Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Gott
Gott m \
1. Gott und die (alle) Welt = viele; alle; alle möglichen Personen und Dinge. Geht auf die Bibelsprache zurück. Seit dem 19. Jh.
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2. pl = altgediente Soldaten. Sie genießen hohes Ansehen, gelten gelegentlich als allwissend und als stets hilfsbereit. Sold 1939 ff.
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3. pl = Schüler der Oberstufe. 1950 ff, schül .
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4. Götter in Weiß = Ärzte, Chefärzte. Manche von ihnen führen sich als unantastbare Autoritätspersonen auf. 1970 ff.
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5. allmächtiger Gott!: Ausruf des Erschreckens. Von frommen Anrufungen verweltlicht. 1900 ff.
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6. großer Gott!: Ausruf der Überraschung, des Entsetzens. 1900 ff.
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7. junger Gott = schöner junger Mann. Geht zurück auf die Götterschilderungen der griechischen Mythologie. Seit dem 19. Jh.
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8. der liebe Gott = a) Vier-Sterne-General. Er ist der Allerhöchste. BSD 1965 ff. – b) Schulleiter. 1920 ff.
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9. mein Gott, Walther!: Ausruf der Verzweiflung, der Enttäuschung, der Unerträglichkeit, des Mitleids o.ä.
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Fußt auf dem gleichlautenden Kehrreim eines von Michael (Mike) Krüger aus Quickborn vorgetragenen Blödelliedes. 1975 ff.
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9 a. wie ein junger Gott = anmutig, gewandt. 19. Jh.
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10. der liebe Gott klopft an = das Gewissen schlägt; Reue kommt auf. 1950 ff.
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11. sich mit dem lieben Gott bekannt machen = im Sterben liegen. 1870 ff.
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12. wie (als) Gott den Schaden besieht = am Ende; bei richtiger Betrachtung; wie sich hinterher herausstellt. Fußt in verweltlichender Auffassung auf dem biblischen Bericht von Gott am sechsten Schöpfungstag (1. Moses 1, 31: »und Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut«). Seit dem 19. Jh.
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13. man muß dem lieben Gott für alles dankbar sein: Begleitworte des Kartenspielers beim Einheimsen eines kleinen Stichs oder beim Gewinnen eines geringen Spiels. Kartenspielerspr. 1840 ff, Berlin.
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14. Gott erhalte Sie, aber möglichst bald (und lassen Sie sich den Zugang quittieren; lassen Sie sich eine Empfangsbescheinigung ausstellen)!: Redewendung an einen unsympathischen Menschen. Wortspiel mit zwei Bedeutungen von »erhalten«: »am Leben erhal-
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ten« und »bekommen«. Berlin, spätestens seit 1900.
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15. vom lieben Gott erschossen sein = durch Blitzschlag getötet sein. Der Blitz als Gottes Feuerstrahl. 1800 ff.
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16. laß dich nicht vom lieben Gott erwischen!: Warnrede. Hängt mit der volkstümlichen Ansicht zusammen, daß Gott zwar alles sieht, aber nicht alles ahndet. 1900 ff.
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17. sich fühlen wie Gott in Frankreich = sich außerordentlich wohlfühlen. ⇨ Gott 31. 1950 ff.
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18. Gott geb's: interjektioneller Glückwunsch, meist unsinnig verwendet (der Seiltänzer wird sich noch, Gott geb's, den Hals brechen). Vgl ⇨ Gott 51. Seit dem 19. Jh.
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19. geh mit Gott, aber geh!: Redewendung an den unliebsamen Besucher, der sich endlich verabschiedet (auch scherzhaft gebraucht). Man wünscht ihm Gottes Schutz auf den Weg, wenn er nur nicht länger verweilt. 1920 ff.
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20. vom lieben Gott eine gelangt kriegen = einen Schlaganfall erleiden. Der Schlaganfall gilt als Ohrfeige Gottes. 1890 ff.
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21. von Gott im Zorn geschaffen (erfunden) sein = minderwertig, unleidlich sein. Volkstümliche, aus Be-
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richten des Alten Testaments genährte, in der antiken Mythologie heimische Vorstellung vom zürnenden Gott: alles Schlechte und Untaugliche auf Erden entstammt einer Zornesaufwallung Gottes. 1800 ff.
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22. Gott sei gedankt, gepriesen (getrommelt) und gepfiffen! = Gott sei Dank! Zusammenhängend mit feierlich-prunkvollen, musikalischen Gottesdiensten sowie mit der Vorstellung von den Dank- und Lobgesängen der himmlischen Chöre. Etwa seit 1850.
