Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Gaul
Gaul m \
1. Fahrrad. Analog zu » Drahtroß« oder » Stahlroß«. 1920 ff.
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2. fremdsprachliche Übersetzung. Sie ist ein Pferd, auf dem lernträge Schüler reiten. 1960 ff, österr .
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3. Penis. Fußt auf der Vorstellung vom » Reiten«. 1900 ff.
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4. sich einen Gaul pfundweise anschaffen = Pferdefleisch essen. 1920 ff.
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5. ihm (mit ihm) geht der Gaul durch = er verliert die Beherrschung. Vorstellung vom durchgehenden Pferd, das seinem Herrn nicht (mehr) gehorcht. 1900 ff.
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6. da muß ja ein Gaul lachen = das ist überaus lächerlich. Das Wiehern des Pferdes ähnelt stark dem Lachen. 1920 ff.
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7. die Gäule scheu machen = die Leute einschüchtern. 19. Jh., vorwiegend südlich der Mainlinie.
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8. das reißt dem ältesten Gaul den Kopf rum = da ist jedermann verblüfft. 1920 ff.
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9. ich glaube, mein Gaul schielt: Redewendung angesichts einer unglaubwürdigen Behauptung. Gemeint ist, die Behauptung sei ebenso unsinnig wie die An-
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nahme, daß das Pferd schielt. BSD 1960 ff.
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10. mit jm sprechen wie mit einem lahmen Gaul = auf jn geduldig und beschwörend (erfolglos) einreden. 1900 ff.
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11. mit jm Gäule stehlen können = jn zu allem bauchbar (be)finden. Pferdediebstahl ist ein anspruchsvolles Unterfangen. 1700 ff.
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12. das bringt einen Gaul uml: Ausruf des Erstaunens oder Erschreckens. Der Vorfall ist dermaßen schwerwiegend, daß sogar das lastengewohnte starke Pferd darunter zusammenbricht. Seit dem späten 19. Jh.
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13. das wirft den stärksten Gaul um = das ist eine arge Zumutung. 1900 ff.
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14. jm zureden wie einem lahmen (alten, kranken) Gaul = jm eindringlich, anhaltend zureden. Das hinkende Pferd ist nur durch geduldiges Zureden zum Weitergehen zu bewegen. Vgl Gaul 10. 1850 ff.
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