Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Fürst
Fürst m \
1. Bandenchef. Eigentlich der regierende Landesherr. Mit der Rangenthebung der Adligen abgesunken zum Obersten einer Verbrecher- oder Halbwüchsigenbande. 1925 ff.
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2. geltungsbedürftiger Gast, der viel ausgibt. Er will wie einst ein Fürst behandelt werden. Kellnerspr. 1960 ff.
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3. großer Fürst = Wohlhabender. 1950 ff.
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4. krummer Fürst = Mensch, dem man nicht trauen kann. Er gilt als »krumm«, weil er nicht dem geraden Weg der Redlichkeit folgt. »Fürst« spielt auf Hochstapelei an. 1925 ff.
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5. milder Fürst = wohlwollender, leutseliger hoher Vorgesetzter. 1925 ff.
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6. schräger Fürst = a) aus kleinen Verhältnissen aufgestiegener, nicht auf ehrliche Weise einflußreich gewordener Mensch (Parteibuchbeamter o. ä.). schräg. 1920 ff. – b) selbstsüchtiger, unkamerad- schaftlicher, nicht vertrauenswürdiger Mann. BSD 1965 ff. – c) übler Vorgesetzter. 1955 ff. – d) Brieftaschenräuber o. ä. 1955 ff.
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7. gehe nicht zu deinem Fürst, wenn du nicht gerufen wirst: Rat an Untergebene, Arbeitnehmer o. ä. Der auf den Besuch nicht vorbereitete Vorgesetzte ist leicht verstimmt: er will bestimmen, aber nicht bestimmt werden. Anspielung auf Herrscherdünkel und Mangel an partnerschaftlicher Einstellung. Seit dem späten 19. Jh. bis heute.
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8. leben wie ein Fürst = sorglos, verschwenderisch leben. Entstammt den Verhältnissen des 18. Jhs, als die Fürsten im Wohlstand lebten und die anderen Stände unterdrückten. 1800 ff.
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9. das ist ja der letzte Fürst!: Ausdruck großer Anerkennung. Jug 1959 ff.
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