Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Fell
Fell n \
1. Menschenhaut. Im Mittelalter bezeichnete »Fell« sowohl die tierische als auch die menschliche Haut, im nhd Sprachgebrauch eigentlich nur mehr die tierische, dicht behaarte.
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2. Kopfhaar. 1900 ff.
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3. Pelzmantel. 1900 ff.
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4. Mädchen, Geliebte. Meint hier das Fell als »kuschelige« Unterlage. 1700 ff.
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5. altes Fell = ältliche Frau; Hure. 1800 ff.
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6. blankes Fell = Nacktheit, Entblößung. Fell 1; blank 1. 1920 ff.
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7. dickes Fell = gute, widerstandsfähige Nerven; Unempfindlichkeit. 18. Jh.
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8. lädiertes Fell = Teilglatze. Fell 2. 1900 ff.
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9. nur sein eigenes Fell anhaben = nackt sein. Fell 1. 1910 ff.
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10. jm das Fell auflockern = a) jn verprügeln. Durch Klopfen lockert man den Pelz auf. 1850 ff. – b) jn scharf drillen. 1900 ff.
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11. das Fell begießen = an einem Beerdigungsschmaus ausgiebig teilnehmen. Fell 31. begießen. 1870 ff.
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12. jm eins (einen) aufs Fell brennen = auf jn einen Schuß abgeben. Hergenommen von der Wildschweinjagd. 1900 ff.
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13. jm das Fell durchgerben = jn prügeln. gerben. 1800 ff.
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14. das Fell kommt durch = die Haut schimmert durch den Dreck. Gemeint ist natürlich das Umgekehrte: die Schmutzschicht ist so dick, daß kaum noch Haut erkennbar ist. Sold in beiden Weltkriegen und später.
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15. jm das Fell durchlöchern = jn erschießen. Die Haut wird perforiert. Beschönigung. 1900 ff.
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16. jm nicht vom Fell gehen = zudringlich sein; jm lästig fallen. 19. Jh.
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17. jm das Fell gerben = jn prügeln. gerben. 1500 ff.
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18. ein dickes Fell haben = unempfindlich sein. Fell 7. 18. Jh.
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19. ihm juckt das Fell = er verspürt Lust; es reizt ihn. 1900 ff.
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20. dir juckt wohl das Fell? = du willst wohl geprügelt werden? Drohfrage. 18. Jh.
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21. ein schönes (o. ä.) Fell klopfen = ein guter Schlagzeuger sein. 1965 ff.
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22. jm aufs Fell kommen (jm zu Fell kommen) = jn prügeln. Fell 13 und 17. 1700 ff.
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23. ein dickes Fell kriegen = unempfindlich werden. Fell 7. 1900 ff.
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24. jm das Fell losmachen = jn prügeln; streng mit jm verfahren. Vgl Fell 10. 19. Jh.
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25. aus dem Fell platzen = die Beherrschung verlieren. Das »Fell« wird dem Zornigen zu eng: es platzt wie der » Kragen« oder die Schwarte eines Igels, der buchstäblich »zuviel in sich hineingefressen« hat. 1930 ff.
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26. aus etw mit heilem Fell (he)rauskommen = sich einer Notlage unversehrt entwinden. Fußt auf dem Bild vom Kampf zweier Tiere, von denen das eine »Haare lassen« muß. Fell. 1930 ff.
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27. sein Fell retten = sich in Sicherheit bringen. Sold und ziv 1939 ff.
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27 a. das Fell riskieren = sich einer Lebensgefahr aussetzen. 1900 ff.
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27 b. jm aufs Fell rücken = jn bedrängen, heimsuchen. Pelz 16. 19. Jh.
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28. nur noch Fell und Knochen sein = sehr abgemagert sein. Analog zu Haut 61. 19. Jh.
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29. im Fell sein = nackt sein. Fell 9. Jug 1955 ff.
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30. sein Fell zu Markte tragen = die Verantwortung mitsamt den bösen Folgen auf sich nehmen. Haut 68. 19. Jh.
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31. das Fell versaufen = an einem Beerdigungsschmaus teilnehmen. Hier vereinigen sich zwei alte Sitten: Zu Ehren des Toten veranstaltet man einen Leichenschmaus, und die Viehknechte erhalten von den Händlern oder Schlachtern den Erlös vom Fell als Trinkgeld. 16. Jh.
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32. jm das Fell versohlen = jn heftig prügeln. versohlen. 19. Jh.
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33. jm das Fell volldreschen = jn prügeln. dreschen 1. 19. Jh.
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34. jm das Fell vollhauen (vollklopfen, vollkloppen) = jn verprügeln. Fell. 19. Jh.
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35. sich in Fell wickeln = einen Pelz tragen. 1950 ff.
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36. ihm schwimmen die Felle weg = die Hoffnungen
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schwinden ihm dahin. Zum Reinigen und Enthaaren muß man die Felle aufweichen; zu diesem Zweck hängt der Lohgerber sie in fließendes Wasser; befestigt er sie nicht sorgfältig, kann die Strömung die Felle entführen. Seit dem 19. Jh.
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37. jm das Fell vom Hintern ziehen = jn im Dienst überstreng behandeln. Seit dem späten 19. Jh.
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38. jm das Fell über die Ohren ziehen = jn übervorteilen, betrügen. Vom Metzgerhandwerk übernommen: beim Hammel, beim Hasen u. a. wird das Fell, an Bauch und Beinen aufgeschnitten, nach vom über Kopf und Ohren abgezogen. 1600 ff.
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39. sich ein dickes Fell zulegen = unempfindlich werden. 1900 ff.
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