Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Fahne
Fahne f \
1. Rausch; Atem des Alkoholikers. Nach dem Muster von Rauchfahne im 19. Jh. gebildet.
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2. Taschentuch. Im ursprünglichen Sinne ein Stück Tuch; dann bezogen auf das Winken mit dem Taschentuch. 19. Jh.
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3. flotte Fahne = starker Alkoholgeruch aus dem Mund. 1920 ff.
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4. die rote Fahne aufgezogen haben = menstruieren. Der weißen Fahne der Kapitulation nachgebildet. 1900 ff.
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5. die Fahne nach dem Wind drehen (hängen) = um des Vorteils willen wankelmütig sein. Windfahne. 19. Jh.
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6. zu den Fahnen geeilt werden = zum Wehrdienst einberufen werden. Passivische Konstruktion zur Betonung der Unfreiwilligkeit. Sold 1939 ff bis heute.
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7. von der Fahne gehen = a) Fahnenflucht begehen; sich der Dienstpflicht entziehen. Sold 1939 bis heute. – b) die politische Richtung, die Parteizugehörigkeit ändern. 1960 ff. – c) während der Vollzugslockerung flüchten. Häftlingspr. 1970 ff.
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8. jm nicht von der Fahne gehen = sich jm aufdrängen; jn belästigen. Berlin 1960 ff.
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9. geh mir von der Fahne! = laß mich in Ruhe! komm mir nicht zu nahe! Berlin 1960 ff.
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10. die rote Fahne raushängen = menstruieren. Fahne 4. 1900 ff.
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11. ihm flattert eine Fahne voran = seinem Mund entströmt Alkoholdunst. Macht sich 1933 spöttisch die Textzeile aus dem Lied der Hitler-Jugend »Unsere Fahne flattert uns voran« von Baldur v. Schirach zunutze.
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