Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Haar
Haar n \
1. Haar im Streckhang = langes, strähniges, unfrisiertes Haar. Die Haare hängen nach unten wie der Turner an der Leiter. 1950 ff.
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2. leicht angerostete Haare = rötlich schimmernde Haare. 1925 ff.
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3. lieber keine Haare als eine Glatze!: scherzhafte Trostrede an einen Kahlköpfigen. Vgl ⇨ Glatze 10. 1920 ff.
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4. krumme Haare = Locken; krause Haare. 1900 ff.
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5. lange Haare, kurzer Verstand: vermeintliche Lebensweisheit über die angebliche Dummheit der Frauen. 1800 ff.
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6. rostiges Haar = rötliches Haar. 1900 ff.
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7. sechs (drei) Haare in sieben Reihen = dünner Schnurrbart; erster bescheidener Bartwuchs. Soll man um 1871 mit Bezug auf Bismarck gesagt haben, als er in Frankfurt am Main abstieg, wo er als Preuße unbeliebt war.
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8. verrostetes Haar = rötliches Haar. 1900 ff.
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9. sich die Haare abgestoßen haben = glatzköpfig sein. Man hat sie abgestoßen am Oberteil der viel zu
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kurzen Bettstelle oder unter dem Helm. 1900 ff.
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10. die Haare abkaddeln = die Haare schneiden (ungeschickt und mit stumpfem Werkzeug). ⇨ kaddeln. 1900 ff.
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11. die Haare abmähen = die Haare schneiden. Vom Mähen mit der Sense hergenommen. 1920 ff.
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12. da möchte (könnte) man sich die Haare einzeln ausraufen (ausreißen)!: Ausdruck der Verzweiflung und der Ratlosigkeit. 1900 ff.
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13. an ihm bleibt kein gutes Haar = man bestreitet ihm jegliche Vorzüge; man kennzeichnet ihn als unzuverlässig, als nicht vertrauenswürdig u.ä. »Kein gutes Haar« spielt auf Rothaarigkeit an, die vielfach blindlings als Zeichen bösartiger Gesinnung, von Treulosigkeit und Niedertracht ausgelegt wird. Seit dem 19. Jh.
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14. mir bluten die Haare = ich leide unter den Nachwehen einer durchzechten Nacht. Vgl ⇨ Haarspitzenkatarrh. 1957 ff.
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15. jm die Haare vom Kopf essen (fressen) = jm alles Eßbare wegessen; bei jm überaus großen Appetit entwickeln. Verstärkung von »jm die ⇨ Ohren vom Kopf essen«. 1850 ff.
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16. einander in die Haare fahren = zu streiten beginnen. Ursprünglich auf den tätlichen Kampf bezogen, später auch auf das Wortgefecht. Seit dem 17. Jh.
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17. ein Haar in der Suppe (in etw) finden = durch eine unangenehme Entdeckung von etw abgeschreckt werden. Das Haar in der Suppe steht sinnbildlich für einen abstoßenden Befund. Seit dem 17. Jh. Vgl franz »nous y avons trouvé un cheveu«.
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18. einander in die Haare geraten = sich streiten. ⇨ Haar 16. 1600 ff.
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19. sich in die eigenen Haare geraten = auf sich selber wütend sein. 1925 ff.
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20. seine Haare noch nicht alle haben = kahlköpfig sein. Tröstlicher Euphemismus. 1920 ff.
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21. einen (zuviel) in den Haaren haben = bezecht sein. 19. Jh.
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22. Haare auf der Brust haben = a) energisch sein; sich stets zu helfen wissen. Haare als Zeichen von Kraft und Energie. Sold 1939 ff. – b) ein guter Kamerad sein. Man tritt für den anderen tatkräftig ein. Sold 1939 ff.
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23. mehr Schulden als Haare auf dem Kopf haben = sehr verschuldet sein. Fußt auf Psalm 40,13, wo von den Sünden gesagt wird: »ihrer ist mehr denn Haare
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auf meinem Haupt«. 1500 ff.
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24. Haare auf den Zähnen haben = a) schlagfertig, unverträglich sein; aufbegehren; Widerworte geben. Leitet sich her entweder von den Haaren als Zeichen der Männlichkeit (noch verstärkt dadurch, daß sie auf den Zähnen wachsen) oder von Hund oder Katze, denen nach einem Kampf Haare des Opfers an den Zähnen kleben. Seit dem 17. Jh. – b) einen Schnurrbart tragen. Scherzhafte Wendung. 1940 ff.
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25. mehr Haare auf den Zähnen haben als auf dem Kopf = sehr zanklüstern sein. 1950 ff.
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26. Haare auf den Stiftzähnen haben = unverträglich, widerspenstig sein. 1950 ff.