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23. Gott sei's gelobt und gepfiffen (Gott sei gelobt, gepriesen und gepfiffen)! = Gott sei Dank! 1900 ff.
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24. Gott sei's getrommelt und gepfiffen! = Gott sei Dank! 1850 ff.
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25. Gott sei's getrommelt, gepfiffen und gebaßgeigt! = glücklicherweise! 1900 ff.
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26. grüß' Gott, wenn du ihn siehst!: Abschiedsgruß. Die Grußformel »grüß' Gott!« ( = Gott segne dich!) ist vielen unverständlich, weswegen man sie ummodelt, bis sich ein erkennbarer Sinn ergibt. 1900 ff.
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27. zum lieben Gott kommen = sterben; im Krieg fallen. 1900 ff.
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28. laufen wie ein Gott = ausgezeichnet marschieren; ein hervorragender Eiskunstläufer sein; im Wettlauf allen voran sein. Sportreporterspr. 1950 ff.
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29. Gottes Wasser über Gottes Land laufen lassen = unbekümmert, sorglos, gleichgültig sein; alles gehen lassen, wie es geht; nicht aufbegehren. Vielleicht eine entfernte Nachwirkung der Geschichte von der Sintflut. Seit dem 19. Jh.
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30. leben wie ein Gott = ohne Not leben. Fußt auf der Vorstellung vom Leben der antiken Götter. Seit dem 18. Jh.
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31. leben wie Gott in Frankreich = ein Faulenzerleben führen; ohne Sorgen leben; im Überfluß leben. Aus dem Vorhergehenden gekreuzt mit der Redensart »leben wie ein Herr in Frankreich«, gemünzt auf das Wohlleben der Aristokratie im 18. Jh. bis zur Französischen Revolution. Seit dem späten 18. Jh.
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32. Gottes Mühlen mahlen langsam: sagt der Kartenspieler, wenn er den Gegnern anfangs einige Stiche überläßt, um später mit den höheren Karten die restlichen einzuheimsen. Geht zurück auf das Gedicht »Göttliche Rache« von Friedrich von Logau (1654). Kartenspielerspr. 1840 ff.
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33. über Gott und die Welt reden = über sehr verschiedenartige Dinge reden. Seit dem 19. Jh.
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33 a. schlafen wie ein Gott = ausgezeichnet schlafen. 1800 ff.
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34. wie Gott ihn (sie) schuf = nackt. Seit dem 19. Jh.
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35. Gott sieht aufs Herz: Trostspruch an einen Verlierer beim Kartenspiel. Gemeint ist, daß Gott nur die inneren Werte eines Menschen beurteilt, nicht seinen Erfolg im Leben. Kartenspielerspr. 1870 ff.
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36. beim lieben Gott sein = verloren sein; das Spiel verloren haben. Kartenspielerspr. 1900 ff.
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37. bin ich der liebe Gott? = wie kann denn ich es wissen? bin ich allwissend? 1900 ff.
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38. Gott einen guten (frommen) Mann sein lassen = unbekümmert leben. Fußt auf der Zuversichtlichkeit des Christen, daß Gott nichts Schlechtes zuzutrauen ist. Seit dem 18. Jh.
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39. wir lassen Gott einen guten Mann sein und den Teufel ein Eichhörnchen = wir warten die Entwicklung der Dinge getrost ab. Gott ist kein furchterregender Rachegott und der Teufel ein harmloses Tier. 1930 ff.
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39 a. singen wie ein Gott = ein begabter (»begnadeter«) Sänger sein. 1920 ff.
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40. der liebe Gott spielt Kegel = es donnert. Das Rollen des Donners klingt ähnlich dem Rollen der Kegelkugel. 1900 ff.
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41. spielen wie ein (junger) Gott = hervorragend spielen. Theaterspr. 1920 ff.
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42. Gott stärke deine Schönheit!: scherzhafter Wunsch beim Niesen. 1900 ff.
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43. dem lieben Gott die Zeit stehlen = faulenzen; müßiggehen. »Zeit« meint die von Gott dem Menschen zugewiesene Lebenszeit, in der man im Schweiße seines Angesichts sein Brot erwerben, aber nicht müßig sein soll. 1700 ff.
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44. wie ein junger Gott tanzen = vorbildlich tanzen. Vgl ⇨ Gott 7 und 9 a. Seit dem 19. Jh.
