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16. einen Hut aufhaben = betrunken sein. Gemeint ist wohl, daß es dem Betreffenden auf den Hut geregnet hat. Der Filzhut, der sich voll Nässe saugt, steht stellvertretend für den »schweren Kopf«. 1965 ff.
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17. einen feuchten (nassen) Hut aufhaben = nicht recht bei Verstand sein. Versteht sich nach dem Vorhergehenden in dem Sinn, daß Bezechte sich wie närrisch gebärden. 1950 ff, halbw .
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18. jm einen falschen Hut aufsetzen = jm Unwahres einreden. 1920 ff.
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19. das kannst du einem erzählen, der seinen Hut mit der Gabel aufsetzt = das kannst du einem Dummen erzählen, aber nicht mir. 1935 ff.
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20. Leute unter einen Hut bringen = Charaktere verschiedenster Art zu erträglicher Zusammenarbeit führen; verschiedenartige Auffassungen vereinigen. Hergenommen von der einheitlichen Kopfbedeckung für eine Gruppe Gleichgesinnter oder (milit ) Gleichverpflichteter. Seit dem 19. Jh.
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21. ihn drückt der Hut = er hat Sorgen. Der enge Hut verursacht Kopfschmerzen. 1900 ff.
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22. jm den Hut eintreiben = jm auf den Hut schlagen. »Eintreiben« bezieht sich ursprünglich nur auf die steifen Hüte (Zylinderhut u. ä.). 19. Jh.
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23. jm eins auf den Hut geben = a) jm einen Schlag auf den Kopf versetzen. 1900 ff. – b) jn beschießen. Sold 1939 ff. – c) jm einen heftigen Verweis erteilen. Beruht auf der volkstümlichen Gleichsetzung von
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Prügeln und Tadeln. 1900 ff.
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24. einen unter dem Hut haben = a) von Sinnen sein; schwachsinnig sein. »Unter dem Hut« meint »im Kopf«; hinter »einen« ergänze »⇨ Vogel« o. ä. 1900 ff. – b) bezecht sein. Man hat den Rausch im Kopf. 1900 ff.
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25. damit habe ich nichts am Hut = das interessiert mich nicht; dafür bin ich nicht zuständig/verantwortlich. Versteht sich nach »sich etw an den ⇨ Hut stecken«. 1950 ff.
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26. eine Rede aus dem Hut halten = die vorbereitete Rede verstohlen ablesen. Der Manuskriptzettel steckt im Hut(band). Vgl ⇨ Hut 13. 1850 ff.
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26 a. jm auf den Hut hauen = jn heftig rügen. ⇨ Deckel 7. 1900 ff.
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27. für jn den Hut hinhalten = für jn Zuschüsse erwirken. Vom Bettler übernommen. 1950 ff.
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28. mir geht der Hut hoch (es jagt mir den Hut hoch) = ich werde wütend, brause auf. Der Hut geht hoch, wenn sich die Haare sträuben. 1920 ff.
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29. etw aus dem Hut holen = zu einer Lüge seine Zuflucht nehmen; eine Lüge ersinnen. Vom Zauberkünstler übernommen, der die unglaublichsten Dinge aus seinem Hut holt. 1900 ff.
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30. jm auf den Hut kommen = jn zur Verantwortung ziehen. Analog zu »jm auf den ⇨ Kopf kommen«. 1920 ff.
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31. unter 'einen Hut kommen = sich zu derselben Einstellung bekennen; sich einigen. ⇨ Hut 20. 1850 ff.
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32. einen auf den Hut kriegen = auf den Kopf geschlagen werden; einen kräftigen Verweis erhalten. Vgl ⇨ Hut 23. Seit dem späten 19. Jh.
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33. eins auf den Hut kriegen = einen empfindlichen Schaden davontragen. Vgl ⇨ Hut 23. 1900 ff.
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34. viel auf den Hut kriegen = unter heftigen Beschuß geraten. Vgl ⇨ Hut 23 b. Sold 1939 ff.
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35. eine Rede aus dem Hut lesen = eine Rede mit Hilfe des Stichwortzettels halten. ⇨ Hut 26. 1850 ff.
