Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Gras
Gras n \
1. Salat. In Streifen geschnittener Endiviensalat (o. ä.) ist farb- und formähnlich mit Gras. 1920 ff.
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2. Rauschgift (Marihuana). Aus engl »grass« übersetzt. 1965 ff, halbw .
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3. Tabak (abf ). Als »Heu« gewertet. Halbw 1955 ff.
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4. gezähmtes Gras = Schnittlauch. 1930 ff.
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5. getrocknetes Gras = übelriechender Tabak. Gras 3. BSD 1965 ff.
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6. ins Gras beißen = a) sterben. Bezog sich ursprünglich auf den tödlich Verwundeten, der sich vor Schmerzen am Erdboden krümmt und durch Beißen in Gras o.ä. »die Schmerzen zu verbeißen« sucht. Vielleicht auch eine humanistische Entlehnung aus »Ilias« 2,412 und »Aeneis« 11,418. Seit dem 16. Jh. Vgl engl »to bite the dust«, franz »mordre la poussière«. – b) Vegetarier sein. Spottausdruck. 1950 ff.
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7. das Gras von unten besehen (betrachten) = im Grab liegen. Sold 1939 ff bis heute.
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8. wo er hinhaut (hinschlägt, hinlangt), wächst kein Gras mehr = er schlägt überaus heftig zu. 1850 ff.
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9. wo er hintritt, wächst kein Gras mehr = er tritt plump und schwer auf; er hat große Füße. Seit dem 19. Jh.
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10. das Gras wachsen hören = überklug sein; sich sehr klug dünken; kommende Ereignisse ahnen. 1500 ff. Vgl engl »to hear the grass grow«.
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11. das Gras von unten wachsen hören = im Grab liegen. Zusammengezogen aus dem Vorhergehenden und » Gras 7«. Sold 1939 ff.
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12. über etw Gras wachsen lassen = eine Sache in vergessenheit geraten lassen. Hergenommen vom lange ungepflegten Grab. Eine Sache wird »begraben«, und dann wächst im Lauf der Zeit Gras darüber. 1500 ff.
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13. da ist Gras drüber gewachsen = die Sache ist in Vergessenheit geraten. Vgl den Spruch: »Wenn über eine dumme Sache endlich Gras gewachsen ist, kommt sicher ein Kamel gelaufen, das alles wieder runterfrißt.« 1500 ff. Vgl franz »il a poussé de l'herbe là-dessus«.
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