Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Hase
Hase m \
1. kleiner Junge (Kosewort). Häschen 3. Seit dem 19. Jh.
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2. kleines Mädchen (Kosewort); junges Mädchen (Kosewort). Häschen 1. Seit dem 19. Jh.
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3. Kosewort für Frau und Mann. 1900 ff.
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4. Läufer, nach dessen Tempo sich der Kamerad richtet. Von der Hasenjagd hergenommen. Sportl 1950 ff.
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5. vor sich hinträumender Mensch. Hasen schlafen angeblich mit offenen Augen. 1920 ff.
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6. Feigling. Was der Mensch dem Hasen als Feigheit auslegt, ist in Wahrheit Wachsamkeit infolge gesunden Selbsterhaltungstriebs. Das Vorurteil erscheint unausrottbar. Seit dem 19. Jh.
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7. alter Hase = a) Fachmann mit reicher Erfahrung; erfahrener Kartenspieler; altgedienter Soldat. Der alte Hase weiß, wie man sich verhalten muß, um nicht von einer Kugel getroffen zu werden, oder den Verfolgern zu entgehen. Seit dem 19. Jh. – b) rückfälliger Straftäter. 1920 ff.
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8. alter beschossener Hase (altbeschossener Hase) = alterfahrener Soldat. Sold in beiden Weltkriegen.
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8 a. armer Hase = bedauernswerter Mensch. 1920 ff.
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9. erfahrener Hase = gründlicher Kenner der Verhältnisse. 1920 ff.
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10. falscher Hase = a) Hackbraten. Man formt ihn dem Hasen nach. Seit dem 19. Jh. – b) als Braten oder Hackbraten zubereitete Katze. Vgl Dachhase. 1910 ff.
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11. gehackter Hase = Frikadelle, Hackbraten. BSD 1965 ff.
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12. kein heuriger Hase = vielerfahrener Mensch. Heurig = in diesem Jahr geboren. 1500 ff.
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13. sauberer Hase = gut aussehendes und nicht prüdes Mädchen. Hase 2. Jug 1950 ff.
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14. scharfer Hase = geschlechtlich aufreizendes Mädchen. Hase 2; scharf. 1950 ff.
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15. strammer Hase = gutgewachsene weibliche Person. Stramm = straff (ohne Hängebusen; ohne breites Gesäß). Hase 3. 1935 ff.
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16. unbeschossener Hase = Mensch ohne Lebenserfahrung. Hase 8. 1914 ff.
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17. wie Hasen abknallen (abschießen) = Flüchtende in Menge erschießen. Übertragen von der Treibjagd
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auf Hasen. Sold in beiden Weltkriegen.
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18. die Hasen brauen = Nebel steigt aus dem Wald und über den Feldern auf. Als ob sämtliche Feldhasen und Wildkaninchen zu regem »Brauen = Sieden = Kochen« sich versammelt hätten. 1700 ff.
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19. ein Herz haben wie ein Hase = feige sein. Hase 6. Seit dem 16. Jh.
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20. wie die Hasen laufen (rennen) = ungeregelt flüchten; schnell laufen. 1900 ff.
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21. wie läuft der Hase? = wie entwickelt sich die Sache? 1700 ff.
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22. merken, wie der Hase läuft = merken, welche Entwicklung die Sache nimmt. Seit dem 18. Jh.
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23. sehen, wie der Hase läuft (wo der Hase langläuft) = die Entwicklung der Dinge abwarten. Der Hase ist bekannt für sein Hakenschlagen; der erfahrene Jäger läßt sich nicht von einem einzelnen Haken täuschen, sondern wartet ab, welche Hauptrichtung der Hase einschlägt. Seit dem 18. Jh.
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24. warten, wie der Hase läuft = die Entwicklung abwarten. Vgl das Vorhergehende. 1900 ff.
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25. wissen, wie der Hase läuft = den üblichen Verlauf einer Angelegenheit kennen; den wahren Sachverhalt
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kennen. Seit dem 18. Jh.
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26. da liegt der Hase im Pfeffer = das ist bei alledem das Wichtigste; dies ist die Hauptschwierigkeit, der entscheidende Fehler. »Pfeffer« meint die stark gewürzte Sauce, auch das eingemachte Wildbret. Der Hase, der in diesem Pfeffer liegt, ist nicht mehr lebendig zu machen; oder man weiß nun, wo der verschwundene Hase geblieben ist. 1200 ff.
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27. einen Hasen machen = flüchten; weglaufen; die Stellung räumen. Vgl Hase 6. Seit dem frühen 19. Jh.
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28. die Hasen rauchen = aus dem Wald steigt Nebel auf; die Holzfäller machen ein Feuer. Hase 18. 1700 ff.
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29. Hasen schießen = Mädchenbekanntschaften schließen. Hase 2. Vgl auch »schießen = ejakulieren«. Wien 1920 ff.
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30. jm die Hasen in die Küche treiben = jm bequeme Erfolge verschaffen. 1950 ff.
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31. wie Hase tun = sich dumm stellen. Gehört zu »mein Name ist Hase«. 1900 ff.
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