Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Hund
Hund m \
1. Fehlwurf; schlechtester Wurf beim Würfeln; Fehler; Verstoß. Die Bezeichnung hängt mit der Hundeverachtung zusammen. 1800 ff.
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2. Mann (Kosewort). Fußt auf den Metaphern »treuer Hund«, »braver Hund«, »folgsamer Hund«, auch »Schoßhund« o. ä. 1900 ff.
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3. Schimpfwort. Die internationale Mindergeltung des ältesten Haustiers beruht wohl auf menschlichem Empfinden widerwärtig erscheinendem Verhalten. Das Schimpfwort »Hund« gilt dem Widerwärtigen, auch dem Niederträchtigen. Seit dem 15. Jh.
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4. pl = Begleitflugzeuge einer Bomberstaffel o. ä. Sie sind wie Jagd- und Spürhunde um den Jäger versammelt. Sold 1939 ff.
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5. Hund mit halben Beinen = Dackel. Wegen seiner Kurzbeinigkeit. 1910 ff.
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6. Hund mit Geweih = Dummer. Dem Schimpfwort »Hund« wird hier sinngemäß das Gehörn des Ochsen (Sinnbildtier der Dummheit) beigegeben, wodurch sich Verstärkung einstellt. Schül 1950 ff.
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7. Hund mit Henkel = Hund mit gerolltem Schwanz. 1950 ff.
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8. abgelaufener Hund = Dackel. Seine Kurzbeinigkeit wird als Verschleißerscheinung gedeutet. 1900 ff.
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9. alter Hund = altgedienter Soldat. Ein braver Hund gehorcht jedem Befehl. Seit dem 19. Jh.
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10. armer Hund = a) armer, mittelloser Mensch. 19. Jh. – b) bedauernswerter Mensch. 19. Jh.
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11. wie ein begossener Hund = kleinlaut, schuldbewußt. 1800 ff.
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12. bellender Hund = Rekrutenausbilder, Unteroffizier o. ä. Bellen = schimpfen, anherrschen. Sold in beiden Weltkriegen.
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13. bepißter Hund = Mensch, der kleinlaut davongeht. Die Besudelung durch »Pisse = Harn« gilt umgangssprachlich seit altersher als Sinnbildhandlung schlimmen Tadels. 1800 ff.
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14. blöder Hund = dummer, einfältiger Mensch; unsympathischer Mensch. (Auch scherzhafte Anrede unter guten Kameraden.) Spätestens seit 1900, schül und sold .
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15. damischer Hund = dummer Bursche. damisch. Bayr 1900 ff.
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16. dämlicher Hund = dummer Kerl. dämlich. 1900 ff.
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17. selten dämlicher Hund = völliger Versager. 1920 ff.
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18. dicker Hund = a) große Sache; gute Erfolgsaussicht; unglaubwürdiger Vorgang; schwieriger und gefährlicher militärischer Einsatz; große Frechheit; arge Zumutung o. ä. 1920 ff, vor allem schül , stud und sold . – b) ausgedehnte Zecherei. 1930 ff. – c) aufgedeckte Straftat; Strafverfahren. 1950 ff, halbw . – d) grober grammatikalischer oder orthografischer Fehler. 1930 ff. – e) wichtige, einflußreiche Person. Variante zu »großes Tier«. 1935 ff. – f) Millionengeschäft. 1965 ff. – g) Unwetter. 1970 ff.
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19. dickster Hund = achtlos weggeworfener Müll. In den späten sechziger Jahren des 20. Jhs aufgekommen mit dem erwachenden Kampf der Behörden gegen die Umweltverschmutzung.
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20. der dickste Hund, der je gebraten wurde = unerhörter Vorfall; sehr große Frechheit. Halbw nach 1950.
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21. doofer Hund = dümmlicher Mensch. doof. 1900 ff.
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22. dösiger Hund = verträumter Mensch. dösig. 1900 ff.
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23. dummer Hund = dummer Mensch; seinen eigenen Vorteil nicht wahrnehmender Mensch. Seit dem 19. Jh.
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24. eingebildeter Hund = dünkelhafter Mensch. 1920 ff.
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25. eisiger Hund = Mann, den nichts rührt; Mann, der sich durch nichts aus der Fassung bringen läßt. Seine Gefühle sind wie vereist. Sold 1914 ff.
