Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Feuer
Feuer n \
1. in 'einem Feuer = ohne Unterbrechung und in härtester Anstrengung. Aus der Vorstellung »Feuereifer« entwickelt. Rudererspr. 1960 ff.
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2. Feuer frei! = Raucherlaubnis; jetzt darf geraucht werden. Übertragen vom gleichlautenden milit Feuerbefehl. Sold 1939 ff.
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3. Feuer in Gelee = Meduse, Qualle. Die Hautberührung mit gewissen Quallenarten verursacht heftiges Brennen. 1941 ff.
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3 a. das Feuer einstellen = weitere Kritik unterlassen. Übertragen von der Beendigung des militärischen Beschusses. 1960 ff.
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4. Feuer fangen = sich plötzlich heftig verlieben. Das Herz gerät in Brand; es ergreift einen das Feuer der Begeisterung und die Flamme der Leidenschaft. 1800 ff.
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5. für jn durchs Feuer gehen = treu für jn eintreten; für jn etwas Gefahrvolles tun. Hergenommen vom rettenden Eingreifen beim Brand eines Hauses. 1500 ff. Vgl franz »passer par le feu pour quelqu'un«.
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6. Feuer am Arsch haben = eilen. Man ist »angefeuert«. 19. Jh.
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7. Feuer im Arsch haben = a) mutig, angriffslüstern sein. 1800 ff. – b) temperamentvoll sein. 1900 ff.
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8. Feuer im Dach haben = a) sehr verliebt sein. Der Kopf steht in Flammen; man hat brennendheiße Liebesgedanken. 1600 ff. – b) sehr zornig sein. 15. Jh. – c) (braun-)rotes Haar haben. Die Haare erinnern an Glut und Flammen. 1920 ff.
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9. Feuer unter der Haube haben = in Wut sein. Haube = Kopfbedeckung der Frauen. 1960 ff.
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10. Feuer unter dem Hemd haben = leidenschaftlich, schwungvoll musizieren. 1950 ff, halbw .
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11. Feuer unterm Hintern haben = temperamentvoll sein. 1900 ff.
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12. Feuer in der Hose haben = liebesgierig sein. 1920 ff.
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13. Feuer im Schwanz haben = nicht stillsitzen können. 1700 ff.
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14. auf zwei Feuern kochen = es mit mehreren (entgegengesetzten) Möglichkeiten halten. 1950 ff.
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15. zwischen zwei Feuer kommen = sich zwei Unannehmlichkeiten ausgesetzt sehen; von zwei (entgegengesetzten) Seiten aus angegriffen, kritisiert werden. Von milit Späh- oder Stoßtruppunternehmen übertra-
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gen: man gerät zwischen die Fronten, wird von zwei Seiten beschossen. 18. Jh. Vgl franz »être pris entre deux feux«.
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16. Feuer hinter etw machen (Feuer untermachen) = eine Sache beschleunigen. Seit dem späten 19. Jh.
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17. Feuer hinter jn machen = jn antreiben. 1910 ff.
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18. jm Feuer unterm Arsch machen = jn zur höchsten Eile antreiben; jn in die Flucht schlagen. Derbe Variante zu »anfeuern«. 17. Jh.
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19. jm Feuer unterm Frack machen = jn zur Eile anhalten. 1900 ff.
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20. jm Feuer unter den Hintern machen = jn antreiben. 19. Jh. Vgl franz »courir comme si on avait le feu au derrière«.
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21. jm Feuer unter die Hose machen = jn antreiben. 19. Jh.
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22. jm Feuer unter den Schwanz machen (legen) = jn zur Eile antreiben. 19. Jh.
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23. jm Feuer unter dem Stuhl machen = jn anspornen, aus seiner Lethargie aufrütteln. 1930 ff.
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24. jn (etw) unter Feuer nehmen = jn aus seinem Posten zu verdrängen suchen; etw heftig kritisieren. Hergenommen vom milit Beschuß. 1930 ff.
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25. ihm schlägt das Feuer aus den Nasenlöchern = er hat zu scharf gewürzte Speisen gegessen. Ihm brennt es im Schlund, und die Nase dient als Kamin. 1950 ff.
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26. Feuer schinden = von jm Feuer für eine Zigarre oder Zigarette erbitten. schinden. Stud seit dem späten 19. Jh.
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27. bei ihm ist Feuer im Dach = er ist wütend. Zorn denkt man sich metaphorisch als ein Feuer. 1500 ff.
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28. da ist Feuer unterm Dach = da herrscht gereizte Stimmung, große Erregung; in der Familie herrscht Zerwürfnis. Dach = Hausdach. 19. Jh.
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29. Feuer und Fett sein = sich für etw begeistern; heftig nach etw verlangen. Gibt man Fett (Öl) ins Feuer, dann zischt es hochauf. 1920 ff.
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30. für etw (jn) Feuer und Flamme sein = für (von) etw (jn/jm) begeistert sein; sich für etw rasch begeistern. Fußt auf der Metapher vom Feuer der Begeisterung, von der lodernden Begeisterung. 1600 ff.
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31. zwischen zwei Feuern sitzen (stehen) = zwei Unannehmlichkeiten ausgesetzt sein. Feuer 15. 18. Jh.
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32. mit dem Feuer spielen = sich auf eine gefährliche Sache einlassen; Gefährliches tun. 17. Jh.
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