Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Geist
Geist m \
1. Alkohol. Aus »Weingeist« verkürzt. 1900 ff.
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2. Benzin. Sprit. Österr 1920 ff.
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3. dienstbare Geister = Hausangestellte, Zimmermädchen, Gepäckträger, Kellner usw. Geht zurück auf Luthers Bibelübersetzung (Hebr. 1,14): »Sind sie nicht allzumal dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit?« Aus »Diener Gottes« entwickelte sich – etwa um 1800 – die Bedeutung »zum Dienst verpflichtete Menschen«.
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4. feuchter Geist = Alkoholismus. Viktor v. Scheffel bezeichnete um 1850 mit »feuchter genius loci« das Heidelberger Studententum. 1900 ff.
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5. heiliger Geist Heiliger Geist.
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6. im Geist!: Ausdruck der Ablehnung. Fußt auf den Textzeilen des »Horst-Wessel-Liedes« (»Die Fahne hoch«): »Kam'raden, die Rotfront und Reaktion erschossen, marschier'n im Geist in unsern Reihen mit«. Sold 1935 ff.
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7. nasser (flüssiger) Geist = alkoholisches Getränk. Geist 1. Seit dem 19. Jh.
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8. den Geist aufgeben = a) dem Alkohol entsagen; sich in einer Trinkerheilanstalt befinden. Geist 1. 1910 ff. – b) nicht länger funktionieren (die Maschine hat den Geist aufgegeben). Eigentlich soviel wie »sterben«. 1920 ff. – c) einen argen Mißerfolg erleiden. Schül 1958 ff.
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9. nicht viel Geist aufzugeben haben = geistesbeschränkt sein. Vgl auch »er wird einen leichten Tod haben«. 1920 ff.
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10. die Geister platzen aufeinander = eine ausgespielte Karte wird mehrfach übertrumpft, weil jeder den Stich haben möchte. Meint eigentlich »die Vertreter der entgegengesetzten Meinungen geraten in Streit«. Kartenspielerspr. seit dem späten 19. Jh.
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11. seinen Geist aufmöbeln = seine Aufmerksamkeit wachhalten. aufmöbeln 3. 1900 ff.
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12. den Geist auftanken = sich bilden; Bildungslücken zu schließen trachten. auftanken 5. 1950 ff.
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13. über etw seinen Geist ausgießen = sich über etw eingehend äußern. Anspielung auf die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten. 1910 ff.
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13 a. im auf den Geist gehen = jn nervös machen, aufregen. Analog zu »jm auf die Nerven gehen«. 1965 ff.
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14. hier herrscht ein feuchter Geist = hier wird tüchtig gezecht. Vgl Geist 4. 1900 ff.
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15. Geist klauen = vom Mitschüler abschreiben. 1960 ff.
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16. einen Geist machen = fliehen (vor Justiz und Polizei). Man löst sich in Nichts auf wie ein Geist; »machen« meint hier »mimen«,.Halbw 1960 ff.
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17. nur im Geist mitkämpfen = lustlos Fußball spielen. Vgl Geist 6. 1950 ff.
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18. du bist ein Geist, der's nie begreift!: Zuruf an einen Kartenspieler, der dauernd Fehler macht oder gegen die einfachsten Regeln verstößt. Entstellt aus Goethes »Faust«: »Du gleichst dem Geist, den du begreifst«. Kartenspielerspr. 19. Jh.
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19. große Geister stört das nicht = hochgestellte Persönlichkeiten nehmen daran keinen Anstoß oder nehmen darauf keine Rücksicht; mich stört das nicht. Selbstironie. 1920 ff.
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20. den Geist strapazieren = angestrengt nachdenken; sich mit einem geistigen Problem ernsthaft auseinandersetzen. 1930 ff.
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21. etwas für den Geist tun = ein Glas Alkohol trinken. Iron Wortspiel mit » Geist 1«. 1910 ff.
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22. von allen guten Geist ern verlassen sein = nicht voll bei Verstand sein; sich zu einer törichten Handlung oder Äußerung hinreißen lassen. Die »guten Geister« sind wahrscheinlich die hilfreichen Hausgeister (»Heinzelmännchen«) in alten Volksmärchen. 1900 ff.
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