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26. eiskalter Hund = gefühlloser Streber. 1920 ff.
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27. elender (elendiger) Hund = niederträchtiger Mensch. 1850 ff.
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28. fader Hund = energieloser Mensch. fad. 1920 ff.
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29. falscher Hund = a) Deutsches Beefsteak. Man vermutet scherzhaft, der »falsche Hase« sei aus Hundefleisch hergestellt. BSD 1965 ff. – b) unzuverlässiger, heimtückischer Mann. falsch 6. 1700 ff.
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30. fauler Hund = träger Mensch. Faul = bewegungs-, arbeitsscheu. 1870 ff.
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31. feiger Hund = a) Feigling. Feig(e) ist der Hund, der, statt anzugreifen, den Schwanz einkneift und flüchtet. Seit dem 15. Jh. – b) unkameradschaftlicher Mensch, feige 1. Schül 1900 ff.
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32. feiner Hund = a) gutgekleideter Mann; Mann, der auf Vornehmheit hält. Weitgehend Ausdruck für den deutschen Offizierstypus aus dem Blickwinkel der Witzblätter. Spätestens seit 1900. – b) charaktervoller, kameradschaftlicher Mann; beliebter Vorgesetzter. »Fein« spielt hier auf die Vornehmheit der Gesinnung an. 1920 ff. – c) niederträchtiger Mann. Stark iron . 1920 ff.
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33. feister Hund = beleibter Mann. 1930 ff.
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34. fieser Hund = charakterloser Mensch. fies. 1920 ff.
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35. flauer Hund = energieloser Mann. flau. 1935 ff.
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36. fliegender Hund = a) Flugzeug; Wasserflugzeug. Eigentlich das Flattertier mit hundeähnlichem Kopf. Marinespr und fliegerspr in beiden Weltkriegen. – b) Sputnik II. Der Satellit hatte die Hündin Laika an Bord. Start am 3. November 1957. – c) Fallschirmjäger. BSD 1965 ff.
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37. frecher Hund = frecher, dreister, mit Worten angreifender, verwegener Mann. 1870 ff.
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38. gehackter Hund = a) Hackbraten, Deutsches Beefsteak o. ä. Falls der Ausdruck nicht von deutschen Wortschöpfern geprägt sein sollte, fußt er auf franz
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»haché de chien« und hängt zusammen mit der Einschließung der Stadt Paris im Kriege 1870/71, als Hundefleisch die Geltung einer Delikatesse erhielt. 1914 bis heute, sold . – b) Büchsenfleisch. 1914 ff. – c) Ragout fin. 1920 ff.
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39. geheizter Hund = Moped. Es läuft kaum schneller als ein Hund, aber es hat eine Heizung (= Verbrennungsmotor) eingebaut. Österr 1955 ff.
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40. geiler Hund = a) schikanöser Rekrutenausbilder. Er ist dienstgeil. BSD 1965 ff. – b) Unabkömmlicher. Er gibt sich so diensteifrig, daß der Arbeitgeber ihn nicht entbehren mag. BSD 1965 ff.
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41. geiziger Hund = Geizhals. 1920 ff.
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42. gelackter Hund = a) kecker, scheinbar mutiger Mann. Der Lack ist das schöne Äußere, dem das Innere im Ernstfall nicht entspricht. 1920 ff. – b) nicht vertrauenswürdiger, undurchsichtiger Mann. 1920 ff.
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43. gemeiner Hund = niederträchtiger Mann. 1850 ff.
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44. gerissener Hund = lebenserfahrener, listiger, erfolggewohnter Mensch. gerissen. 1900 ff.
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45. gescherter Hund = übler Kerl. geschert. Bayr seit dem 19. Jh.
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46. geschickter Hund = tüchtiger, einfallsreicher
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Mann. 1920 ff.
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47. großer Hund = einflußreiche Persönlichkeit; hochgestellter Vorgesetzter. Analog zu »großes Tier«. 1900 ff.
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48. grüner Hund = Landpolizeibeamter. Wegen der grünen Uniform. 1950 ff.
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49. guter Hund = kameradschaftlicher Mitschüler. 1960 ff.