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36. etw aus dem Hut machen = etw improvisieren. Nach Zauberkünstlerart. ⇨ Hut 13. 1920 ff.
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37. einen durch den Hut machen = ausschweifend leben; sich in feuchtfröhlichen Kreisen bewegen. Hergenommen vom »Landesvater« bei farbentragenden Studentenverbindungen: es ist ein studentischer Festbrauch, die Studentenmützen auf den Degen (o. ä.) zu spießen. 1950 ff.
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38. den Hut nehmen = a) davongehen. 1900 ff. – b) seinen Rücktritt erklären; um seinen Abschied einkommen; sich als entlassen betrachten. 1900 ff.
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39. mir paßt kein Hut mehr = ich bin sehr verärgert, bin wütend. Die Zornesadern an der Schläfe sind geschwollen. 1950 ff.
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40. ihm paßt vor lauter Schlauheit der Hut nicht mehr = er trägt einen zu kleinen Hut. Seine Schläue, Erfahren- oder Klugheit ist ihm wohl »zu Kopf gestiegen« und hat dessen Umfang erweitert. 1920 ff.
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41. aus dem Hut quatschen = eine improvisierte Rede halten. ⇨ Hut 36. 1920 ff.
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42. steig' mir den Hut rauf!: Ausruf der Abweisung. Etwa soviel wie »blas' mir auf den Kopf!«. 1950 ff.
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43. den Hut in den Nacken rücken = unternehmungslustig sein. 1920 ff.
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44. siehst du den Hut dort auf der Stange?: Frage angesichts eines hochgewachsenen, hageren Menschen. Gemeint ist der aus Schillers »Wilhelm Tell« bekannte Geßlerhut, dem jeder seine Achtung zu zollen hatte; »⇨ Stange« steht für den Großwüchsigen (⇨ Bohnenstange). 1900 ff.
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45. unter dem Hut nicht gesund sein = verrückt sein. Vgl ⇨ Hut 24. 1500 ff.
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46. kurz unter dem Hut sein = einfältig, dumm sein. Ein niedriger Schädel gilt als Kennzeichen von Geistesbeschränktheit. Seit dem 19. Jh.
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47. nicht richtig unterm Hut sein = nicht bei Sinnen sein. ⇨ Hut 45. 1800 ff.
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48. er ist wie sein Hut, kleiner Kopf und großer Rand: Redewendung auf einen geistlosen Schwätzer. ⇨ Rand. 1940 ff.
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49. aus dem Hut singen = ein Lied improvisieren. ⇨ Hut 36. 1920 ff.
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50. der Hut sitzt auf Krakeel (Krawall) = der Hut ist ins Genick geschoben. Dies empfiehlt sich vor Handgreiflichkeiten, damit der Hut nicht über die Augen rutscht. ⇨ Krakeel; ⇨ Krawall. Vgl auch ⇨ Hut 43. Seit dem frühen 19. Jh.
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51. der Hut sitzt von links nach lustig = der Hut sitzt schräg. Entstanden offenbar aus Lust am Stabreim. 1910 ff.
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52. aus dem Hut spielen = vom Blatt spielen; musikalisch improvisieren. ⇨ Hut 36. 1910/20 ff.
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53. aus dem Hut sprechen = a) auf der Bühne improvisieren. ⇨ Hut 36. Theaterspr. 1920 ff. – b) eine improvisierte Rede halten. Seit dem 19. Jh.
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54. das kannst du dir an (auf) den Hut stecken = das mußt du aufgeben; das ist für dich wertlos. Leitet sich her von der Sitte der bei der Musterung angenommenen jungen Leute, Papierblumen o. ä. an den Hut zu stecken, oder von dem Geistesschwachen, der seinen Hut rundum mit Federn, Gräsern und wertlosem Tand besteckt. 1870 ff.
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55. der Hut steht auf halb acht = a) der Hut sitzt schief. Übernommen von der Uhrzeigerstellung. 1920 ff. – b) er ist bezecht. 1920 ff.
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56. der Hut steht auf halb dreizehn (halb zwölf; halb elf) = der Hut sitzt schief. 1920 ff.