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27. Haare auf der Zunge haben = sich zu wehren wissen; schlagfertig sein. Vorform von ⇨ Haar 24 a. 1500 ff.
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28. etw an den Haaren herbeiziehen = unzusammenhängende Dinge oder Vorgänge miteinander in Verbindung bringen. Leitet sich wohl her von einem unwilligen Tatzeugen, den man bei den Haaren vor den Richtertisch bringt. Seit dem 15. Jh.
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29. die Haare knistern = der Schreck ist einem in alle Glieder gefahren. Wie von einem elektrischen Schlag knistern die Haare. 1955 ff, jug .
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30. die Haare kommen runter = die Haare werden geschnitten. 1900 ff.
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31. einander in die Haare kriegen = miteinander Streit bekommen. ⇨ Haar 16. Seit dem 17. Jh. Vgl franz »se prendre aux cheveux«.
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32. jm kein Haar krümmen = jm nichts zuleide tun; jm nicht das geringste Unrecht zufügen. Das Haar als Sinnbild kleinster Gegenständlichkeit. 1500 ff.
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33. Haare lassen = mit Schaden davonkommen. Hergenommen von einer Rauferei, bei der man Haare in der Hand des Siegers zurückläßt, oder aus der altdeutschen Rechtspraxis des entehrenden Scherens. Seit dem 15. Jh.
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34. an jm kein gutes Haar lassen = von jm nur Schlechtes sagen; jm jegliche Niedertracht und Schändlichkeit zutrauen. ⇨ Haar 13. 1600 ff.
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35. an jm kein heiles Haar lassen = jds guten Ruf völlig zerstören. 1900 ff.
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36. an einer Sache ein wahres Haar lassen = eine Sache teilweise bestätigen. 1950 ff.
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37. Haare lassen müssen = das Kopfhaar kürzen und/oder auslichten lassen. 1920 ff.
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38. einander in den Haaren liegen (sein) = sich streiten; in Unfrieden miteinander leben. ⇨ Haar 16. 1500 ff. In frühnhd Zeit war »zu Haar liegen« gebräuchlich. Vgl engl »they are always getting into each other's hair«.
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39. sich die Haar locken lassen = glatzköpfig sein und Haarwuchsmittel anwenden. Wortspielerei mit zwei Bedeutungen von »locken«, nämlich einerseits »in Locken legen«, andererseits »hervorlocken, reizen«. 1930 ff.
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40. jm das Haar (die Haare) machen = jn zurechtweisen; jm Benehmen beibringen. Tadeln ist in volkstümlicher Auffassung ein Verbessern und Verschönern. 1900 ff.
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41. jm alle Haare runtersäbeln = jn kahlscheren. Säbeln = grob, ungeschickt schneiden. Sold in beiden Weltkriegen.
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42. das kannst du dir in die Haare schmieren = mach damit, was du willst! verschone mich mit dieser Speise! Anspielung auf die große Auswahl an Haarwässern, -ölen, -seifen u. ä. 1945 ff, anfangs kriegsgefangenenspr., dann halbw .
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43. an ihm ist kein gutes Haar = er taugt überhaupt nicht(s). ⇨ Haar 13. 1600 ff.
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44. da ist ein Haar in der Suppe = ich ahne einen verborgenen Nachteil. Vgl ⇨ Haar 17. Etwa seit 1870 ff.
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45. das Haar in der Suppe sein = Ärgernis bieten. 1900 ff.
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46. die Haare stehen ihm zu Berge = er ist entsetzt. Geht zurück auf Hiob 4,15. 1500 ff. Vgl franz »ses cheveux se dressent sur sa tête« ; engl »his hair stands on end«.
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47. die Haare stoßen ans Hemd = er verlangt nach Beischlaf. Sich aufrichtende Haare als Zeichen der Erregung. 1900 ff.
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48. nach Haaren in der Suppe suchen = kleinliche Kritik üben; nach Anlässen zur Beanstandung suchen. ⇨ Haar 17. 1900 ff.
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49. das treibt ihm die Haare zu Berge = darüber ist er entsetzt. ⇨ Haar 46. 1900 ff.
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50. die Haare verlieren den Kontakt untereinander (miteinander). = es bildet sich eine Glatze. 1920 ff.
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51. sich um (über) etw keine grauen Haare wachsen lassen = sich um etw keine unnützen Sorgen machen. Ergrauen kann Kummer und Sorgen zur Ursache haben. 1500 ff. Vgl franz »nous ne nous ferons pas des cheveux blancs«; engl »don't let that give you any gray hair«.
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52. sich die Haare wegamüsieren = glatzköpfig werden. Haarverlust wird in alter Volksmeinung auf geschlechtliche Exzesse zurückgeführt. 19. Jh.