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50. halber Hund = a) Stück zähen, mageren Rindfleischs; zähe Bratenscheibe. 1920 ff. – b) Stangenkäse mit Butterbrot. Wohl dem »halben Hahn« der Kölner nachgeahmt. Stud 1900 ff, Leipzig.
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51. harter Hund = unangenehme, schwierige Sache. An ihr hat man schwer zu kauen. 1900 ff.
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51 a. heißer Hund = heißes Würstchen zwischen zwei Brötchenhälften. Aus angloamerikan »hot dog« übersetzt. 1950 ff.
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52. junger Hund = a) unerfahrener, ungeschickter junger Mann. 19. Jh. – b) Rekrut 1900 ff. – c) junger Schauspieler. Theaterspr. 1900 ff.
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53. kalter Hund = gefühlloser Mann. 1920 ff.
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54. kein Hund = niemand. 1800 ff.
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55. krummer Hund = a) Mensch in schlechter (unmilitärischer) Körperhaltung. Alles unmilitärische Benehmen gilt milit als »krumm«. Erstmals im 15. Jh., wiederaufgelebt im späten 19. Jh. – b) Versager; unzuverlässiger Mensch; heimtückischer Mann. Er hat keinen »geraden« (aufrichtigen) Charakter und macht » krumme Sachen«. 1870 ff. – c) geiziger, kleinlicher Mensch. 1920 ff.
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56. lahmer Hund = Einzelgänger. lahm. Schül 1960 ff.
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57. linker Hund = a) Linkshänder, der manches falsch macht. Halle/Saale 1950 ff. – b) hinterhältiger Mann. link. 1960 ff. – c) Sozialist (abf ). 1870 ff.
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58. loser Hund = mutwilliger, listiger Mann. los. 1900 ff.
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59. mieser Hund = minderwertiger, charakterloser Mensch. mies. 1920 ff.
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60. müder Hund = schwungloser, wenig unternehmungslustiger Mann; Schimpfwort. Bayr 1920 ff.
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61. nobler Hund = freigebiger Mann. 1900 ff.
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62. roter Hund = a) Sozialdemokrat (abf ). rot 1. 1870 ff. – b) Hautwolf. Anspielung auf die Rötung und scherzhafte Anschwächung der Gefährlichkeit von »Wolf« zu »Hund«. BSD 1965 ff.
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63. schäbiger Hund = niederträchtiger Mensch. schäbig. 1920 ff.
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64. scharfer Hund = a) unnachsichtig urteilender Richter; strenger Vorgesetzter. Er ist »scharf« wie ein Hund, der auf den Mann dressiert ist. 1920 ff. – b) strenger Kritiker. 1920 ff.
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65. scheeler Hund = schweres Schimpfwort. »Scheel« nimmt den Sinn von »heimtückisch« an. 1920 ff.
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66. schiefer Hund = Schimpfwort. Analog zu »krummer Hund«. 1920 ff.
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67. schlapper Hund = energieloser, weichlicher Mann. schlapp. 1900 ff.
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68. schlauer Hund = welterfahrener, allen Lebenslagen gewachsener Mann. Seit dem 19. Jh.
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69. schneidiger Hund = mannhafter, verwegener, militärisch straffer Soldat oder Offizier. schneidig. 1939 ff.
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70. schwarzer Hund = a) Hund, für den keine Hundesteuer entrichtet worden ist. schwarz = außerhalb der amtlichen Bestimmungen. 1965 ff. – b) Mitglied der CDU/CSU (abf ). schwarz 1. 1950.
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71. steifer Hund = unbeholfener, wenig gewandter Mann. Seit dem 19. Jh.
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72. strammer Hund = energischer Vorgesetzter; strenger, unnachgiebiger, Mannhaftigkeit heischender Mann. Sold 1939 ff.
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73. sturer Hund = Mensch, der durch nichts zu beeinflussen oder von der Verfolgung seines Vorhabens abzubringen ist; hartnäckiger, unbeirrbar handelnder Mann. stur. (Hundefreunde halten dieses Schimpfwort auf einen Menschen für eine Beleidigung der Hunde.) 1930 ff.
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74. toller Hund = a) verrückter Mensch. Meint eigentlich den tollwütigen Hund. 19. Jh. – b) verwegener Mann. Sold 1939 ff.