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57. der Hut steht schief = man macht sich Sorgen. Als Gebärde ernster Überlegung infolge von Schwierigkeiten kratzt man sich über oder hinter dem Ohr und verschiebt dadurch den Sitz des Hutes. 1950 ff.
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58. der Hut steht auf Sturm = der Hut ist schief aufgesetzt; man wird streitlüstern. Vgl ⇨ Hut 43 und 50. Starker Wind wie auch der erregte Griff zur Krempe verrücken den Sitz des Hutes. 1920 ff.
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59. der Hut steht auf Windstärke 12 = der Hut sitzt schief. Steigerung des Vorhergehenden. 1920 ff.
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60. damit kannst du mir auf den Hut steigen!: Ausdruck der Ablehnung. Vgl ⇨ Hut 42. 1950 ff, bayr .
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61. vor jm den Hut ziehen = vor jm Achtung haben. Die Gebärde ist hier bildlich gemeint. 1800 ff.
1. Helm, Stahlhelm. Sold 1870 bis heute.
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2. Zielscheibe. Gemeint ist die figürliche Zielscheibe, die nur einen Kopf zeigt. BSD 1965 ff.
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3. Hut mit Grünkramkeller = Damenkopfbedeckung mit blumenähnlichen Gebilden. Der »Grünkramkeller« ist eigentlich der Kellerraum zur Einlagerung von Obst und Gemüse. 1920 ff.
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4. alter Hut = a) altbekannte Tatsache; Langgewohntes; alter Witz; Bekanntes als Neuigkeit vorgebracht. 1870 ff. – b) völlige Wertlosigkeit. 1920 ff. – c) gealterter, nicht mehr hochleistungsfähiger Sportler. Sportl 1950 ff.
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5. alter Hut mit alter Krempe = ganz alte Tatsache. 1972 ff, politikerspr.
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6. bügelfreier Hut = Stahlhelm. ⇨ Bügelfreier. BSD 1965 ff.
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7. eiserner Hut = Stahlhelm. ⇨ Eisenhut. BSD 1965 ff.
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8. ein ganzer Hut voll = sehr viel; sehr viele. 19. Jh.
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9. harter Hut = a) Stahlhelm. Sold 1939 bis heute. – b) Schutzhelm. 1950 ff.
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10. knitterfreier Hut = Stahlhelm. ⇨ Knitterfreier. BSD 1965 ff.
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11. steifer Hut = Stahlhelm. Eigentlich der Halbzylinderhut (⇨ Melone). BSD 1965 ff.
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12. wasserdichter Hut = Stahlhelm. Sold 1935 ff.
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13. aus dem Hut = ohne langes Überlegen; aus dem Stegreif. Hergenommen vom »Zauberer«, der ein Kaninchen o. ä. aus dem Hut »zaubert«, oder vom Redner, der seinen Notizzettel mit den Stichwörtern seiner Rede im Hut (unterm Hutband) versteckt hat. 1900 ff.
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14. das geht ihn einen alten Hut an = das geht ihn nichts an. ⇨ Hut 4 b. 1920 ff.
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15. er kann beim Haareschneiden den Hut aufbehalten = er hat eine Vollglatze. 1930 ff.
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15 a. ich esse meinen Hut auf, wenn...: Ausdruck der Beteuerung. Aus engl »I'll eat my hat if...« übersetzt. 1945 ff.
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16. einen Hut aufhaben = betrunken sein. Gemeint ist wohl, daß es dem Betreffenden auf den Hut geregnet hat. Der Filzhut, der sich voll Nässe saugt, steht stellvertretend für den »schweren Kopf«. 1965 ff.
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17. einen feuchten (nassen) Hut aufhaben = nicht recht bei Verstand sein. Versteht sich nach dem Vorhergehenden in dem Sinn, daß Bezechte sich wie närrisch gebärden. 1950 ff, halbw .
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18. jm einen falschen Hut aufsetzen = jm Unwahres einreden. 1920 ff.
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19. das kannst du einem erzählen, der seinen Hut mit der Gabel aufsetzt = das kannst du einem Dummen erzählen, aber nicht mir. 1935 ff.
