Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Finger
Finger m \
1. Penis. 1500 ff.
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2. dicker Finger = Penis. 1900 ff.
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3. elfter Finger = Penis. 1500 ff.
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4. steifer Finger = erigierter Penis. 19. Jh.
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5. Finger von den Bildern! = gib dich mit dieser Sache nicht ab! Soviel wie »nicht anfassen!«. 1900 ff.
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6. Finger von der Butter! = misch' dich nicht rein! Hat mit Butter nichts zu tun, sondern fußt auf »Butte = Gefäß bei der Weinlese«. Daher eigentlich ein Zuruf an traubennaschende Kinder. 19. Jh.
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7. Finger von die Dinger!: nicht berühren! Westd 1930 ff.
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8. ja, mit dem Finger auf der Landkarte: Antwort auf die Frage, ob einer schon in New York (o.a.) gewesen sei. 1920 ff.
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9. sich lieber den kleinen Finger abbeißen (abbeißen lassen) als... = etw strikt ablehnen. 1900 ff.
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10. brich dir nicht den Finger ab!: Rat an einen, der in der Nase bohrt. 1920 ff.
————
11. sich die Finger abbrechen = Beifall mit den Fingern andeuten. Ironie. 1960 ff.
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12. den Finger im Arsch abbrechen = vom Unglück verfolgt sein. Vgl ⇨ Finger 18. 19. Jh.
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13. sich etw an den Fingern abzählen (ausrechnen) können = etw mühelos, ohne weiteres begreifen können. Kinder lernen an den Fingern das Zählen und Rechnen mit kleinen Zahlen. 16. Jh.
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14. sich etw an den Fingern abklavieren können = etw ohne weiteres begreifen können. ⇨ abklavieren. 19. Jh.
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15. nach jm (etw) alle zehn Finger ausstrecken = jn (etw) zu besitzen wünschen, begehren. 1900 ff.
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16. die Finger nicht bei sich behalten können = a) diebisch sein. 19. Jh. – b) intim betasten. 19. Jh.
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17. jm den Finger in den Arsch bohren = jn aufmuntern, antreiben. 1900 ff.
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18. sich den Finger im Arsch brechen = trotz aller Mühe nichts ausrichten können; Mißerfolg erleiden. Vgl ⇨ Finger 12. 19. Jh.
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19. sich den Finger beim Nasenbohren brechen = bei harmlosesten Verrichtungen unerwartet Mißerfolg erleiden. 1900 ff.
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20. da kann man mit dem Finger dran fühlen = das ist offensichtlich, klar, unbestreitbar. Es ist gegenständlich greifbar. 1900 ff.
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21. er ist so voll, daß man es mit den Fingern im Hals fühlen kann = er ist volltrunken. Es = Pegelstand der Alkoholmenge. 1700 ff.
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22. jm durch die Finger gehen = jm (jds Einfluß) entwinden; jm entfliehen. 19. Jh.
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23. es geht ihm von den Fingern = die Arbeit fällt ihm leicht. Bleibt nicht an den Fingern kleben. 1920 ff.
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24. auf jn den Finger haben = jn beherrschen; jds Selbständigkeit eingrenzen. Analog zu ⇨ Daumen 5. 1900 ff.
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25. etw im kleinen Finger haben = etw beherrschen, gründlich kennen. ⇨ Finger 65. 19. Jh.
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26. seine Finger in etw haben = an etw beteiligt sein. 1900 ff.
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27. den Finger am Drücker haben = die maßgebende Person sein. ⇨ Drücker 13. 1920 ff.
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28. den Finger auf (in) dem richtigen Loch haben = richtig vermuten; vernünftig handeln; das Richtige getroffen haben. Hergenommen vom Flöten- oder Klari-
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nettenspiel. 19. Jh.
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29. die Finger in der Pastete haben = an etw maßgeblich beteiligt sein. ⇨ Pastete. 1920 ff.
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29 a. den Finger an jds Puls haben = jds Stimmung genau kennen. 1920 ff.
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30. die Finger im Spiel haben = an etw beteiligt sein. 18. Jh.
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31. einen Finger im Teig haben = an etw beteiligt sein. 1920 ff.
