Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Flasche
Flasche f \
1. Versager. Vielleicht verkürzt aus »leere Flasche« oder aus »Windflasche = Prahler«. Eine Flasche an sich ist allemal ein hohles Gefäß, ein Körper ohne Inhalt. 1900 ff.
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2. Ohrfeige. flaschen. Oberd 1500 ff.
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3. Flasche mit Korken = Klassenwiederholer. Schül 1960 ff.
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4. Flasche mit drei Sternen = Hauptmann. Das Weinbrandetikett weist drei Sterne auf; der Hauptmann hat drei Sterne auf den Schulterstücken. BSD 1965 ff.
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5. dämliche Flasche = dummer Kerl. Flasche 1. 1935 ff.
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6. harte Flasche = Flasche Weinbrand o. ä. Hart = hochprozentig. 1965 ff.
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7. krumme Flasche = Soldat in unmilitärischer Haltung. Krumm 1. Sold 1935 ff.
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8. lahme Flasche = schwungloser Mann. Halbw 1955 ff.
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9. müde Flasche = a) eine einzige, im Lokal bestellte Flasche, an der man lange trinkt. 1960 ff. – b) energieloser Mensch. 1960 ff.
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10. schäbige Flasche = übler, niederträchtiger Mensch. schäbig. 1960 ff.
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11. trübe Flasche = geistesbeschränkter Mensch; Versager. Trüb = undurchsichtig = geistig unklar. Sold 1920 ff.
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12. einer Flasche den Hals brechen = eine Flasche öffnen. Scherzhafte Redewendung seit dem frühen 19. Jh.
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13. sich an einer Flasche festhalten = a) im Lokal nur eine einzige Flasche bestellen und lange an ihr trinken. 1930 ff. – b) eine Flasche Schnaps nicht eher aus den Händen lassen, bis sie geleert ist. 1930 ff.
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14. ich habe nichts gegen Beine; aber gute Flaschen gehören in den Keller: Redewendung angesichts von »Flaschenbeinen«. Halbw 1940 ff.
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15. sich eine Flasche in den Hals stecken (schieben) = aus der Flasche trinken. 1930 ff.
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16. als das Auto noch aus der Flasche trank = vor langer Zeit. Herzuleiten aus der Anfangszeit des Automobilismus, als der Autofahrer mangels Tankstellen das Benzin flaschenweise in der Apotheke oder Drogerie kaufen mußte; beeinflußt von der Vorstellung des Kindes, das noch aus der Milchflasche trinkt. Berlin 1958 ff, jug .
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