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45. von Gott verlassen sein = a) abseits gelegen sein. Meint eine Gegend, die Gott wegen Unwirtlichkeit aufgegeben hat, oder in die das Wort Gottes bisher nicht gelangt ist. Vgl ⇨ gottverlassen. Seit dem 19. Jh. – b) nicht ganz bei Verstande sein. Fußt auf Psalm 8,6. Seit dem 19. Jh.
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46. von Gott und aller Welt verlassen sein = überaus dumm sein. Vgl das Vorhergehende. Seit dem 19. Jh.
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47. Sie sind wohl von Gott und dem Führer verlassen? = Sie sind wohl von Sinnen? Modernisiert aus ⇨ Gott 45. 1939 ff, sold .
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48. das weiß der liebe Gott! = das weiß ich nicht! das
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kann ich mir nicht erklären! Seit dem 19. Jh.
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49. das wissen die Götter = das weiß ich nicht; dafür habe ich keine Erklärung. Ausdruck der Bescheidenheit des Menschen angesichts der Allwissenheit der Götter; hängt wahrscheinlich mit der Redewendung »das liegt im Schoß der Götter« aus Homers »Ilias« zusammen. Seit dem 19. Jh.
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50. lieber Gott, laß (es) Abend werden, Morgen wird's von selber!: Stoßseufzer eines Arbeitsscheuen oder eines Müden. 1914 ff.
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50 a. lieber Gott, laß (es) Abend werden, – wenn's geht, noch vor dem Frühstück!: Stoßseufzer eines Arbeitsunlustigen. 1914 ff.
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51. will's Gott! = wenn Gott es so fügt; hoffentlich. Oft in unsinniger Verwendung (will's Gott, hat sie Brustkrebs). Vgl ⇨ Gott 18. Seit dem späten 18. Jh.
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52. so Gott will und die bösen Menschen es zulassen = hoffentlich. Ausdruck der Resignation; was vermag Gottes Wille gegen das Nein der bösen Menschen?! Wien 1930 ff.
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53. nahe bei Gott wohnen = im obersten Stockwerk wohnen. 1900 ff.
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54. er hat keine Ahnung (er weiß nicht), wo Gott wohnt = er ist völlig unwissend. 1920 ff.
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55. jm zeigen, wo Gott wohnt = jn zurechtweisen. Wien 1940 ff.
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56. da hat der liebe Gott seinen Daumen zwischengehalten. ⇨ Daumen 4.
1. Gott und die (alle) Welt = viele; alle; alle möglichen Personen und Dinge. Geht auf die Bibelsprache zurück. Seit dem 19. Jh.
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2. pl = altgediente Soldaten. Sie genießen hohes Ansehen, gelten gelegentlich als allwissend und als stets hilfsbereit. Sold 1939 ff.
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3. pl = Schüler der Oberstufe. 1950 ff, schül .
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4. Götter in Weiß = Ärzte, Chefärzte. Manche von ihnen führen sich als unantastbare Autoritätspersonen auf. 1970 ff.
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5. allmächtiger Gott!: Ausruf des Erschreckens. Von frommen Anrufungen verweltlicht. 1900 ff.
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6. großer Gott!: Ausruf der Überraschung, des Entsetzens. 1900 ff.
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7. junger Gott = schöner junger Mann. Geht zurück auf die Götterschilderungen der griechischen Mythologie. Seit dem 19. Jh.
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8. der liebe Gott = a) Vier-Sterne-General. Er ist der Allerhöchste. BSD 1965 ff. – b) Schulleiter. 1920 ff.
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9. mein Gott, Walther!: Ausruf der Verzweiflung, der Enttäuschung, der Unerträglichkeit, des Mitleids o.ä.
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Fußt auf dem gleichlautenden Kehrreim eines von Michael (Mike) Krüger aus Quickborn vorgetragenen Blödelliedes. 1975 ff.
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9 a. wie ein junger Gott = anmutig, gewandt. 19. Jh.
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10. der liebe Gott klopft an = das Gewissen schlägt; Reue kommt auf. 1950 ff.
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11. sich mit dem lieben Gott bekannt machen = im Sterben liegen. 1870 ff.
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12. wie (als) Gott den Schaden besieht = am Ende; bei richtiger Betrachtung; wie sich hinterher herausstellt. Fußt in verweltlichender Auffassung auf dem biblischen Bericht von Gott am sechsten Schöpfungstag (1. Moses 1, 31: »und Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut«). Seit dem 19. Jh.
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13. man muß dem lieben Gott für alles dankbar sein: Begleitworte des Kartenspielers beim Einheimsen eines kleinen Stichs oder beim Gewinnen eines geringen Spiels. Kartenspielerspr. 1840 ff, Berlin.