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32. grüne Finger haben = sich auf gärtnerische Arbeiten verstehen. ⇨ Daumen 15. 1950 ff.
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33. klebrige (krumme) Finger haben = diebisch sein. Die Finger wirken wie Leimruten (oder Haken): es bleibt immer etwas daran hängen. 15. Jh.
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34. lange Finger haben = diebisch sein. Man streckt die Finger aus, um einen Gegenstand zu erhaschen. 19. Jh.
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35. einen schlimmen Finger haben = geschlechtskrank sein. ⇨ Finger 1. Meint eigentlich »am Finger den Umlauf (ärztl Panaritium) haben«. 1900 ff.
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36. vergoldete Finger haben = in allem (was man anfaßt) Glück haben. 1900 ff.
————
36 a. an jedem Finger zehn haben können = gute Erfolgsaussichten beim anderen Geschlecht haben. 1900 ff.
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37. sich die Finger sauber halten = untadelig bleiben; sich nicht mit heiklen Dingen abgeben. 1900 ff.
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38. es ist ihm an den Fingern hängen geblieben = er hat es gestohlen. ⇨ Finger 33. 17. Jh.
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39. ihm jucken die Finger (es juckt ihn in den Fingern) = a) er möchte eine Sache gern besitzen. Jucken = reizen. 19. Jh. – b) er möchte gern Ohrfeigen austeilen. 19. Jh. – c) er möchte kartenspielen. 19. Jh.
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40. jn kennen wie den kleinen Finger = jn sehr genau kennen. ⇨ Finger 65. 19. Jh.
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41. ihm bleibt alles an den Fingern kleben = er ist diebisch. ⇨ Finger 33. 19. Jh.
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42. jm auf die Finger klopfen = jn warnen, bestrafen, rügen. Im wörtlichen Sinne ein altes Erziehungsmittel. 1600 ff.
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43. jn in die Finger kriegen = jn hart behandeln; jn zurechtweisen. 19. Jh.
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44. seine Finger nicht bei sich lassen = diebisch sein. ⇨ Finger 16. 19. Jh.
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45. die Finger von etw lassen = sich in eine Sache nicht einlassen. 1700 ff.
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46. (sich) die Finger nach etw lecken = auf etw begierig sein; etw sehr schmackhaft finden. »Nach« ist hier zeitlich gemeint: man leckt sich die Finger, nachdem man etwas Wohlschmeckendes genossen hat (Essen ohne Gabel). 1500 ff.
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47. den Finger auf die Wunde legen = einen Mißstand unumwunden aufzeigen. Das ist schmerzhaft für den Betroffenen. 1900 ff. Vgl franz »mettre le doigt sur la plaie«.
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48. sich nicht die Finger dreckig machen wollen = sich mit einer heiklen Sache nicht befassen wollen. Gehört zu dem Sprichwort: »Wer Dreck anfaßt, besudelt sich.« 1900 ff.
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49. den Finger krumm machen = a) den Abzugbügel einer Handfeuerwaffe betätigen. 19. Jh. – b) einen Krieg anfangen; zu schießen beginnen. 1914 ff.
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50. keinen Finger krumm machen = nichts arbeiten; arbeitsscheu sein. 19. Jh.
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51. für etw (jn) keinen Finger krumm machen = sich für etw (jn) nicht bemühen. 19. Jh.
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52. für etw (jn) nicht einmal den kleinen Finger krumm machen = sich für etw (jn) überhaupt nicht be-
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mühen. 1930 ff.
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53. Finger lang machen = in respektvoller (soldatischer) Haltung dem Vorgesetzten lauschen. Der Soldat legt die Finger an die Hosennaht. 1950 ff.
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54. interessierte Finger machen = eine weibliche Person intim betasten. 1930 ff.
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55. krumme Finger machen = diebisch sein. Man krümmt die Finger zum Ergreifen eines Gegenstandes. ⇨ Finger 33. 1500 ff.
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56. lange Finger machen = a) diebisch sein. ⇨ Finger 34. 1700 ff. – b) beim Kartenspiel in Hinterhand übertrumpfen oder überspielen. Kartenspielerspr. seit dem späten 19. Jh.
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57. sich die Finger schmutzig machen = sich einer heiklen Sache annehmen. ⇨ Finger 48. 1900 ff.
