Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Gewissen
Gewissen n \
1. Gewissen eines Fleischerhundes = Gefühlsroheit. 1930 ff.
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2. Gewissen mit Gummizug = Gewissenlosigkeit; Bedenkenlosigkeit vor einem Gesinnungswechsel; Opportunismus. Gummizug ist das durch einen Saum gezogene Gummiband; es paßt sich der jeweiligen Weite an. 1950 ff.
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3. jm etw aufs Gewissen binden = jm etw dringlich auftragen, anmahnen. Vgl Seele. Seit dem 19. Jh.
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4. das Gewissen chloroformieren = das Gewissen betäuben, willentlich »überhören«. 1930 ff.
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5. das Gewissen entrümpeln = sein Gewissen erleichtern; sich aussprechen. entrümpeln 2. 1939 ff.
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6. das Gewissen zu Hause lassen = rücksichtslos vorgehen. 1939 ff.
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7. das Gewissen zu Geld machen = sich an anrüchigen Geschäften beteiligen; ohne jegliche Rücksichtnahme Gewinnvermehrung anstreben. Um des materiellen Vorteils willen handelt man gewissenlos. 1917 ff.bis heute.
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8. einen aufs Gewissen nehmen = ein Glas Alkohol
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trinken. Man kann das (vor sich selbst) verantworten. 1910 ff.
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9. jm ins Gewissen pinkeln = jn scharf zurechtweisen. Iron gemeint, als ließe der Tadler seine Mahnworte träufeln. »Pinkeln« ist hier sachverwandt mit » anscheißen 2«. 1900 ff.
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10. jm ins Gewissen scheißen = jn derb rügen. Vgl das Vorhergehende. Sold 1939 ff.
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11. sie läßt das Gewissen sehen = sie hat ein tiefreichendes Dekolleté. Nach alten Überlieferungen hat das Gewissen seinen Sitz in der Brustmitte oder im Herzen. 1920 ff.
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