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20. Leute unter einen Hut bringen = Charaktere verschiedenster Art zu erträglicher Zusammenarbeit führen; verschiedenartige Auffassungen vereinigen. Hergenommen von der einheitlichen Kopfbedeckung für eine Gruppe Gleichgesinnter oder (milit ) Gleichverpflichteter. Seit dem 19. Jh.
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21. ihn drückt der Hut = er hat Sorgen. Der enge Hut verursacht Kopfschmerzen. 1900 ff.
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22. jm den Hut eintreiben = jm auf den Hut schlagen. »Eintreiben« bezieht sich ursprünglich nur auf die steifen Hüte (Zylinderhut u. ä.). 19. Jh.
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23. jm eins auf den Hut geben = a) jm einen Schlag auf den Kopf versetzen. 1900 ff. – b) jn beschießen. Sold 1939 ff. – c) jm einen heftigen Verweis erteilen. Beruht auf der volkstümlichen Gleichsetzung von
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Prügeln und Tadeln. 1900 ff.
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24. einen unter dem Hut haben = a) von Sinnen sein; schwachsinnig sein. »Unter dem Hut« meint »im Kopf«; hinter »einen« ergänze »⇨ Vogel« o. ä. 1900 ff. – b) bezecht sein. Man hat den Rausch im Kopf. 1900 ff.
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25. damit habe ich nichts am Hut = das interessiert mich nicht; dafür bin ich nicht zuständig/verantwortlich. Versteht sich nach »sich etw an den ⇨ Hut stecken«. 1950 ff.
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26. eine Rede aus dem Hut halten = die vorbereitete Rede verstohlen ablesen. Der Manuskriptzettel steckt im Hut(band). Vgl ⇨ Hut 13. 1850 ff.
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26 a. jm auf den Hut hauen = jn heftig rügen. ⇨ Deckel 7. 1900 ff.
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27. für jn den Hut hinhalten = für jn Zuschüsse erwirken. Vom Bettler übernommen. 1950 ff.
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28. mir geht der Hut hoch (es jagt mir den Hut hoch) = ich werde wütend, brause auf. Der Hut geht hoch, wenn sich die Haare sträuben. 1920 ff.
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29. etw aus dem Hut holen = zu einer Lüge seine Zuflucht nehmen; eine Lüge ersinnen. Vom Zauberkünstler übernommen, der die unglaublichsten Dinge aus seinem Hut holt. 1900 ff.
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30. jm auf den Hut kommen = jn zur Verantwortung ziehen. Analog zu »jm auf den ⇨ Kopf kommen«. 1920 ff.
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31. unter 'einen Hut kommen = sich zu derselben Einstellung bekennen; sich einigen. ⇨ Hut 20. 1850 ff.
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32. einen auf den Hut kriegen = auf den Kopf geschlagen werden; einen kräftigen Verweis erhalten. Vgl ⇨ Hut 23. Seit dem späten 19. Jh.
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33. eins auf den Hut kriegen = einen empfindlichen Schaden davontragen. Vgl ⇨ Hut 23. 1900 ff.
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34. viel auf den Hut kriegen = unter heftigen Beschuß geraten. Vgl ⇨ Hut 23 b. Sold 1939 ff.
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35. eine Rede aus dem Hut lesen = eine Rede mit Hilfe des Stichwortzettels halten. ⇨ Hut 26. 1850 ff.
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36. etw aus dem Hut machen = etw improvisieren. Nach Zauberkünstlerart. ⇨ Hut 13. 1920 ff.
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37. einen durch den Hut machen = ausschweifend leben; sich in feuchtfröhlichen Kreisen bewegen. Hergenommen vom »Landesvater« bei farbentragenden Studentenverbindungen: es ist ein studentischer Festbrauch, die Studentenmützen auf den Degen (o. ä.) zu spießen. 1950 ff.
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38. den Hut nehmen = a) davongehen. 1900 ff. – b) seinen Rücktritt erklären; um seinen Abschied einkommen; sich als entlassen betrachten. 1900 ff.
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39. mir paßt kein Hut mehr = ich bin sehr verärgert, bin wütend. Die Zornesadern an der Schläfe sind geschwollen. 1950 ff.