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58. wenn man ihm die Hand gibt, muß man hinterher die Finger nachzählen = er ist diebisch. 1900 ff.
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59. aus einer Sache seine Finger nehmen = sich an etw nicht länger beteiligen. 1900 ff.
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60. nimm den Finger aus der Dame (aus meiner Frau)! = halte dich zurück! kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten! Anspielung auf intimes Betasten. 1910 ff.
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61. mit dem Finger in den Popo pieken = in Hinterhand stechen. Kartenspielerspr. 19. Jh.
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62. an etw mit spitzen Fingern rangehen = sich einer Sache vorsichtig, widerstrebend annehmen. 1920 ff.
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63. für etw (jn) keinen Finger rühren = sich für etw (jn) nicht bemühen. 19. Jh.
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64. die Finger rundgehen lassen = angestrengt arbeiten. Rundgehen = ⇨ rotieren 1. 1950 ff.
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65. mein kleiner Finger sagt mir das = ich habe eine untrügliche Ahnung. Der kleine Finger gilt im Volksglauben als der allerklügste, weil er am tiefsten ins Ohr hineinreichen und dort die geheimsten Dinge erfahren kann. 1700 ff. Vgl franz »mon petit doigt me l'a dit«.
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66. sich etw aus den Fingern saugen = eine Unwahrheit ersinnen. Nach alter Volksmeinung kann man Wissen und Weisheit aus den Fingern saugen; mit dem Schwinden dieses Glaubens wurde die Wahrheitsquelle zur Lügenquelle. 1500 ff.
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67. sich etw nicht aus den Fingern saugen können = etw unmöglich wissen können. 19. Jh.
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68. sich in den Finger schneiden = sich selbst schaden; sich zu seinem eigenen Schaden täuschen. 18. Jh.
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69. sich die Finger krumm (wund) schreiben = viele Briefe schreiben; wegen einer Sache sehr viel schreiben. 19. Jh.
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70. jm auf die Finger sehen = jn genau beobachten. Bezieht sich eigentlich auf die Fingerbewegungen eines als diebisch oder falschspielerisch verdächtigen Menschen. 1700 ff.
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71. durch die Finger sehen (gucken o. ä.) = a) Nachsicht walten lassen. Die Redensart dürfte auf der Gebärde beruhen: man sieht, aber nicht mit vollem Blick. Analog zu »ein ⇨ Auge zudrücken«. 15. Jh. – b) das Nachsehen haben; der Benachteiligte sein. 1900 ff.
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72. den Finger in den Arsch stecken = ratlos sein. Vor Hilflosigkeit tut man Unsinniges. 19. Jh.
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73. steck' den Finger in den Arsch und sing' die Wacht am Rhein!: nimm es hin, da du es doch nicht ändern kannst! »Die Wacht am Rhein« meint das Lied von Max Schneckenburger (1840; vertont von K. Wilhelm). Sold in beiden Weltkriegen.
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74. die Finger strapazieren = schreiben. BSD 1965 ff.
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75. sich an (bei) etw die Finger verbrennen = bei etw zu Schaden kommen. 1600 ff.
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76. sich die Finger verbrühen = unangenehme Erfahrungen machen. 19. Jh.
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77. sich die Finger vergolden = sich bereichern. 1900 ff.
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78. laß dir die Finger vergolden! = a) gib mir bessere Karten! Kartenspielerspr. 1900 ff. – b) Rat an einen, der ungeschickt zu Werke gegangen ist. 1900 ff.
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79. sich bei etw die Finger versengen = sich bei etw schaden. 19. Jh.
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80. jn um den Finger wickeln (winden) können = jn völlig in seiner Gewalt haben; über jn ohne Mühe bestimmen können. Der Willen- oder Energielose ist wie ein Faden oder Stoffstreifen, den man mühelos um den Finger wickeln kann. 1600 ff. Vgl engl »to twist round one's little finger«.
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81. sich um den Finger (um den kleinen Finger) wickeln lassen = völlig nachgiebig sein; sich alles gefallen lassen. 1800 ff.
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82. sich etw aus den Fingern zutzeln = etw erdichten, erlügen. Vgl ⇨ Finger 66. Österr 19. Jh.
