Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Faß
Faß n \
1. schweres Kriegsschiff. Analog zu Pott. Marinespr 1939 ff.
\
2. Abort. Meint den Abortkübel. BSD 1965 ff.
\
3. Pokal. Scherzhafte Übertreibung. BSD 1965 ff.
\
4. dicker Mensch. 19. Jh.
\
5. geselliges Zusammensein von Jungen und Mädchen. Fußt vielleicht auf engl »kit«, das sowohl das Faß als auch die Sippschaft bezeichnet. Vgl auch das amerikan Slangwort »to fuss = flirten«. Halbw 1955 ff.
\
6. Könner in einem Fachgebiet. Vergrößerung von »Kanone = Fachgröße«; »Kanone« nennt man auch den großen Bierkrug mit einem Fassungsvermögen von zwei oder drei Litern. Halbw 1955 ff.
\
7. beliebter Vorgesetzter. Versteht sich nach dem Vorhergehenden. BSD 1965 ff.
\
8. kameradschaftlicher Mensch. Schül 1955 ff.
\
9. sympathischer Älterer. Halbw 1955 ff.
\
10. begehrenswerter Ehepartner. 1960 ff.
————
11. Angelegenheit. Vgl Faß 6. Halbw 1955 ff.
\
12. Faß ohne Boden = unersättlicher Trinker. 1900 ff.
\
13. hohes Faß = a) großer Könner. Faß 6. Halbw 1955 ff. – b) große Leistung. Halbw 1955 ff.
\
14. das höchste Faß = a) der Beste unter vielen; Hauptkönner. Halbw 1955 ff. – b) weit überragende Angelegenheit. Halbw 1955 ff.
\
15. schaues Faß = nette, schwungvolle Party. schau. Halbw 1955 ff.
\
16. volles Faß = Schwangerschaft in den letzten Monaten. 1500 ff.
\
17. frisch vom Faß = ohne Verfilmung (vorherige Aufzeichnung) ferngesendet. Vom Faßbier hergenommen zum Unterschied vom Flaschenbier. 1960 ff.
\
18. voll wie ein Faß = volltrunken. 19. Jh. Vgl franz »ivre comme une futaille«.
\
19. das Faß anstechen = deflorieren. 1500 ff.
\
20. ein anderes Faß anstechen = die Farbe wechseln. Kartenspielerspr. 1900 ff.
\
21. ein Faß aufmachen = a) von etw viel Aufhebens machen; prahlen. Hergenommen vom festlich begangenen Anstich des Oktober- oder Märzenbieres (oder
————
vom Öffnen eines Butter- oder Margarinefasses, das in fettarmen Zeitläufen willkommener war als das Faß Bier). 1910 ff. – b) in einer Gesellschaft kräftig zechen; eine Sache ausgiebig feiern. 1960 ff. – c) eine nette Party veranstalten, für Stimmung sorgen; sich hervorragend amüsieren. Halbw 1955 ff. – d) ein hohes Kartenspiel spielen. Faß 11. 1955 ff. – e) Streit anfangen; zu schimpfen beginnen. Schül 1955 ff. – f) straffällig werden. 1955 ff.
\
22. mit jm ein Faß aufmachen = jn zur Rechenschaft ziehen. 1955 ff.
\
23. mit etw kein Faß mehr aufmachen = mit etw keinen Eindruck mehr erwecken. 1955 ff.
\
24. ein Faß ist auf = es herrscht ausgelassene Stimmung. Faß 5. 1960 ff.
\
25. das setzt dem Faß die Krone auf = das ist unerhört, unerträglich. Zusammengesetzt aus »das setzt allem die Krone auf« und dem Folgenden. 1920 ff.
\
26. das schlägt dem Faß den Boden aus = das übersteigt alle Geduld; das ist nicht länger zu ertragen. Hergenommen vom Böttcherhandwerk: das Faß verliert den Boden, wenn die Reifen gesprengt sind, und dies kann leicht geschehen, wenn der Böttcher die Reifen zu kräftig zur Mitte der Faßwölbung schlägt. 1500 ff.
————
27. schlag dem Faß nicht den Boden aus! = übertreibe nicht! bleibe sachlich! 1920 ff.
\
28. das schlägt dem Faß das Ei aus = das ist unerhört. Zerspielt aus Faß 26. 1920 ff.
\
29. das schlägt dem Faß die Krone aus!: Ausruf des Unwillens. Spielerisch zusammengesetzt aus Faß 25 und Faß 26. 1920 ff.
\
30. dem Faß den Boden ausstoßen = deflorieren. 1900 ff.
\
31. das Faß zum Überlaufen bringen = eine Entwicklung bis zur Unerträglichkeit steigern; etw zum äußersten treiben. 19. Jh.
\
32. das schlägt das Faß durch!: Ausruf der Unerträglichkeit. 1900 ff.
\
33. er ist über das Faß gebügelt = er hat auswärtsgekrümmte Beine. Krummbeinigkeit ist hiernach nicht naturgegeben, sondern Folge unzweckmäßigen Hosenbügelns. 1920 ff, schül .
\
34. auf einem Faß geritten sein = auswärtsgekrümmte Beine haben. 1920 ff.
\
35. irgendwo hat das Faß ein Loch = die Aussagen der Verdächtigen stimmen nicht überein. Gemeint ist, daß ein verborgener Schaden sichtbar oder spürbar
————
wird. 1950 ff.
\
36. das haut dem Faß die Krone ins Gesicht = das ist der Gipfel der Frechheit; jetzt ist die Geduld zu Ende. Verspielt durch Kürzung der übereinandergelagerten Redensarten »das schlägt dem Faß den Boden aus«, »das schlägt einer Sache ins Gesicht«, »das ist die Krone von...« und »das setzt allem die Krone auf«. Stud 1920 ff.
\
37. da geht dem Faß die Krone hoch = das ist unerhört. 1950 ff.
\
38. das schlägt dem Faß den Boden mitten ins Gesicht!: Ausdruck der Unerträglichkeit. 1945 ff.
\
39. das schmeckt nach altem Faß = das läßt Unangenehmes erwarten; das sieht böse aus. Bezieht sich eigentlich auf den Wein, der einen muffig- hölzernen Geruch und Geschmack angenommen hat. 1935 ff.
\
40. im Faß sein = unübertrefflich sein. Schweiz 1960 ff, halbw .
\
41. aus einem hohlen Faß sprechen (reden o. ä.) = laut, aber unsinnig reden. Es dröhnt, ist aber substanzlos. 1900 ff.
\
42. das treibt das Faß auf die Spitze = das ist unerträglich. Erweitert aus der Grundvorstellung » Faß 26« unter Einfluß von »etw auf die Spitze treiben«.
————
1930 ff.
\
43. das treibt dem Faß die Krone auf die Spitze!: Ausdruck des Unmuts. 1950 ff.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Faß