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75. toter Hund = Frikadelle, Hackbraten, Deutsches Beefsteak. Hund 38. 1930 ff.
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76. tückischer Hund = hinterhältiger, nicht vertrauenswürdiger Mensch. Seit dem 19. Jh.
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77. verlogener Hund = lügnerischer Mensch. 1950 ff.
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78. verrückter Hund = waghalsiger, durch Leidenschaft törichter Mann. Sold 1939 ff.
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79. versoffener Hund = Trunksüchtiger ohne feste Wohnung. Er streunt wie ein herrenloser Hund. 1940 ff.
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80. verwegener Hund = Draufgänger. 1920 ff.
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81. warmer Hund = Würstchen mit Senf zwischen halbierter Semmel. Übernommen aus engl »hot dog«. Vgl Hund 51 a. 1945 ff.
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82. widerlicher Hund = unsympathischer Mann. 1900 ff.
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83. wilder Hund = Draufgänger. BSD 1955 ff.
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84. wüster Hund = ungestümer, draufgängerischer Mann. Sold 1939 ff.
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85. zäher Hund = Mensch, der harte körperliche Anstrengungen durchhält. 1935 ff.
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86. zwei Hunde an einem Knochen = Umwerbung eines Mädchens durch zwei Liebhaber. 1900 ff.
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87. bekannt wie ein bunter Hund = überall bekannt. »Bunt« ist der gescheckte Hund, der eher ausfällt als der einfarbige. 1600 ff.
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88. müde wie ein Hund = sehr müde; übermüdet. Herzuleiten vom Hund des Schäfers, vom Karrenhund oder vom Hund nach der Jagd. 1800 ff.
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89. jn abknallen wie einen tollen (tollwütigen, räudigen) Hund = jn ungerührt erschießen. Tollwütige Hunde müssen erschossen werden. 1930 ff.
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90. etw abschütteln wie der Hund die Flöhe = sich etw nicht nahe gehen lassen. Seit dem 19. Jh.
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91. etw abschütteln wie der Hund den Regen (die Regentropfen, das Wasser) = sich etw nicht zu Herzen nehmen. Seit dem 19. Jh.
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92. ihn bellt (kläfft) kein Hund mehr an = um ihn kümmert sich niemand mehr; er hat die allgemeine Achtung verloren. 1900 ff.
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93. er ist (es) nicht wert, daß ihn die Hunde anpinkeln = er ist höchst minderwertig. Hergenommen von einem Übeltäter, der, an Händen und Füßen gefesselt, am Schandpfahl steht und die Hunde nicht abwehren kann; harnen nicht einmal sie ihn an, muß der Betreffende überaus ehrlos sein. 1600 ff.
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94. er ist so dumm, daß ihn die Hunde anpinkeln = er ist sehr dumm. Gemeint ist, daß der Dumme den Hund nicht verjagt, der an ihm sein Bein hebt. 1900 ff.
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95. kein Hund pißt ihn an = er hat jegliche Achtung eingebüßt. Hund 93. 1800 ff.
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96. er ist (es) nicht wert, daß ihn die Hunde anpissen = er ist höchst minderwertig. Hund 93. 1600 ff.
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97. schaff' dir einen Hund an, der deine Anschläge frißt: Redewendung auf einen, der Pläne über Pläne
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schmiedet. Von so vielen Plänen könnte ein Hund sattwerden. 1900 ff.
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98. einen dicken Hund ausbrüten = eine völlig verfehlte Maßnahme mit entsprechend bösen Folgen treffen; einen argen, folgenschweren Irrtum begehen. Hund 18. 1940 ff.
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99. wie Hund aussehen = in schlechtem Zustand sein. Hergenommen vom ungepflegten, herrenlosen Hund. BSD 1970 ff.
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100. da liegt der Hund begraben = auf diese Sache kommt es an; dies ist das Entscheidende; das ist der Kern der Sache. Die Redensart ist nicht befriedigend geklärt. Im alten Volksglauben lagern Hunde auf vergrabenen Schätzen und werden oft mit dem Schatz selbst identifiziert. 1600 ff.
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101. da liegt auch ein Hund begraben: Redewendung des Kartenspielers, wenn er schlechte Karten hat. 1900 ff.