1. Penis. 1500 ff.
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2. dicker Finger = Penis. 1900 ff.
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3. elfter Finger = Penis. 1500 ff.
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4. steifer Finger = erigierter Penis. 19. Jh.
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5. Finger von den Bildern! = gib dich mit dieser Sache nicht ab! Soviel wie »nicht anfassen!«. 1900 ff.
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6. Finger von der Butter! = misch' dich nicht rein! Hat mit Butter nichts zu tun, sondern fußt auf »Butte = Gefäß bei der Weinlese«. Daher eigentlich ein Zuruf an traubennaschende Kinder. 19. Jh.
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7. Finger von die Dinger!: nicht berühren! Westd 1930 ff.
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8. ja, mit dem Finger auf der Landkarte: Antwort auf die Frage, ob einer schon in New York (o.a.) gewesen sei. 1920 ff.
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9. sich lieber den kleinen Finger abbeißen (abbeißen lassen) als... = etw strikt ablehnen. 1900 ff.
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10. brich dir nicht den Finger ab!: Rat an einen, der in der Nase bohrt. 1920 ff.
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11. sich die Finger abbrechen = Beifall mit den Fingern andeuten. Ironie. 1960 ff.
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12. den Finger im Arsch abbrechen = vom Unglück verfolgt sein. Vgl ⇨ Finger 18. 19. Jh.
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13. sich etw an den Fingern abzählen (ausrechnen) können = etw mühelos, ohne weiteres begreifen können. Kinder lernen an den Fingern das Zählen und Rechnen mit kleinen Zahlen. 16. Jh.
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14. sich etw an den Fingern abklavieren können = etw ohne weiteres begreifen können. ⇨ abklavieren. 19. Jh.
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15. nach jm (etw) alle zehn Finger ausstrecken = jn (etw) zu besitzen wünschen, begehren. 1900 ff.
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16. die Finger nicht bei sich behalten können = a) diebisch sein. 19. Jh. – b) intim betasten. 19. Jh.
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17. jm den Finger in den Arsch bohren = jn aufmuntern, antreiben. 1900 ff.
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18. sich den Finger im Arsch brechen = trotz aller Mühe nichts ausrichten können; Mißerfolg erleiden. Vgl ⇨ Finger 12. 19. Jh.
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19. sich den Finger beim Nasenbohren brechen = bei harmlosesten Verrichtungen unerwartet Mißerfolg erleiden. 1900 ff.
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20. da kann man mit dem Finger dran fühlen = das ist offensichtlich, klar, unbestreitbar. Es ist gegenständlich greifbar. 1900 ff.
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21. er ist so voll, daß man es mit den Fingern im Hals fühlen kann = er ist volltrunken. Es = Pegelstand der Alkoholmenge. 1700 ff.
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22. jm durch die Finger gehen = jm (jds Einfluß) entwinden; jm entfliehen. 19. Jh.
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23. es geht ihm von den Fingern = die Arbeit fällt ihm leicht. Bleibt nicht an den Fingern kleben. 1920 ff.
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24. auf jn den Finger haben = jn beherrschen; jds Selbständigkeit eingrenzen. Analog zu ⇨ Daumen 5. 1900 ff.
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25. etw im kleinen Finger haben = etw beherrschen, gründlich kennen. ⇨ Finger 65. 19. Jh.
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26. seine Finger in etw haben = an etw beteiligt sein. 1900 ff.
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27. den Finger am Drücker haben = die maßgebende Person sein. ⇨ Drücker 13. 1920 ff.
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28. den Finger auf (in) dem richtigen Loch haben = richtig vermuten; vernünftig handeln; das Richtige getroffen haben. Hergenommen vom Flöten- oder Klari-
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nettenspiel. 19. Jh.
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29. die Finger in der Pastete haben = an etw maßgeblich beteiligt sein. ⇨ Pastete. 1920 ff.
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29 a. den Finger an jds Puls haben = jds Stimmung genau kennen. 1920 ff.
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30. die Finger im Spiel haben = an etw beteiligt sein. 18. Jh.
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31. einen Finger im Teig haben = an etw beteiligt sein. 1920 ff.
