Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Faust
Faust I m \
Junge. Wohl hergenommen von Goethes Faust im Verhältnis zu Gretchen. Halbw 1960 ff.
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Faust II f
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1. die Faust im Nacken = a) kurze Zeitspanne vor der Klassenarbeit; Klassenarbeit. Fußt auf dem deutschen Titel des amerikanischen Films »On The Waterfront« (1954) mit Marlon Brando. Die Vorstellung »Faust im Nacken = unausweichliche Bedrohung« ist etwa 60 Jahre älter. Schül 1955 ff. – b) zwei sehr schlechte Noten im Zeugnis. Schül 1955 ff. – c) diensthabender Offizier. Vgl Faust II b. Sold 1960 ff, österr .
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2. auf eigene Faust = auf eigene Verantwortung; durch eigene Tatkraft; selbständig. Die Faust ist das Sinnbild der Macht und der Verantwortlichkeit, auch der Gewalt. 18. Jh.
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3. aus freier Faust = aus eigenem Antrieb; aus freier Hand; ohne Hilfsmittel, ohne Vorbereitung; ohne Gabel und Messer. 1700 ff.
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4. mit ungewaschener Faust = derb, drastisch, rücksichtslos. Vom »ungewaschenen Maul« übertragen. 1935 ff.
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5. jn mit der Faust anpumpen = jm Geld rauben. anpumpen. 1960 ff.
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6. die Faust ist ihm ausgerutscht = er hat mit der Faust dreingeschlagen. Beschönigende Redensart.
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19. Jh.
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7. aus der Faust essen = ohne Teller, ohne Gabel und Messer essen. Faust II 3. 1600 ff.
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8. in die Faust ficken = onanieren. ficken. 1935 ff.
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9. jn an die Faust gewöhnen = jn zähmen, abrichten. Hergenommen von Reitsport und Pferdedressur. 1933 ff.
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10. die Faust im Nacken haben = a) ständig bedroht sein; sich unfrei fühlen. Faust II 1 a. 1900 ff. – b) hart einexerziert werden. 1910 ff.
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11. jm die Faust unter die Nase halten = jn bedrohen; jm kräftig zusetzen. 19. Jh.
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12. mit der Faust kassieren = jm gewaltsam Geld abnehmen; jn ausrauben. 1960 ff.
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13. ich bin ihm in die Faust gelaufen = mein blaues Auge rührt nicht von einem Faustschlag her, sondern von einem Unglücksfall. Beschönigung. 1910 ff.
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14. die Faust in der Tasche (im Sack) machen (ballen) = heimlich drohen; seinen Zorn verbergen. 18. Jh.
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15. jn mit der Faust massieren = auf jn anhaltend einschlagen. 1950 ff.
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16. etw in die Faust nehmen = etw ohne Gabel und Messer essen. 1600 ff.
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17. es paßt wie die Faust aufs Auge = es paßt schlecht (durchaus nicht) zusammen. Die kraftvolle Faust und das hochempfindliche Auge sind äußerste Gegensätze. 1500 ff.
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18. mit der Faust auf den Tisch schlagen = grob, energisch auftreten. 19. Jh.
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19. mit der eigenen Faust verheiratet sein = onanieren. Vgl Faust II 8. 1940 ff.
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20. die ganze Faust vollhaben = nur Trümpfe und andere gute Karten in der Hand halten. Kartenspielerspr. Seit dem späten 19. Jh.
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