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14. Gott erhalte Sie, aber möglichst bald (und lassen Sie sich den Zugang quittieren; lassen Sie sich eine Empfangsbescheinigung ausstellen)!: Redewendung an einen unsympathischen Menschen. Wortspiel mit zwei Bedeutungen von »erhalten«: »am Leben erhal-
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ten« und »bekommen«. Berlin, spätestens seit 1900.
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15. vom lieben Gott erschossen sein = durch Blitzschlag getötet sein. Der Blitz als Gottes Feuerstrahl. 1800 ff.
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16. laß dich nicht vom lieben Gott erwischen!: Warnrede. Hängt mit der volkstümlichen Ansicht zusammen, daß Gott zwar alles sieht, aber nicht alles ahndet. 1900 ff.
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17. sich fühlen wie Gott in Frankreich = sich außerordentlich wohlfühlen. ⇨ Gott 31. 1950 ff.
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18. Gott geb's: interjektioneller Glückwunsch, meist unsinnig verwendet (der Seiltänzer wird sich noch, Gott geb's, den Hals brechen). Vgl ⇨ Gott 51. Seit dem 19. Jh.
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19. geh mit Gott, aber geh!: Redewendung an den unliebsamen Besucher, der sich endlich verabschiedet (auch scherzhaft gebraucht). Man wünscht ihm Gottes Schutz auf den Weg, wenn er nur nicht länger verweilt. 1920 ff.
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20. vom lieben Gott eine gelangt kriegen = einen Schlaganfall erleiden. Der Schlaganfall gilt als Ohrfeige Gottes. 1890 ff.
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21. von Gott im Zorn geschaffen (erfunden) sein = minderwertig, unleidlich sein. Volkstümliche, aus Be-
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richten des Alten Testaments genährte, in der antiken Mythologie heimische Vorstellung vom zürnenden Gott: alles Schlechte und Untaugliche auf Erden entstammt einer Zornesaufwallung Gottes. 1800 ff.
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22. Gott sei gedankt, gepriesen (getrommelt) und gepfiffen! = Gott sei Dank! Zusammenhängend mit feierlich-prunkvollen, musikalischen Gottesdiensten sowie mit der Vorstellung von den Dank- und Lobgesängen der himmlischen Chöre. Etwa seit 1850.
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23. Gott sei's gelobt und gepfiffen (Gott sei gelobt, gepriesen und gepfiffen)! = Gott sei Dank! 1900 ff.
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24. Gott sei's getrommelt und gepfiffen! = Gott sei Dank! 1850 ff.
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25. Gott sei's getrommelt, gepfiffen und gebaßgeigt! = glücklicherweise! 1900 ff.
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26. grüß' Gott, wenn du ihn siehst!: Abschiedsgruß. Die Grußformel »grüß' Gott!« ( = Gott segne dich!) ist vielen unverständlich, weswegen man sie ummodelt, bis sich ein erkennbarer Sinn ergibt. 1900 ff.
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27. zum lieben Gott kommen = sterben; im Krieg fallen. 1900 ff.
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28. laufen wie ein Gott = ausgezeichnet marschieren; ein hervorragender Eiskunstläufer sein; im Wettlauf allen voran sein. Sportreporterspr. 1950 ff.
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29. Gottes Wasser über Gottes Land laufen lassen = unbekümmert, sorglos, gleichgültig sein; alles gehen lassen, wie es geht; nicht aufbegehren. Vielleicht eine entfernte Nachwirkung der Geschichte von der Sintflut. Seit dem 19. Jh.
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30. leben wie ein Gott = ohne Not leben. Fußt auf der Vorstellung vom Leben der antiken Götter. Seit dem 18. Jh.
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31. leben wie Gott in Frankreich = ein Faulenzerleben führen; ohne Sorgen leben; im Überfluß leben. Aus dem Vorhergehenden gekreuzt mit der Redensart »leben wie ein Herr in Frankreich«, gemünzt auf das Wohlleben der Aristokratie im 18. Jh. bis zur Französischen Revolution. Seit dem späten 18. Jh.
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32. Gottes Mühlen mahlen langsam: sagt der Kartenspieler, wenn er den Gegnern anfangs einige Stiche überläßt, um später mit den höheren Karten die restlichen einzuheimsen. Geht zurück auf das Gedicht »Göttliche Rache« von Friedrich von Logau (1654). Kartenspielerspr. 1840 ff.
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33. über Gott und die Welt reden = über sehr verschiedenartige Dinge reden. Seit dem 19. Jh.