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102. hier ist der tote Hund begraben = dies ist eine öde, unwirtliche Gegend. Hunde wurden früher auf dem Schindanger verscharrt. Österr 1955 ff.
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103. da beißt sich der H. in den Schwanz = das bringt nicht weiter; das ist ein Teufelskreis. Analog zu Katze 14 a. Seit dem 19. Jh.
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103 a. wo die Hunde mit dem Arsch (Schwanz) bellen = nirgends; auch Anspielung auf einen unbedeutenden Ort. Bezieht sich auf den volkstümlich sprichwörtlichen Ort Buxtehude, »wo die Hunde mit dem Schwanz bellen«. »Hund« meint den Glockenklöppel, ursprünglich mit der Hand geschwungen, dann durch ein Tau (= Schwanz des Hundes) in Bewegung gesetzt. 19. Jh.
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104. um etw betteln wie ein Hund = um etw inständig bitten. Spielt an auf das Verhalten schlecht erzogener Hunde angesichts essender Menschen. 1900 ff.
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105. erschlagene Hunde beuteln = wirkungslos Gewordenes (zu spät) scharf kritisieren. beuteln 1 und 2. 1920 ff.
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106. einen fetten Hund braten = sich gröblich irren. Hund 18. 1960 ff.
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107. jn auf den Hund bringen = jn zugrunde richten. Bewirkungsform von »auf den Hund kommen«. 19. Jh.
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108. das bringt ihn auf den Hund = dadurch kommt er in eine üble Lage. Seit dem 19. Jh.
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109. einen dicken Hund drehen = eine schwere Straftat begehen. Hund 18; zu »drehen« vgl Ding 33. 1960 ff.
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110. Hunde flöhen = eine langweilige, sinnlose Arbeit verrichten. Seit dem 19. Jh.
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111. frieren wie ein (junger) Hund = heftig frieren. Junge Hunde sind nackt oder nur dünn behaart und entsprechend kälteempfindlich. 1700 ff.
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112. dich hat wohl ein toller Hund gebissen?: Frage an einen, der unsinnige Behauptungen aufstellt. Seit dem 19. Jh.
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113. vor die Hunde gehen = verkommen. Übertragen vom Bild der wildernden Hunde, die krankes, schwaches, schlechtes Wild jagen und töten. 1600 ff. Vgl engl »to go to the dogs«.
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114. von allen Hunden gehetzt sein = sich in jeder Gefahr zu helfen wissen; jede List kennen. Hergenommen vom Wild, das den auf seine Fährte gesetzten Hunden entgeht. 1800 ff.
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115. am Hund getittet haben = von roher Gemütsart, unkameradschaftlich sein. Man ist von einer Hündin gesäugt, unter Hunden großgeworden. 1900 ff.
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116. das gönne ich keinem Hund = das wünsche ich niemandem; das möchte ich niemandem zumuten. Leitet sich her von der schlechten Behandlung von Hunden. Seit dem 19. Jh.
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117. was jeder Hund hat = Spielkartenfarbe »Karo«. Die Kartenfarbe heißt auch »Eckstein«, und einen Eckstein »hat« jeder Hund. Kartenspielerspr. 1950 ff.
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118. einen dicken Hund haben = beim Skatspiel eine gute Karte in der Hand haben. Hund 18. 1930 ff, kartenspielerspr.
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119. einen schweren Hund am Hals haben = erheblich vorbestraft sein. Vielleicht späte oder neuaufgefrischte Erinnerung an die frühere Strafe des Hundetragens. Halbw 1950 ff.
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120. es ist so schlechtes Wetter, daß man keinen Hund vor die Tür (auf die Straße) jagt = es ist sehr unfreundliches, naßkaltes Wetter. 1600 ff.
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121. das jammert einen Hund (einen toten H.) = das findet schärfste Mißbilligung. Seit Ende des 19. Jhs.
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122. das kann einen Hund jammern = das ist äußerst schlecht, nichtswürdig. Darüber würde auch ein Hund ins Jaulen geraten. 1840 ff.
