Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
fressen
fressen v \
1. tr intr = essen; viel essen; gierig essen; ungesittet essen. Vom Futtern der Tiere auf den Menschen übertragen. 15. Jh.
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2. mehr zu fressen haben, als man verscheißen kann = sehr viel zu essen haben. 1939 ff.
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2 a. friß, bis du platzt!: Aufforderung, beim Essen tüchtig zuzulangen. 1920 ff.
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3. er frißt dich nicht = er ist ein zugänglicher, verträglicher Mensch. 1700 ff.
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4. friß mich nur nicht gleich!: Redewendung angesichts eines zornigen Menschen. 1700 ff. Vgl engl »don't eat me!«.
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5. ich fresse dich roh!: Drohrede. 1920 ff.
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6. ich lasse mich fressen, wenn...: Beteuerungsformel. 1900 ff.
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7. jn fressen = jn vernichten. Anspielung auf Kannibalismus. 19. Jh.
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8. jn fressen = jn im sportlichen Wettkampf besiegen. Sportl 1950 ff.
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9. jn fressen = jn im Fahren überholen. Gilt als eine
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Art Überwindung des Unterlegenen. 1930 ff.
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10. jn/etw fressen = zum Unterhalt, zur Aufrechterhaltung benötigen (das Auto frißt Steuern, Versicherungsprämien, Benzin, Öl usw.). 1920 ff.
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11. jn fressen = jn übertönen (das Orchester frißt die Stimmen; der Saal frißt die Töne). 1920 ff.
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12. etw fressen = etw völlig in sich aufnehmen; sich etw geistig aneignen; etw gründlich kennen; etw verstehen. Man verleibt es sich ein wie eine Speise. 1600 ff.
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13. etw fressen wollen = etw leidenschaftlich kennenlernen wollen; gierig nach etw verlangen. 1900 ff.
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14. sich durch etw fressen = eine mühevolle Sache bis zum Ende durchstehen. Beruht wohl auf dem Märchen vom Schlaraffenland: dieses ist von allen Seiten von einem riesigen Breiberg umgeben, durch den man sich hindurchessen muß. 1900 ff. Vgl engl »to eat through something«.
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15. etw in sich fressen = gegen etw nicht aufbegehren; etw innerlich zu verwinden suchen. Man schluckt den Tadel, die Kränkung o. ä. herunter wie einen Bissen und bricht ihn nicht wieder aus. Geht zurück auf den Psalm 39, 3. 15. Jh. ff.
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16. jn gefressen haben gefressen haben.
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17. zum fressen sein = eine sehr angenehme, willkommene Sache (oder Person) sein; appetitlich, liebreizend sein. 1700 ff.
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18. jn zum fressen gernhaben (lieben) = jn sehr lieben. Daß man aus Liebe jn aufessen möchte, war schon im Mittelalter eine geläufige Vorstellung; heute meint »zum Fressen« eine mehr oder minder deutlich empfundene Verstärkung. 1800 ff.
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19. zum fressen zu dämlich sein = überaus dumm sein. 1920 ff.
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20. zum fressen schön sein = sehr schön sein. 1800 ff.
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21. zum fressen süß = allerliebst. süß 1. 1900 ff.
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