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33 a. schlafen wie ein Gott = ausgezeichnet schlafen. 1800 ff.
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34. wie Gott ihn (sie) schuf = nackt. Seit dem 19. Jh.
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35. Gott sieht aufs Herz: Trostspruch an einen Verlierer beim Kartenspiel. Gemeint ist, daß Gott nur die inneren Werte eines Menschen beurteilt, nicht seinen Erfolg im Leben. Kartenspielerspr. 1870 ff.
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36. beim lieben Gott sein = verloren sein; das Spiel verloren haben. Kartenspielerspr. 1900 ff.
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37. bin ich der liebe Gott? = wie kann denn ich es wissen? bin ich allwissend? 1900 ff.
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38. Gott einen guten (frommen) Mann sein lassen = unbekümmert leben. Fußt auf der Zuversichtlichkeit des Christen, daß Gott nichts Schlechtes zuzutrauen ist. Seit dem 18. Jh.
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39. wir lassen Gott einen guten Mann sein und den Teufel ein Eichhörnchen = wir warten die Entwicklung der Dinge getrost ab. Gott ist kein furchterregender Rachegott und der Teufel ein harmloses Tier. 1930 ff.
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39 a. singen wie ein Gott = ein begabter (»begnadeter«) Sänger sein. 1920 ff.
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40. der liebe Gott spielt Kegel = es donnert. Das Rollen des Donners klingt ähnlich dem Rollen der Kegelkugel. 1900 ff.
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41. spielen wie ein (junger) Gott = hervorragend spielen. Theaterspr. 1920 ff.
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42. Gott stärke deine Schönheit!: scherzhafter Wunsch beim Niesen. 1900 ff.
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43. dem lieben Gott die Zeit stehlen = faulenzen; müßiggehen. »Zeit« meint die von Gott dem Menschen zugewiesene Lebenszeit, in der man im Schweiße seines Angesichts sein Brot erwerben, aber nicht müßig sein soll. 1700 ff.
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44. wie ein junger Gott tanzen = vorbildlich tanzen. Vgl ⇨ Gott 7 und 9 a. Seit dem 19. Jh.
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45. von Gott verlassen sein = a) abseits gelegen sein. Meint eine Gegend, die Gott wegen Unwirtlichkeit aufgegeben hat, oder in die das Wort Gottes bisher nicht gelangt ist. Vgl ⇨ gottverlassen. Seit dem 19. Jh. – b) nicht ganz bei Verstande sein. Fußt auf Psalm 8,6. Seit dem 19. Jh.
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46. von Gott und aller Welt verlassen sein = überaus dumm sein. Vgl das Vorhergehende. Seit dem 19. Jh.
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47. Sie sind wohl von Gott und dem Führer verlassen? = Sie sind wohl von Sinnen? Modernisiert aus ⇨ Gott 45. 1939 ff, sold .
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48. das weiß der liebe Gott! = das weiß ich nicht! das
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kann ich mir nicht erklären! Seit dem 19. Jh.
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49. das wissen die Götter = das weiß ich nicht; dafür habe ich keine Erklärung. Ausdruck der Bescheidenheit des Menschen angesichts der Allwissenheit der Götter; hängt wahrscheinlich mit der Redewendung »das liegt im Schoß der Götter« aus Homers »Ilias« zusammen. Seit dem 19. Jh.
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50. lieber Gott, laß (es) Abend werden, Morgen wird's von selber!: Stoßseufzer eines Arbeitsscheuen oder eines Müden. 1914 ff.
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50 a. lieber Gott, laß (es) Abend werden, – wenn's geht, noch vor dem Frühstück!: Stoßseufzer eines Arbeitsunlustigen. 1914 ff.
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51. will's Gott! = wenn Gott es so fügt; hoffentlich. Oft in unsinniger Verwendung (will's Gott, hat sie Brustkrebs). Vgl ⇨ Gott 18. Seit dem späten 18. Jh.
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52. so Gott will und die bösen Menschen es zulassen = hoffentlich. Ausdruck der Resignation; was vermag Gottes Wille gegen das Nein der bösen Menschen?! Wien 1930 ff.
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53. nahe bei Gott wohnen = im obersten Stockwerk wohnen. 1900 ff.
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54. er hat keine Ahnung (er weiß nicht), wo Gott wohnt = er ist völlig unwissend. 1920 ff.
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55. jm zeigen, wo Gott wohnt = jn zurechtweisen. Wien 1940 ff.
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56. da hat der liebe Gott seinen Daumen zwischengehalten. ⇨ Daumen 4.