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123. auf den Hund kommen = a) wirtschaftlich absinken; schwer erkranken; in Not geraten; verkommen. Herkunft umstritten. Entweder hergenommen vom »Hundetragen« als schimpflicher Bestrafung oder verkürzt aus »vom Pferd auf den Hund kommen«, nämlich das bisherige Pferdefuhrwerk durch ein Hunde-
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fuhrwerk ersetzen. »Hund« ist auch der eiserne Behälter zur Aufbewahrung nötigster Habe (die Reserven anbrechen = in Not sein), und »Hund« meint den schlechtesten Wurf beim Würfeln. 18. Jh. – b) sich einen Hund anschaffen. Scherzhaft-wörtliche Auffassung der vorhergehenden Bedeutung. Seit dem frühen 19. Jh.
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124. danach kräht kein Hund und Hahn = an diese Sache erinnert sich niemand mehr. Mißverstanden aus »danach kräht kein Hahn« ( Hahn 16). Seit dem 19. Jh.
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125. es ist, um junge Hunde zu kriegen!: Ausdruck der Verzweiflung. Seit dem späten 19. Jh.
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126. nun kriegt der Hund junge Katzen!: Ausdruck der Überraschung. 1960 ff.
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127. sich krummlegen wie ein Hund = sich sehr einschränken. Hunde liegen gern eingerollt. Wortspiel mit » krummlegen«. 1960 ff.
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128. den letzten Hund von der Kette lassen = das treffendste Argument offenbaren. Dieser »letzte Hund« ist ein bissiger Angreifer. 1960 ff.
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129. einen dicken Hund laufen haben = in ein Strafverfahren verwickelt sein; auf die Aburteilung warten. Hund 18. 1950 ff, halbw .
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129 a. den toten H. lausen = Unsinniges, Überflüssiges tun. 1920 ff.
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130. leben wie ein Hund = armselig, in sehr dürftigen Verhältnissen leben. Vgl Goethe, Faust: »es möcht' kein Hund so länger leben«. Seit dem 19. Jh.
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131. Hunde, wollt ihr ewig leben? = Turnunterricht. Übernommen vom Titel des 1958/59 unter der Regie von Frank Wisbar gedrehten Spielfilms nach dem gleichnamigen Roman von Fritz Wöss. Die Redensart wird auf einen Zuruf Friedrichs II. an die in der Schlacht bei Kolin (1757) zurückflutenden Soldaten Preußens zurückgeführt. Schül 1959 ff.
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132. mit etw keinen Hund aus dem (vom) Ofen locken (hinter dem Ofen hervorlocken) = mit etw keinerlei Anreiz ausüben. »Ofen« meint ursprünglich wohl die Fußhöhlung des gemauerten Ofens, in der der Hund zu liegen pflegt; verläßt der Hund diesen Platz nicht einmal um des Fressens willen, muß der Leckerbissen minderwertig sein. 1500 ff.
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133. mit etw keinen Hund aus dem Backofen locken = mit etw vergeblich reizen. 1900 ff.
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134. mit etw keinen Hund von der Zentralheizung (weg)locken können = mit etw erfolglos bleiben müssen. Modernisierte Form von Hund 132. 1960 ff.
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135. einen ganz großen Hund loslassen = eine gefährliche, folgenschwere Sache anzetteln. Der befreite Kettenhund ist angriffslustig. 1950 ff.
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136. einen Hund losmachen = etw Besonderes verursachen. Vgl das Vorhergehende. 1950 ff, halbw .
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137. mach' keinen dicken Hund los! = reg' dich nicht auf! Hund 18. Halbw 1950 ff.
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138. der Hund ist los = der Kampf beginnt. Vgl Hund 135. Sold 1939 ff.
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139. der große Hund ist los = ein Großkampf hat begonnen. Sold 1939 ff.
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140. alle Hunde sind los = es herrscht Aufregung und Durcheinander. 1910 ff.
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141. von ihm nimmt kein Hund ein Stück Brot = er wird von allen verachtet. Hunde haben zuweilen eine untrügliche Witterung für die Garstigkeit (Schlechtigkeit) eines Menschen. 15./16. Jh.
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142. von ihm nimmt kein Hund mehr einen Knochen = er ist der allgemeinen Verachtung anheimgefallen. Vgl das Vorhergehende. 1900 ff.
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143. jn niederknallen wie einen tollen Hund = ohne innere Regung jn erschießen. Hund 89. 1930 ff.