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32. grüne Finger haben = sich auf gärtnerische Arbeiten verstehen. ⇨ Daumen 15. 1950 ff.
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33. klebrige (krumme) Finger haben = diebisch sein. Die Finger wirken wie Leimruten (oder Haken): es bleibt immer etwas daran hängen. 15. Jh.
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34. lange Finger haben = diebisch sein. Man streckt die Finger aus, um einen Gegenstand zu erhaschen. 19. Jh.
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35. einen schlimmen Finger haben = geschlechtskrank sein. ⇨ Finger 1. Meint eigentlich »am Finger den Umlauf (ärztl Panaritium) haben«. 1900 ff.
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36. vergoldete Finger haben = in allem (was man anfaßt) Glück haben. 1900 ff.
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36 a. an jedem Finger zehn haben können = gute Erfolgsaussichten beim anderen Geschlecht haben. 1900 ff.
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37. sich die Finger sauber halten = untadelig bleiben; sich nicht mit heiklen Dingen abgeben. 1900 ff.
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38. es ist ihm an den Fingern hängen geblieben = er hat es gestohlen. ⇨ Finger 33. 17. Jh.
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39. ihm jucken die Finger (es juckt ihn in den Fingern) = a) er möchte eine Sache gern besitzen. Jucken = reizen. 19. Jh. – b) er möchte gern Ohrfeigen austeilen. 19. Jh. – c) er möchte kartenspielen. 19. Jh.
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40. jn kennen wie den kleinen Finger = jn sehr genau kennen. ⇨ Finger 65. 19. Jh.
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41. ihm bleibt alles an den Fingern kleben = er ist diebisch. ⇨ Finger 33. 19. Jh.
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42. jm auf die Finger klopfen = jn warnen, bestrafen, rügen. Im wörtlichen Sinne ein altes Erziehungsmittel. 1600 ff.
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43. jn in die Finger kriegen = jn hart behandeln; jn zurechtweisen. 19. Jh.
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44. seine Finger nicht bei sich lassen = diebisch sein. ⇨ Finger 16. 19. Jh.
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45. die Finger von etw lassen = sich in eine Sache nicht einlassen. 1700 ff.
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46. (sich) die Finger nach etw lecken = auf etw begierig sein; etw sehr schmackhaft finden. »Nach« ist hier zeitlich gemeint: man leckt sich die Finger, nachdem man etwas Wohlschmeckendes genossen hat (Essen ohne Gabel). 1500 ff.
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47. den Finger auf die Wunde legen = einen Mißstand unumwunden aufzeigen. Das ist schmerzhaft für den Betroffenen. 1900 ff. Vgl franz »mettre le doigt sur la plaie«.
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48. sich nicht die Finger dreckig machen wollen = sich mit einer heiklen Sache nicht befassen wollen. Gehört zu dem Sprichwort: »Wer Dreck anfaßt, besudelt sich.« 1900 ff.
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49. den Finger krumm machen = a) den Abzugbügel einer Handfeuerwaffe betätigen. 19. Jh. – b) einen Krieg anfangen; zu schießen beginnen. 1914 ff.
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50. keinen Finger krumm machen = nichts arbeiten; arbeitsscheu sein. 19. Jh.
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51. für etw (jn) keinen Finger krumm machen = sich für etw (jn) nicht bemühen. 19. Jh.
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52. für etw (jn) nicht einmal den kleinen Finger krumm machen = sich für etw (jn) überhaupt nicht be-
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mühen. 1930 ff.
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53. Finger lang machen = in respektvoller (soldatischer) Haltung dem Vorgesetzten lauschen. Der Soldat legt die Finger an die Hosennaht. 1950 ff.
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54. interessierte Finger machen = eine weibliche Person intim betasten. 1930 ff.
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55. krumme Finger machen = diebisch sein. Man krümmt die Finger zum Ergreifen eines Gegenstandes. ⇨ Finger 33. 1500 ff.
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56. lange Finger machen = a) diebisch sein. ⇨ Finger 34. 1700 ff. – b) beim Kartenspiel in Hinterhand übertrumpfen oder überspielen. Kartenspielerspr. seit dem späten 19. Jh.
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57. sich die Finger schmutzig machen = sich einer heiklen Sache annehmen. ⇨ Finger 48. 1900 ff.
