Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Gift
Gift I m \
1. Zorn, Wut. Groll vergiftet die ausgeglichene Gemütslage. 1700 ff.
\
2. Gift auf jn haben = auf jn wütend sein. 18. Jh.
\
3. einen Gift kriegen = zornig werden. 18. Jh.
————————
Gift II n
\
1. junges Mädchen (halbscherzhaftes Scheltwort). Gift ist betörend, auch lebenzerstörend. Seit dem 19. Jh.
\
2. Branntwein. Seit dem 19. Jh.
\
3. Gift und Galle!: Ausdruck des Unmuts; Verwünschung. Formelhaft seit Luthers Bibelübersetzung. Sowohl Gift (= Scharfes) als auch Galle (= Bitteres) gelten als Kennzeichen des wütenden Menschen.
\
4. blondes Gift = betörende Blondine. 1920 ff.
\
5. weißes Gift = Rauschgift. Im Handel als weißes Pulver. 1920 ff.
\
6. scharf wie Gift = a) überaus scharf (auf Schneidwerkzeuge bezogen). Das scharf (schnell) wirkende Gift gelangt hier zum Ausdruck erhöhter Wirksamkeit. 1850 ff. – b) überaus liebesgierig. scharf. 1900 ff. – c) energisch; durchgreifend; sehr streng; unerbittlich. 1920 ff.
\
7. jn mit Gift bespritzen = jn verleumden. Als »Gift« gelten auch Bosheit, Haß, Feindseligkeit usw. Vgl Gift II 11. 1930 ff.
\
7 a. es klebt wie Gift = es haftet unlösbar an. Vgl
————
Gift II 6. 1920 ff.
\
8. darauf kannst du Gift nehmen = darauf kannst du dich fest verlassen; das ist unbedingt wahr; das wird ganz sicher eintreffen o. ä. Macht sich die ärztliche Versicherung zunutze, daß die gifthaltige Arznei nicht schade, oder fußt auf Markus 16, 18. 1800 ff.
\
9. das Messer schneidet wie Gift = das Messer ist äußerst scharf. Gift II 6 a. 1850 ff.
\
10. das ist Gift für ihn = das ist schädlich für ihn, taugt nicht für ihn, verdirbt ihn. Seit dem 19. Jh.
\
11. Gift spritzen = Verleumdungen verbreiten; jn mit schwerwiegenden (beleidigenden) Worten angreifen. Hergenommen von den Giftschlangen. 1930 ff.
\
12. Gift und Galle spucken (speien; Gift und Galle sein) = überaus erzürnt sein; seinen Zorn heftig äußern. Gift II 3. 1500 ff.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Gift