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40. ihm paßt vor lauter Schlauheit der Hut nicht mehr = er trägt einen zu kleinen Hut. Seine Schläue, Erfahren- oder Klugheit ist ihm wohl »zu Kopf gestiegen« und hat dessen Umfang erweitert. 1920 ff.
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41. aus dem Hut quatschen = eine improvisierte Rede halten. ⇨ Hut 36. 1920 ff.
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42. steig' mir den Hut rauf!: Ausruf der Abweisung. Etwa soviel wie »blas' mir auf den Kopf!«. 1950 ff.
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43. den Hut in den Nacken rücken = unternehmungslustig sein. 1920 ff.
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44. siehst du den Hut dort auf der Stange?: Frage angesichts eines hochgewachsenen, hageren Menschen. Gemeint ist der aus Schillers »Wilhelm Tell« bekannte Geßlerhut, dem jeder seine Achtung zu zollen hatte; »⇨ Stange« steht für den Großwüchsigen (⇨ Bohnenstange). 1900 ff.
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45. unter dem Hut nicht gesund sein = verrückt sein. Vgl ⇨ Hut 24. 1500 ff.
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46. kurz unter dem Hut sein = einfältig, dumm sein. Ein niedriger Schädel gilt als Kennzeichen von Geistesbeschränktheit. Seit dem 19. Jh.
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47. nicht richtig unterm Hut sein = nicht bei Sinnen sein. ⇨ Hut 45. 1800 ff.
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48. er ist wie sein Hut, kleiner Kopf und großer Rand: Redewendung auf einen geistlosen Schwätzer. ⇨ Rand. 1940 ff.
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49. aus dem Hut singen = ein Lied improvisieren. ⇨ Hut 36. 1920 ff.
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50. der Hut sitzt auf Krakeel (Krawall) = der Hut ist ins Genick geschoben. Dies empfiehlt sich vor Handgreiflichkeiten, damit der Hut nicht über die Augen rutscht. ⇨ Krakeel; ⇨ Krawall. Vgl auch ⇨ Hut 43. Seit dem frühen 19. Jh.
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51. der Hut sitzt von links nach lustig = der Hut sitzt schräg. Entstanden offenbar aus Lust am Stabreim. 1910 ff.
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52. aus dem Hut spielen = vom Blatt spielen; musikalisch improvisieren. ⇨ Hut 36. 1910/20 ff.
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53. aus dem Hut sprechen = a) auf der Bühne improvisieren. ⇨ Hut 36. Theaterspr. 1920 ff. – b) eine improvisierte Rede halten. Seit dem 19. Jh.
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54. das kannst du dir an (auf) den Hut stecken = das mußt du aufgeben; das ist für dich wertlos. Leitet sich her von der Sitte der bei der Musterung angenommenen jungen Leute, Papierblumen o. ä. an den Hut zu stecken, oder von dem Geistesschwachen, der seinen Hut rundum mit Federn, Gräsern und wertlosem Tand besteckt. 1870 ff.
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55. der Hut steht auf halb acht = a) der Hut sitzt schief. Übernommen von der Uhrzeigerstellung. 1920 ff. – b) er ist bezecht. 1920 ff.
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56. der Hut steht auf halb dreizehn (halb zwölf; halb elf) = der Hut sitzt schief. 1920 ff.
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57. der Hut steht schief = man macht sich Sorgen. Als Gebärde ernster Überlegung infolge von Schwierigkeiten kratzt man sich über oder hinter dem Ohr und verschiebt dadurch den Sitz des Hutes. 1950 ff.
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58. der Hut steht auf Sturm = der Hut ist schief aufgesetzt; man wird streitlüstern. Vgl ⇨ Hut 43 und 50. Starker Wind wie auch der erregte Griff zur Krempe verrücken den Sitz des Hutes. 1920 ff.
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59. der Hut steht auf Windstärke 12 = der Hut sitzt schief. Steigerung des Vorhergehenden. 1920 ff.
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60. damit kannst du mir auf den Hut steigen!: Ausdruck der Ablehnung. Vgl ⇨ Hut 42. 1950 ff, bayr .
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61. vor jm den Hut ziehen = vor jm Achtung haben. Die Gebärde ist hier bildlich gemeint. 1800 ff.