Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Gemüt
Gemüt n \
1. sonniges Gemüt = Harmlosigkeit (auch iron ). Von »sonnig = sonnenbeschienen, heiter« weiterentwickelt zu »fleckenlos, ohne Arg«, etwa seit 1920.
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2. jm etw zu Gemüte führen = jm etw in eindringlichen Worten vor Augen führen; jm etw zu reiflicher Überlegung anempfehlen. Etwa seit 1800 geläufig nach dem Muster von »sich etw zu Gemüte führen = etw beherzigen«.
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3. sich einen zu Gemüte führen = ein alkoholisches Getränk zu sich nehmen. Man macht es sich innerlich zueigen. Seit dem späten 18. Jh.
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4. sich etw zu Gemüte führen = etw entwenden. Von innerlicher Aneignung auf gegenständliche Besitznahme übertragen. Seit dem 19. Jh.
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5. – haben = arglos, naiv, geistesbeschränkt sein. Meint eigentlich »zuviel Gemüt haben und den Verstand zu wenig betätigen«. 1920 ff.
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6. mir trieft das Gemüt (es trieft mir übers Gemüt) = es geht mir sehr zu Herzen. Triefen = in Tropfen fallen. Anspielung auf Tränenerguß. 1925 ff.
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7. sich etw zu Gemüte ziehen = a) etw verzehren, trinken. 1840 ff. – b) sich etw (widerrechtlich) aneignen.
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1840 ff. – c) schwermütig, geisteskrank werden. 19. Jh.
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