Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
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1. armseliges Dorf. Entstanden aus »Gehöft«. Seit dem 19. Jh.
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2. Penis. Als Dolchgriff aufgefaßt. 1500 ff.
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3. Vagina. Eigentlich die Öffnung, in die das Schneidinstrument eingeklemmt wird. 1500 ff.
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4. ausgelassener Mensch; Sonderling, der dumme Streiche macht. Nebenform von Hecht. 19. Jh.
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5. langes Heft = großwüchsiger Mensch. Heft = Handgriff eines Werkzeugs = Stiel = Stange. Analog zu Bohnenstange. 1900 ff.
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6. tolles Heft = närrischer Mensch. Nebenform zu »toller Hecht«. 1850 ff.
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7. das Heft aus der Hand geben = seinen bestimmenden Einfluß, die Leitung aufgeben. Heft = Griff an Hieb- und Stichwaffen; wer ihn aus der Hand gibt, beendet den Kampf. 1700 ff.
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8. das Heft in der Hand haben (halten) = bestimmen, leiten; überlegen sein. Seit dem 17. Jh.
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8 a. das Heft in die Hand kriegen (bekommen) = die Oberhand gewinnen. Seit dem 19. Jh.
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9. das Heft in die Hand nehmen = die Leitung übernehmen. Heft = Schwertgriff. Seit dem 19. Jh.
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9 a. jm das Heft aus der Hand nehmen = jn seines Einflusses berauben; jn ausschalten, übergehen. Seit dem 19. Jh.
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10. sich das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen = sich aus dem leitenden Posten nicht verdrängen lassen. 1900 ff.
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11. ein Heft reiten = Niedergeschriebenes ausdruckslos vorlesen. Heft = schriftliche Unterlage; Vorlesungs-, Redemanuskript. Stud 1870 ff.
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12. in keinen guten Heften stecken = kränklich sein; von angegriffener Gesundheit sein. »Heft« als Handgriff entwickelt sich weiter zur Bedeutung »Türangel« und »Gelenk«. Seit dem 19. Jh.
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