Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Hahn
Hahn m \
1. Ehemann, Liebhaber. 1900 ff.
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2. Penis. 1900 ff.
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3. Jugendlicher; unreifer Junge. Verkürzt aus »junger Hahn«. Halbw 1955 ff.
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4. Hahn mit tausend Flugstunden = zähes Brathähnchen. BSD 1965 ff.
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5. halber Hahn = a) Versager. Der Betreffende ist nur ein halber Mann. 1950 ff, halbw . – b) alter Holländer Käse mit Brötchen. Westd Gastwirtssprache seit dem 19. Jh.: Ein Kölner versprach in einem Gasthaus seinen Freunden einen lecker gebratenen halben Hahn und ließ ihnen dann ein »Röggelchen« (= Brötchen, Semmel) mit Käse vorsetzen.
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6. halber Hahn mit Kompott = »Röggelchen« (Brötchen) mit einer Scheibe Käse und Senf. Köln, seit dem 19. Jh.
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7. der rote Hahn = Brandstiftung, Feuersbrunst. Hergenommen von dem mit Rötel gezeichneten Hahn, einem Gaunerzinken, mit welchem dem Bedrohten die zu erwartende Brandstiftung angekündigt wurde. Seit dem 16. Jh.
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8. scharfer Hahn = Weiberheld. Scharf = liebesgierig. 1900 ff.
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9. verliebter alter Hahn = verliebter alter Mann.1900 ff.
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10. den Hahn abdrehen (zudrehen) = einer Entwicklung Einhalt gebieten; Zuschüsse sperren. Hergenommen vom Wasserkran oder vom Gashahn, der dem säumigen Zahler gesperrt wird. 1950 ff. Vgl franz »fermer le robinet«.
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11. seinen Hahn aufdrehen = harnen (auf Männer bezogen). 1950 ff.
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11 a. den Hahn aufmachen = Gas geben. Kraftfahrerspr. 1930 ff.
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12. vom Hahn beschifft sein = nicht recht bei Verstand sein. Beschiffen = beharnen. 1950 ff.
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13. du bist wohl vom Hahn betrampelt? = du weißt wohl nicht, was du redest? Vom Hühnerhof übertragen. 1900 ff.
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13 a. vollen Hahn geben = Höchstgeschwindigkeit erreichen. Vgl Hahn 11 a. Kraftfahrerspr. 1930 ff.
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14. vom Hahn (vom wilden Hahn) gebissen sein = nicht bei Sinnen sein. 1930 ff.
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15. vom wilden Hahn gepiekt (gestrampelt) sein = nicht klar bei Verstand sein. 1930 ff.
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16. danach kräht kein Hahn mehr = darum bekümmert sich niemand mehr; das vermißt keiner. »Danach« ist nicht zeitlich gemeint, sondern ursächlich im Sinne von »um dieses; deswegen«. Auch geläufig in der Form »danach kräht nicht Huhn noch Hahn mehr« und »es kräht weder Huhn noch Hahn danach«. 1500 ff.
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17. einen Hahn kriegen = wütend werden. Versteht sich nach der Redensart »ihm schwillt der Kamm«. 1960 ff, stud .
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18. Hahn im Korbe sein = a) der Meistgeschätzte sein. »Korb« meint den Hühnerkorb, den Hühnerhof: der Hahn wird höher geschätzt als die Hühner. 1500 ff. Vgl franz »être le coq du village«. – b) in einem Kreis von weiblichen Personen der einzige Mann sein. 1870 ff.
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19. jm den roten Hahn aufs Dach setzen = jds Haus in Brand stecken. Hahn 7. 1500 ff.
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20. von einer Sache soviel verstehen wie der Hahn vom Eierlegen = in einer Sache gänzlich unwissend sein. 1920 ff.
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