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144. einen ganz dicken Hund am Schwanz packen = eine sehr heikle Sache erörtern. Hund 18. Halbw 1950 ff.
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145. da ist ein dicker Hund passiert = da ist etwas sehr Wichtiges geschehen. Hund 18. 1950 ff.
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146. und wenn es kleine (junge) Hunde regnet! = auf jeden Fall! Ausdruck der Beteuerung. Gemeint ist, daß auch heftigster Dauer- oder Sturzregen (vgl engl »it is raining cats and dogs«) einen nicht von dem Vorhaben o. ä. abbringen könnte. 1900 ff.
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147. jetzt scheiß' der Hund drein!: Ausdruck der Wut über einen Mißerfolg. Seit dem 19. Jh.
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148. da scheißt der Hund ins Feuerzeug!: Ausdruck der Verzweiflung oder Enttäuschung, weil eine Sache mißlungen ist. 1945 ff.
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149. du brauchst (mich) nicht gleich krummer Hund zu schimpfen = du brauchst nicht sofort grob zu werden. 1900 ff.
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150. wie Hund schmecken = widerlich schmecken. Nach allgemeiner Ansicht ist Hundefleisch unschmackhaft; in Hungerzeiten war man anderer Meinung. BSD 1965 ff.
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151. es schmeckt wie dicker Hund von hinten = es schmeckt scheußlich. 1950 ff, schül .
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151 a. sich schütteln wie ein nasser Hund = Einwände nicht beherzigen; Lästiges abweisen. 1900 ff.
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152. mit etw auf dem Hund sein = mit etw in schlechter Verfassung sein; kein Geld mehr haben. Verkürzt aus »auf den Hund gekommen sein«. ( Hund 123). 1700 ff.
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153. das ist unter dem (unter allem) Hund = das ist höchst minderwertig. Im volkstümlichen Vorurteil ist der Hund noch immer das Sinnbild des Minderwertigen; was noch darunter ist, ist also vollends verachtenswert. Seit dem frühen 19. Jh.
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154. kaputt sein wie ein toter Hund = völlig erschöpft sein. kaputt. 1950 ff.
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155. der Hund ist von der Kette = man ist ausgelassen, hemmungslos. 1950 ff.
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156. unter dem Hund spielen = sehr schlecht kartenspielen. Hund 153. Kartenspielerspr. 1900 ff.
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157. das ist der Moment, wo der Hund ins Wasser rennt (springt) = das ist der wichtige Augenblick. Vgl Affe 56. 1920 ff.
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158. bei euch ist wohl der Hund gestorben?: Frage an einen, der zu kurze Hosen trägt. Anspielung auf Halbmastbeflaggung zum Zeichen der Trauer. 1930 ff, jug .
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158 a. den Hund zur Jagd tragen = sich mit einem Energielosen abgeben. 1800 (?) ff.
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159. das macht den Hund in der Pfanne verrückt = das treibt einen zum Äußersten, macht einen nervös, raubt einem die Beherrschung. Vgl das Folgende. 1930 ff.
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160. da wird der Hund in der Pfanne verrückt!: Ausdruck ratloser Verwunderung über Unerwartetes. Gleichbed hieß es früher »da wird die Laus auf dem Kopf verrückt«. Zu dieser anschaulichen Redensart wurde vielleicht die Variante »da wird der Aal in der Pfanne verrückt« gebildet und »Aal« durch »Hund« ersetzt in Erinnerung an wirklichen oder vermeintlichen Hundebraten. Etwa seit 1910.
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161. schlafende Hunde wecken = mögliche Gegner aufmerksam machen; unerwünschte Gewinnmöglichkeiten vereiteln. Wohl hergenommen von Dieben, die nicht leise genug auftreten. 1500 ff.
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162. wegsein wie Fischers Hund = a) ausdauernd ausbleiben; lange fernbleiben. Auf die Frage, was mit Fischers Hund sei, erhält man die Antwort: »er war 14 Tage weg« (weil der Fischer zwei Wochen auf See war). 1960 ff. – b) längere Zeit geistesabwesend sein; ohnmächtig sein. 1960 ff.
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163. zusammenlaufen wie die Hunde = wahllos heiraten; ohne Standesrücksichten heiraten. 1800 ff.
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