Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Hintern
Hintern m \
1. Gesäß. Verkürzt aus »Hinteren«, der Genitiv-, Dativ- und Akkusativform von »Hinterer«. Seit dem 19. Jh.
\
2. ein Hintern wie ein 80-Taler-Pferd = breites Gesäß. Westd 19. Jh.
\
3. ein Hintern, auf dem eine Ju 52 landen kann = breites Gesäß. Fliegerspr. 1939 ff.
\
4. eiserner Hintern = Mensch, der sich in allen Lagen durchsetzt. Verfeinerte Form von »eiserner Arsch«, Arsch 26. 1920 ff.
\
5. sich etw am Hintern abfingern können = etw unschwer begreifen können. Arsch 48. Seit dem 19. Jh.
\
6. gut, daß sein Hintern angewachsen ist; sonst würde er auch noch ihn vergessen: Redewendung angesichts eines Vergeßlichen. Vgl Arsch 61. 1900 ff.
\
7. ich lasse mir nicht am Hintern arbeiten: scherzhaft verdreht aus »ich lasse mich nicht am Arbeiten hindern«. 1930 ff.
\
8. den Hintern aufhaben = sich fürchten; Angst haben. Vgl Arsch 181. 1939 ff, sold .
————
9. jm den Hintern aufreißen = a) jn rauh, entwürdigend behandeln; jm schwer zu schaffen machen. Arsch 63. 1930 ff. – b) jn schikanös einexerzieren. Kasernenhofjargon. 1930 ff. – c) jds Flugzeug von hinten beschießen. Fliegerspr. 1939 ff.
\
10. ich reiße ihm den Hintern aus!: Drohrede. Arsch 75. 1940 ff.
\
11. einen warmen Hintern behalten = mit dem Leben davonkommen. Vgl Arsch 146. Sold spätestens seit 1939.
\
12. jm in den Hintern beißen = jn heimtückisch überfallen. Hergenommen vom Angriff hinterlistiger Hunde. 1900 ff.
\
13. da möchte man sich in den Hintern beißen!: Ausdruck des Ärgers, der Wut, der Verzweiflung. Vor Wut möchte man Unmögliches vollbringen. Arsch 82. 1900 ff.
\
14. in den Hintern gebissen sein = einen Hautwolf haben. 1910 ff.
\
15. sich in den Hintern gebissen haben = eine mißliche Lage selbst verschuldet haben. Der Hautwolf ist vielfach auf Eigenverschulden zurückzuführen. 1910 ff.
————
16. den Hintern betrügen = sich erbrechen. Feinere Form von »den Arsch betrügen«. 1900 ff.
\
16 a. sich den Hintern breitsitzen = eine sitzende Tätigkeit ausüben. 1920 ff.
\
17. mit etw auf den Hintern fallen = mit etw scheitern. Vgl Arsch 100. 1930 ff.
\
18. ihm hat's noch nicht in den Hintern geregnet = er hat den Ernst des Lebens noch nicht erlebt. Fußt auf dem Landstreicherleben: man kampiert ohne Dach und wird im Schlaf vom Regen überrascht. 1920 ff.
\
19. aussehen wie aus dem Hintern gezogen = sehr schmutzig aussehen. 1910 ff.
\
20. sein Hintern hat Kirmes = er wird heftig geprügelt. Übertragen von Kirmesschlägereien. 1920 ff.
\
21. keinen reinen Hintern haben = ein schlechtes Gewissen haben; mitschuldig sein. Derbe Vorstellung von der moralischen Unsauberkeit. 1900 ff.
\
22. einen trockenen Hintern haben = militärisch eine ungefährliche Stellung innehaben. Da beschmutzt man nicht vor Angst seine Hose von innen, liegt nicht bei Regen im Gelände. Sold 1939 ff.
\
23. den Hintern in die Luft hängen = sich als Flieger Gefahren aussetzen; lebensgefährliche Flüge unter-
————
nehmen. Fliegerspr. 1939 ff.
\
24. alles an den Hintern hängen = alles Geld für Kleidung ausgeben. 1800 ff.
\
25. mit dem Hintern an der Wand hängen = überlistet, hintergangen werden. Hergenommen von einer Rauferei, bei der man an die Wand gedrängt wird und keine Rückzugs- oder Ausweichmöglichkeit mehr hat. Sold 1939 ff.