1. Haar im Streckhang = langes, strähniges, unfrisiertes Haar. Die Haare hängen nach unten wie der Turner an der Leiter. 1950 ff.
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2. leicht angerostete Haare = rötlich schimmernde Haare. 1925 ff.
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3. lieber keine Haare als eine Glatze!: scherzhafte Trostrede an einen Kahlköpfigen. Vgl ⇨ Glatze 10. 1920 ff.
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4. krumme Haare = Locken; krause Haare. 1900 ff.
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5. lange Haare, kurzer Verstand: vermeintliche Lebensweisheit über die angebliche Dummheit der Frauen. 1800 ff.
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6. rostiges Haar = rötliches Haar. 1900 ff.
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7. sechs (drei) Haare in sieben Reihen = dünner Schnurrbart; erster bescheidener Bartwuchs. Soll man um 1871 mit Bezug auf Bismarck gesagt haben, als er in Frankfurt am Main abstieg, wo er als Preuße unbeliebt war.
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8. verrostetes Haar = rötliches Haar. 1900 ff.
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9. sich die Haare abgestoßen haben = glatzköpfig sein. Man hat sie abgestoßen am Oberteil der viel zu
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kurzen Bettstelle oder unter dem Helm. 1900 ff.
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10. die Haare abkaddeln = die Haare schneiden (ungeschickt und mit stumpfem Werkzeug). ⇨ kaddeln. 1900 ff.
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11. die Haare abmähen = die Haare schneiden. Vom Mähen mit der Sense hergenommen. 1920 ff.
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12. da möchte (könnte) man sich die Haare einzeln ausraufen (ausreißen)!: Ausdruck der Verzweiflung und der Ratlosigkeit. 1900 ff.
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13. an ihm bleibt kein gutes Haar = man bestreitet ihm jegliche Vorzüge; man kennzeichnet ihn als unzuverlässig, als nicht vertrauenswürdig u.ä. »Kein gutes Haar« spielt auf Rothaarigkeit an, die vielfach blindlings als Zeichen bösartiger Gesinnung, von Treulosigkeit und Niedertracht ausgelegt wird. Seit dem 19. Jh.
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14. mir bluten die Haare = ich leide unter den Nachwehen einer durchzechten Nacht. Vgl ⇨ Haarspitzenkatarrh. 1957 ff.
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15. jm die Haare vom Kopf essen (fressen) = jm alles Eßbare wegessen; bei jm überaus großen Appetit entwickeln. Verstärkung von »jm die ⇨ Ohren vom Kopf essen«. 1850 ff.
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16. einander in die Haare fahren = zu streiten beginnen. Ursprünglich auf den tätlichen Kampf bezogen, später auch auf das Wortgefecht. Seit dem 17. Jh.
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17. ein Haar in der Suppe (in etw) finden = durch eine unangenehme Entdeckung von etw abgeschreckt werden. Das Haar in der Suppe steht sinnbildlich für einen abstoßenden Befund. Seit dem 17. Jh. Vgl franz »nous y avons trouvé un cheveu«.
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18. einander in die Haare geraten = sich streiten. ⇨ Haar 16. 1600 ff.
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19. sich in die eigenen Haare geraten = auf sich selber wütend sein. 1925 ff.
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20. seine Haare noch nicht alle haben = kahlköpfig sein. Tröstlicher Euphemismus. 1920 ff.
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21. einen (zuviel) in den Haaren haben = bezecht sein. 19. Jh.
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22. Haare auf der Brust haben = a) energisch sein; sich stets zu helfen wissen. Haare als Zeichen von Kraft und Energie. Sold 1939 ff. – b) ein guter Kamerad sein. Man tritt für den anderen tatkräftig ein. Sold 1939 ff.
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23. mehr Schulden als Haare auf dem Kopf haben = sehr verschuldet sein. Fußt auf Psalm 40,13, wo von den Sünden gesagt wird: »ihrer ist mehr denn Haare
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auf meinem Haupt«. 1500 ff.
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24. Haare auf den Zähnen haben = a) schlagfertig, unverträglich sein; aufbegehren; Widerworte geben. Leitet sich her entweder von den Haaren als Zeichen der Männlichkeit (noch verstärkt dadurch, daß sie auf den Zähnen wachsen) oder von Hund oder Katze, denen nach einem Kampf Haare des Opfers an den Zähnen kleben. Seit dem 17. Jh. – b) einen Schnurrbart tragen. Scherzhafte Wendung. 1940 ff.
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25. mehr Haare auf den Zähnen haben als auf dem Kopf = sehr zanklüstern sein. 1950 ff.
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26. Haare auf den Stiftzähnen haben = unverträglich, widerspenstig sein. 1950 ff.
