Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Frosch
Frosch m \
1. weibliche Person (Kosewort). Wahrscheinlich weil der Frosch keinen Schwanz hat (»Schwanz = Penis«). 1950 ff.
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2. Vagina. 1950 ff.
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3. Motor-Handstampfmaschine, Preßlufthammer. Übertragen vom Knallfrosch des Feuerwerkers. 1930 ff.
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4. Zelluloidhalter für die Krawatte. Formähnlich mit dem ausgebreiteten Frosch. 1920 ff.
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5. Gymnasiast, Schüler der Unterstufe, Internatsneuling. Wohl wegen der grünen Mützen. Oder er gilt – in der Sicht der Studenten – noch als »grün« (= unerfahren). Seit dem frühen 19. Jh.
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6. Justizbeamter. Wohl übernommen vom Namen des Gefängnisdieners in der Operette »Die Fledermaus« von Johann Strauß (uraufgeführt am 5. April 1874 in Wien). Halbw 1955 ff.
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7. unkameradschaftlicher Mitschüler; Spielverderber; Halbwüchsiger, der sich ausschließt. Versteht sich nach »sei kein Frosch!«. 1950 ff, jug .
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8. Zigarette. Vielleicht wegen grüner Verpackung.
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1930 ff.
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9. kleines Kind. Es hockt am Boden und hüpft.1900 ff.
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10. kleiner Junge (Kosewort). 1900 ff.
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11. kleinwüchsiger Mensch. 1900 ff.
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12. Oper »Frau ohne Schatten« von Richard Strauß. Zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben des Operntitels. Theaterspr. 1920 ff.
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13. mißglückter Ton beim Blasen eines Blechinstruments. Er läßt an das Quaken des Frosches denken. Seit dem späten 19. Jh.
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14. pl = Bundesgrenzschutz. Wegen der grünen Uniform. BSD 1965 ff.
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15. pl = Meteorologen. Verkürzt aus Wetterfrosch. 1950 ff.
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16. vier Frösche = vier Monate Gefängnis. Geht zurück auf jidd »parscho, parascha = Abschnitt«. Rotw seit dem frühen 20. Jh.
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17. kalt wie ein Frosch = gefühllos, geschlechtlich abweisend. Spielt an auf den Kaltblüter oder auf das Laichen. Spätestens seit 1900.
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18. sich aufblasen wie ein Frosch = sich aufspielen;
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dünkelhaft sein. Geht zurück auf die Fabel des Phädrus (30 n. Chr.): Der Frosch beneidet den Ochsen um seine schöne Gestalt und fängt an, sich aufzublasen, um ihm zu gleichen; dabei platzt er. 1500 ff.
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19. aufgeblasen wie ein Frosch = sehr eingebildet, hochmütig. Vgl das Vorhergehende. 1500 ff.
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20. einen Frosch im Hals haben = heiser sein; mit heiserer Stimme singen; kein Wort hervorbringen. Stammt aus der Medizinersprache: die krankhafte Anschwellung im Mund unter der Zunge wird von den Medizinern »Ranula« (= Fröschchen) genannt. 19. Jh., theaterspr. Vgl angloamerikan »to have a frog in the throat«.
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21. Frösche im Bauch haben = an Blähungen leiden. Das Knurren in den Därmen erinnert an das Quaken der Frösche. 1900 ff.
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22. wer sagt denn, daß der Frosch keine Haare hat?! = ich habe es von vornherein gesagt! ich habe trotzdem Recht behalten. Der Haarfrosch hat an den Hinterschenkeln haarähnliche Fransen. 1920 ff.
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23. du kriegst Frösche in den Bauch: sagt man zu einem, der viel Wasser trinkt. Frosch 21. 1900 ff.
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24. ich glaube, mein Frosch kriegt Haare: Redewendung, wenn einer etwas Unglaubwürdiges behauptet.
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Gemeint ist, daß, wenn die Behauptung zutrifft, auch der Frosch Haare bekommt; da letzteres unmöglich ist, ist auch die Behauptung falsch. BSD 1965 ff.
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25. liegen wie ein geprellter Frosch = fast ohnmächtig am Boden liegen; völlig ermattet sein. Hergenommen von grausamem Spiel mit gefangenen Fröschen. 1600 ff, vorwiegend bayr .
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26. sei kein Frosch! = sei mutig! ermanne dich! sei nicht so töricht (dies zu unterlassen)! Der Frosch gilt als wehrlos und feige (Kaltblüter gelten als temperamentlos); er hüpft ängstlich davon. 1850 ff.
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27. sei kein Frosch, hüpf' nicht davon! = lauf' nicht weg! ermanne dich! 1900 ff.
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28. sei kein Frosch und quake nichtl = hör endlich auf mit deinem Jammern. 1850 ff.
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29. der spannende Moment, wo der Frosch ins Wasser springt = wichtiger Augenblick. Iron entstellt aus »der spannende Moment, wo der Affe ins Wasser springt«. 1920 ff.
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30. der Moment, wo der Frosch ins Wasser springt (und sich der Mensch vom Affen unterscheidet) = entscheidender, mit Spannung erwarteter Augenblick. 1920 ff.
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31. der Moment, wo der Frosch ins Wasser springt und dabei sein Leben riskiert (und es doch nicht verliert) = der wichtige Augenblick. 1920 ff.
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32. strampeln wie der Frosch in der Butter = sich abmühen. Hängt zusammen mit der Fabel von den beiden Fröschen, die in einen Milcheimer gefallen sind: der eine ergibt sich tatenlos in sein Schicksal, während der andere strampelt und strampelt, bis er schließlich auf einem Klumpen Butter sitzt. Schül 1960 ff.
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