Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
hängen
hängen v \
1. intr = im Rollentext stocken. Man bleibt im Text hängen. Theaterspr. 1920 ff.
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2. intr = langsamer spielen als die übrigen Mitglieder einer Musikkapelle o.ä.; das vorgeschriebene Tempo nicht einhalten können. Musikerspr. 1950 ff.
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3. intr = das Arbeitspensum nicht bewältigen; Lieferfristen nicht einhalten. Hängen = festhaken, zurückbleiben. 1955 ff.
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4. intr = in schlaffer Haltung stehen. 1920 ff.
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5. intr = nicht recht bei Verstand sein. Der Verstand hakt fest, steht still. Schül 1950 ff.
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6. intr = eine Freundin haben. Die Freundin hält den jungen Mann am Angelhaken. Halbw 1960 ff.
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7. ich hänge!: Ausdruck der Überraschung. Versteht sich nach » hängen 5«. Jug 1950 ff.
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8. sich an jn hängen = sich jm fest anschließen; von jm nicht ablassen. Das Kind hängt sich an die Rockschöße der Mutter. 1600 ff.
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9. aneinander hängen = a) immer zusammen sein. Gehört zu »aneinanderhängen wie die Kletten«. Seit dem 19. Jh. – b) mit jm in Streit leben. Man ist einan-
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der »in die Haare gefahren« und läßt nicht los. Seit dem 19. Jh.
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10. bei jm hängen = a) bei jm Schulden haben. Verkürzt aus der gleichbed Redensart »bei jm im Buch hängen«, wobei »Buch« das Schuldnerverzeichnis meint. 1800 ff, stud . – b) jm unangenehm aufgefallen sein; sich jds Wohlwollen verscherzt haben. Im Sinne des Vorhergehenden von einem Schuldverhältnis herzuleiten: wer dem Gläubiger nicht zahlt, verliert dessen Achtung und Rücksichtnahme. 1900 ff.
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11. hinter etw hängen = eine Flasche (o.ä.) vor sich stehen haben. Jug 1955 ff.
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12. mit jm hängen = mit jm einen Ehrenhandel auszufechten haben. Der Ehrenhandel ist noch »anhängig«. Stud 19. Jh.
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13. intr = sich aufhalten; sich befinden (ich hänge gerade in Berlin). Hängen = festhängen = haften. Seit dem 19. Jh.
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14. vor dem Fernsehgerät hängen = (ausdauernd) fernsehen. 1960 ff.
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15. einen hängen haben = betrunken sein. Verkürzt aus »einen Haarbeutel hängen haben«. Seit dem 19. Jh.
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16. etw hängen haben = verschuldet sein. hängen 10. Seit dem 19. Jh.
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17. wer lang hat, läßt lang hängen = der Begüterte bringt seine Wohlhabenheit zur Geltung. Leitet sich wohl her von den Handkrausen aus Spitzen, wie sie im 17. Jh. modisch wurden. 1750 ff.
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18. jn hängen lassen = a) einen Schüler nicht versetzen. Hängen = festhaken; nicht vorwärtskommen. 1920 ff. – b) jn im Stich lassen; jn vernachlässigen, absichtlich nicht beachten. Seit dem 19. Jh.
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19. etw hängen lassen = a) Schulden hinterlassen. hängen 10. Seit dem 19. Jh. – b) die Untersuchung verzögern. 1920 ff.
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20. sich hängen lassen = nicht energisch sein; mutlos sein; den milit Dienst nachlässig versehen. Anspielung auf schlechte Körperhaltung: man drückt die Brust nicht heraus, sondern krümmt den Rücken, als ob man eine schwere Bürde trüge. hängen 4. Seit dem 19. Jh.
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21. ich lasse mich hängen, wenn...: Ausdruck der Beteuerung. Anspielung auf die Hinrichtung durch den Strang. 1800 ff.
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22. jetzt ist hängen im Schacht = jetzt ist Schluß. Wird auf einer Zeche nicht gefördert, ruhen die Räder
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im Förderturm, und das Förderseil hängt ruhig im Schacht. Gegen 1955 aufgekommen mit der Stillegung vieler Bergwerksbetriebe an der Ruhr. BSD 1965 ff.
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