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27. Haare auf der Zunge haben = sich zu wehren wissen; schlagfertig sein. Vorform von ⇨ Haar 24 a. 1500 ff.
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28. etw an den Haaren herbeiziehen = unzusammenhängende Dinge oder Vorgänge miteinander in Verbindung bringen. Leitet sich wohl her von einem unwilligen Tatzeugen, den man bei den Haaren vor den Richtertisch bringt. Seit dem 15. Jh.
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29. die Haare knistern = der Schreck ist einem in alle Glieder gefahren. Wie von einem elektrischen Schlag knistern die Haare. 1955 ff, jug .
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30. die Haare kommen runter = die Haare werden geschnitten. 1900 ff.
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31. einander in die Haare kriegen = miteinander Streit bekommen. ⇨ Haar 16. Seit dem 17. Jh. Vgl franz »se prendre aux cheveux«.
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32. jm kein Haar krümmen = jm nichts zuleide tun; jm nicht das geringste Unrecht zufügen. Das Haar als Sinnbild kleinster Gegenständlichkeit. 1500 ff.
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33. Haare lassen = mit Schaden davonkommen. Hergenommen von einer Rauferei, bei der man Haare in der Hand des Siegers zurückläßt, oder aus der altdeutschen Rechtspraxis des entehrenden Scherens. Seit dem 15. Jh.
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34. an jm kein gutes Haar lassen = von jm nur Schlechtes sagen; jm jegliche Niedertracht und Schändlichkeit zutrauen. ⇨ Haar 13. 1600 ff.
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35. an jm kein heiles Haar lassen = jds guten Ruf völlig zerstören. 1900 ff.
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36. an einer Sache ein wahres Haar lassen = eine Sache teilweise bestätigen. 1950 ff.
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37. Haare lassen müssen = das Kopfhaar kürzen und/oder auslichten lassen. 1920 ff.
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38. einander in den Haaren liegen (sein) = sich streiten; in Unfrieden miteinander leben. ⇨ Haar 16. 1500 ff. In frühnhd Zeit war »zu Haar liegen« gebräuchlich. Vgl engl »they are always getting into each other's hair«.
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39. sich die Haar locken lassen = glatzköpfig sein und Haarwuchsmittel anwenden. Wortspielerei mit zwei Bedeutungen von »locken«, nämlich einerseits »in Locken legen«, andererseits »hervorlocken, reizen«. 1930 ff.
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40. jm das Haar (die Haare) machen = jn zurechtweisen; jm Benehmen beibringen. Tadeln ist in volkstümlicher Auffassung ein Verbessern und Verschönern. 1900 ff.
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41. jm alle Haare runtersäbeln = jn kahlscheren. Säbeln = grob, ungeschickt schneiden. Sold in beiden Weltkriegen.
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42. das kannst du dir in die Haare schmieren = mach damit, was du willst! verschone mich mit dieser Speise! Anspielung auf die große Auswahl an Haarwässern, -ölen, -seifen u. ä. 1945 ff, anfangs kriegsgefangenenspr., dann halbw .
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43. an ihm ist kein gutes Haar = er taugt überhaupt nicht(s). ⇨ Haar 13. 1600 ff.
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44. da ist ein Haar in der Suppe = ich ahne einen verborgenen Nachteil. Vgl ⇨ Haar 17. Etwa seit 1870 ff.
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45. das Haar in der Suppe sein = Ärgernis bieten. 1900 ff.
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46. die Haare stehen ihm zu Berge = er ist entsetzt. Geht zurück auf Hiob 4,15. 1500 ff. Vgl franz »ses cheveux se dressent sur sa tête« ; engl »his hair stands on end«.
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47. die Haare stoßen ans Hemd = er verlangt nach Beischlaf. Sich aufrichtende Haare als Zeichen der Erregung. 1900 ff.
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48. nach Haaren in der Suppe suchen = kleinliche Kritik üben; nach Anlässen zur Beanstandung suchen. ⇨ Haar 17. 1900 ff.
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49. das treibt ihm die Haare zu Berge = darüber ist er entsetzt. ⇨ Haar 46. 1900 ff.
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50. die Haare verlieren den Kontakt untereinander (miteinander). = es bildet sich eine Glatze. 1920 ff.
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51. sich um (über) etw keine grauen Haare wachsen lassen = sich um etw keine unnützen Sorgen machen. Ergrauen kann Kummer und Sorgen zur Ursache haben. 1500 ff. Vgl franz »nous ne nous ferons pas des cheveux blancs«; engl »don't let that give you any gray hair«.
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52. sich die Haare wegamüsieren = glatzköpfig werden. Haarverlust wird in alter Volksmeinung auf geschlechtliche Exzesse zurückgeführt. 19. Jh.