Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Film
Film m \
1. Gang, Ablauf von Ereignissen; Art und Weise. Der belichtete Film versinnbildlicht einen genau festgelegten Ablauf, einen logischen Zusammenhang. 1910 ff.
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2. ein anderer Film = eine andere Gelegenheit; eine andere Geliebte. 1920 ff.
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3. geladener Film = spannungsreicher Film. Hergenommen von der mit elektrischer Spannung aufgeladenen Batterie und beeinflußt von mit Munition geladenen Schußwaffen. 1950 ff.
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4. gelaufener Film = erledigte Sache. Halbw 1960 ff.
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5. heißer Film = Film mit Nackt-, Halbnacktszenen. Heiß = geschlechtlich erregend. 1960 ff.
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6. diesen Film nicht bei mir!: Ausdruck der Abweisung. Gefilmte Vorgänge gelten volkstümlich als gestellte, wahrheitswidrige Vorgänge. 1910 ff.
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7. einen Film abdrehen = die Filmaufnahmen beenden. Stammt noch aus der Zeit, als die Kurbel der Aufnahmekamera von Hand bedient wurde. 1920 ff.
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8. dreh mir keinen Film ab! = mach keine Streiche, keine Seitensprünge! Vgl Film 6. 1950 ff.
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9. dieser Film ist abgelaufen = dies weckt kein Interesse mehr. 1910 ff, jug .
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10. mein Film ist noch nicht abgelaufen = meine aufregenden Erlebnisse sind noch nicht zu Ende. 1920 ff.
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10 a. der Film reißt ab = das Erinnerungsvermögen setzt aus. Auf der Leinwand erscheint (vorübergehend) der konturenlose »Blackout«. 1920 ff.
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11. der Film rollt ab = der Vorgang nimmt seinen verabredeten, seine vorhersehbaren Verlauf. 1930 ff.
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12. einen Film abrollen lassen = ein Unternehmen in Gang setzen. 1930 ff.
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13. einen Film nochmals abrollen lassen = eine längst erledigte Sache neuerlich aufgreifen und besprechen. 1950 ff.
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14. der Film läuft an = der Film wird jetzt in den Kinos vorgeführt. Anlaufen = zum ersten Mal laufen. Die Maschinen laufen an, sobald man sie in Betrieb gesetzt hat. 1930 ff.
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15. sich einen neuen Film beschaffen = es mit einem neuen Trick versuchen. 1930 ff.
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16. dreh keinen Film! = werde nicht weitschweifig! verstumme! Anspielung auf Filme mit überlanger Vorführdauer oder spannungsarmer Handlung. Jug
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1950 ff.
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17. einen Film entschärfen = anstößige Filmszenen tilgen. Man entschärft das Lichtspiel, wie man Munition unschädlich macht. 1965 ff.
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18. mir fehlt ein Ende Film = ich habe eine Gedächtnislücke. Film 1 und 10a. 1930 ff.
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19. der Film ist gerissen = der logische Zusammenhang ist verloren; man hat Erinnerungslücken. Film 1 und 10a. 1920 ff.
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20. Kenntnis vom Film haben = Fachkenner sein; sich gründlich auskennen in dem »was läuft«. 1955 ff.
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21. dieser Film ist gelaufen = diese Sache ist erledigt. 1955 ff.
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21 a. einen Film laufen haben = sich (jm) etw vortäuschen; Illusionen hegen. Vgl Film 6. 1970 ff.
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22. mach keinen Film! = lüge nicht! Film 6. 1940 ff.
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23. mach nicht solch einen Film! = reg dich nicht auf! übertreibe nicht! bleibe sachlich! Wie im » Theater« faßt man das Verhalten der Filmschauspieler(innen) auf der Leinwand als unnatürlich auf. 1940 ff.
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24. aus etw einen Film machen = eine Sache aufbauschen. 1940 ff.
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25. quatsch' keinen Film! = rede keinen Unsinn! faß dich kurz! Vgl Film 16. 1925 ff.
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26. bei ihm reißt der Film = er verliert die Beherrschung; er redet, als geriete er von Sinnen; er hat Erinnerungslücken. Vgl Film 10a. 1920 ff.
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27. im Film sein = richtig begreifen; Bescheid wissen. Der Wendung »im Bilde sein« nachgeahmt. 1920 ff.
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28. das ist nicht mein Film = das gefällt mir nicht; daran beteilige ich mich nicht. 1910 ff.
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