Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
gehen
gehen v \
1. es geht = es funktioniert; es ist möglich. Gehen = in Bewegung sein; weiterentwickelt zur Bedeutung »in Bewegung zu setzen sein« und »sich verwirklichen lassen«. Seit dem 19. Jh.
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2. da geht etwas = da ist etwas im Gange; da läßt sich etwas erreichen. Bayr 1900 ff.
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3. nichts geht = das Vorhaben scheitert. 1900 ff.
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3 a. nichts geht mehr = es läßt sich nichts mehr ändern; dies ist länger nicht mehr erlaubt; das Konkursverfahren ist eingeleitet, übersetzt aus der franz Spielkasinospr.: »rien ne va plus«. 1950 ff.
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4. bei ihr geht nichts = sie verweigert sich dem stürmischen Liebhaber. 1900 ff.
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5. gestern ging's noch: Antwort auf die Frage nach dem Befinden. Anspielung auf Geschlechtsverkehr. 1910 ff.
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6. ach geh (aber geh)!: Ausdruck des Zweifels. Der Betreffende soll weggehen und den anderen mit unglaubwürdigen Behauptungen verschonen. 19. Jh. Vgl franz »allons donc!«.
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7. die Ware geht = die Ware findet guten Absatz.
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1900 ff.
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8. es geht = es paßt; es ist mittelmäßig; es ist noch zulässig. Gemeint ist, daß eine Sache in Bewegung ist, wobei jedoch ungewiß bleibt, in welcher Richtung und ob in schneller oder langsamer Bewegung. Aus dieser Ungewißheit ergibt sich die Bedeutung der Mittelmäßigkeit und Durchschnittlichkeit. Seit dem 19. Jh.
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9. es ginge wohl, aber es geht nicht = theoretisch wäre es möglich, aber praktisch ist es undurchführbar. 1840 ff.
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10. ich höre dich gehen = ich erkenne deine Absicht. Leitet sich her von den fast lautlosen Schritten eines Einschleichdiebs. Bayr 1900 ff.
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11. mir gangst (da wennst ma net gangst)!: Ausdruck der Ablehnung. »Gangst« ist zweite Person des Konjunktivs des Imperfekts von »gehen«. gehen 6. Bayr 1900 ff.
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12. an eine gehen = eine weibliche Person intim betasten. Man rückt ihr zuleibe. Seit dem 19. Jh.
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13. auf etw gehen = sich für etw entscheiden; sich auf etw verlassen. Man geht auf eine Brücke oder Eisfläche und hofft, daß sie trägt. 19. Jh.
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14. in sich gehen = sich schlafen legen. Eigentlich soviel wie »sein Gewissen erforschen«, »sich zu bessern suchen«. 1935 ff.
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15. mit jm (miteinander) gehen = ein Liebespaar sein. Die Leute sehen sie miteinander gehen und schließen daraus auf ein Liebesverhältnis. 1800 ff. Vgl engl »to walk with«.
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16. alles unter sich gehen lassen = das Bett durch Harn oder Kot beschmutzen. Seit dem 19. Jh.
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17. einen gehen lassen = einen Darmwind entweichen lassen. 1800 ff.
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18. sich gehen lassen = die Fassung verlieren; den Anstand preisgeben. Übertragen vom Pferd, dem man die Zügel lockert. 1800 ff.
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19. laß gehen! = beeile dich! Gehen = (die Füße) in Bewegung setzen. Auch auf Fuhrwerke und Fahrzeuge bezogen. 1920 ff.
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20. laß das Messer gehen! = tu das Messer weg! Gehen lassen = sich entfernen lassen; gehenlassen = loslassen. Bayr und österr 1900 ff.
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