\
26. seinen Hintern hergeben mögen = sein Letztes hergeben mögen, um anderen zu helfen. 1920 ff.
\
27. den Hintern hinhalten = sich der Gefahr aussetzen. Derbe Variante von »den Kopf hinhalten«. Sold 1939 ff.
\
28. jm den Hintern hochbinden (nach oben binden) = jn streng behandeln. 1935 ff, sold und ziv .
\
28 a. den Hintern nicht mehr hochkriegen = zum Geschlechtsverkehr nicht mehr taugen. 1930 ff.
\
29. sich den Hintern voll Koste holen = a) sich erhebliche Unannehmlichkeiten zuziehen. Koste = Beköstigung; hier Umschreibung für »Prügel«. 1900 ff, westd . – b) heftig geprügelt werden. Westd 1900 ff.
\
30. jm in den Hintern krauchen (kriechen) = jn würdelos umschmeicheln. Arsch 161. Seit dem 19. Jh.
————
31. einen kalten Hintern kriegen = sterben; im Krieg fallen. Sold in beiden Weltkriegen.
\
32. mit dem Hintern lachen = durch auffälliges Wackeln mit dem Gesäß Männer anlocken. Berlin 1960 ff.
\
33. den Hintern lüften = aufstehen. 1900 ff.
\
34. Anleihe beim Hintern machen = mit den Hinterkopfhaaren die beginnende Glatze überkämmen. »Hintern« meint hier den Hinterkopf. 1900 ff.
\
35. jm auf den Hintern rutschen = jn umschmeicheln. Hergenommen von homosexueller Betätigung. 1920 ff.
\
36. sich auf den Hintern setzen = fleißig lernen. 1900 ff.
\
37. auf seinem Hintern können 4 Mann Skat spielen, und da bleibt noch Platz für den Aschenbecher = er hat ein sehr breites Gesäß. Sold 1930 ff.
\
38. jm mit dem nackten Hintern ins Gesicht springen = jn unvorbereitet mit einer unangenehmen Sache behelligen. 1930 ff.
\
39. jm den Hintern streicheln = jm schmeicheln, um ihm etw abzugewinnen. 1930 ff.
\
40. mit 'einem Hintern auf mehreren Hochzeiten tan-
————
zen = mehrerlei gleichzeitig betreiben. Hochzeit. 1900 ff.
\
41. nicht mal seinem eigenen Hintern trauen = überaus mißtrauisch sein. 1935 ff.
\
42. jm in den Hintern treten = a) jn zur Eile anspornen. 1900 ff. – b) jn streng zurechtweisen. 1930 ff. – c) jn nachdrücklich die Mißachtung spüren lassen. 1950 ff.
\
43. sich von jm nicht in den Hintern treten lassen = eine Kränkung nicht widerspruchslos hinnehmen. 1950 ff.
\
43 a. ich hätte mich in den Hintern treten können!: Ausdruck der Verzweiflung, der Ohnmacht. 1920 ff.
\
44. jm den Hintern versohlen = jn auf das Gesäß schlagen. versohlen. Seit dem 19. Jh.
\
45. den Hintern voll brauchen = Prügel auf das Gesäß verdienen. 1900 ff.
\
46. den Hintern vollhaben = der Unterlegene sein. Man hat Prügel erhalten. 1900 ff.
\
46 a. den Hintern vollkriegen = Schläge auf das Gesäß erhalten. 1900 ff.
\
47. mit dem Hintern wackeln = a) Verneigungen andeuten. 1925 ff. – b) Empfangschef in Speiselokalen
————
o.ä. sein. 1925 ff. – c) moderne Tänze tanzen. 1930 ff.
\
48. der Wagen ist ihm unterm Hintern weggerutscht = auf abschüssiger Strecke hat das Auto nicht mehr dem Willen des Fahrers gehorcht. 1920 ff.
\
49. den Hintern zukneifen = sterben, im Krieg fallen. Vgl Arsch 251. Seit dem 19. Jh.
\
50. den Hintern zusammenkneifen = sich aufraffen; sich ein Herz fassen. Arschbacke 6. 1900 ff.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Hintern