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58. wenn man ihm die Hand gibt, muß man hinterher die Finger nachzählen = er ist diebisch. 1900 ff.
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59. aus einer Sache seine Finger nehmen = sich an etw nicht länger beteiligen. 1900 ff.
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60. nimm den Finger aus der Dame (aus meiner Frau)! = halte dich zurück! kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten! Anspielung auf intimes Betasten. 1910 ff.
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61. mit dem Finger in den Popo pieken = in Hinterhand stechen. Kartenspielerspr. 19. Jh.
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62. an etw mit spitzen Fingern rangehen = sich einer Sache vorsichtig, widerstrebend annehmen. 1920 ff.
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63. für etw (jn) keinen Finger rühren = sich für etw (jn) nicht bemühen. 19. Jh.
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64. die Finger rundgehen lassen = angestrengt arbeiten. Rundgehen = ⇨ rotieren 1. 1950 ff.
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65. mein kleiner Finger sagt mir das = ich habe eine untrügliche Ahnung. Der kleine Finger gilt im Volksglauben als der allerklügste, weil er am tiefsten ins Ohr hineinreichen und dort die geheimsten Dinge erfahren kann. 1700 ff. Vgl franz »mon petit doigt me l'a dit«.
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66. sich etw aus den Fingern saugen = eine Unwahrheit ersinnen. Nach alter Volksmeinung kann man Wissen und Weisheit aus den Fingern saugen; mit dem Schwinden dieses Glaubens wurde die Wahrheitsquelle zur Lügenquelle. 1500 ff.
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67. sich etw nicht aus den Fingern saugen können = etw unmöglich wissen können. 19. Jh.
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68. sich in den Finger schneiden = sich selbst schaden; sich zu seinem eigenen Schaden täuschen. 18. Jh.
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69. sich die Finger krumm (wund) schreiben = viele Briefe schreiben; wegen einer Sache sehr viel schreiben. 19. Jh.
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70. jm auf die Finger sehen = jn genau beobachten. Bezieht sich eigentlich auf die Fingerbewegungen eines als diebisch oder falschspielerisch verdächtigen Menschen. 1700 ff.
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71. durch die Finger sehen (gucken o. ä.) = a) Nachsicht walten lassen. Die Redensart dürfte auf der Gebärde beruhen: man sieht, aber nicht mit vollem Blick. Analog zu »ein ⇨ Auge zudrücken«. 15. Jh. – b) das Nachsehen haben; der Benachteiligte sein. 1900 ff.
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72. den Finger in den Arsch stecken = ratlos sein. Vor Hilflosigkeit tut man Unsinniges. 19. Jh.
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73. steck' den Finger in den Arsch und sing' die Wacht am Rhein!: nimm es hin, da du es doch nicht ändern kannst! »Die Wacht am Rhein« meint das Lied von Max Schneckenburger (1840; vertont von K. Wilhelm). Sold in beiden Weltkriegen.
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74. die Finger strapazieren = schreiben. BSD 1965 ff.
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75. sich an (bei) etw die Finger verbrennen = bei etw zu Schaden kommen. 1600 ff.
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76. sich die Finger verbrühen = unangenehme Erfahrungen machen. 19. Jh.
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77. sich die Finger vergolden = sich bereichern. 1900 ff.
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78. laß dir die Finger vergolden! = a) gib mir bessere Karten! Kartenspielerspr. 1900 ff. – b) Rat an einen, der ungeschickt zu Werke gegangen ist. 1900 ff.
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79. sich bei etw die Finger versengen = sich bei etw schaden. 19. Jh.
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80. jn um den Finger wickeln (winden) können = jn völlig in seiner Gewalt haben; über jn ohne Mühe bestimmen können. Der Willen- oder Energielose ist wie ein Faden oder Stoffstreifen, den man mühelos um den Finger wickeln kann. 1600 ff. Vgl engl »to twist round one's little finger«.
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81. sich um den Finger (um den kleinen Finger) wickeln lassen = völlig nachgiebig sein; sich alles gefallen lassen. 1800 ff.
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82. sich etw aus den Fingern zutzeln = etw erdichten, erlügen. Vgl ⇨ Finger 66. Österr 19. Jh.