Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Faden
Faden m \
1. Kleidung. Vom Webfaden hergenommen. Rotw 1950 ff, österr .
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2. pl = Zigaretten. Leitet sich her vom fadenähnlichen Schnitt des Tabaks. 1960 ff, halbw , schweiz .
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3. nasser Faden = Pollution. Faden = Samenfaden. 1910 ff.
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4. da beißt keiner einen Faden ab = das ist unabänderlich. Zu vervollständigen nach »da beißt keine Maus einen Faden ab«. 1965 ff.
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5. jm den Faden abklemmen = jm ins Wort fallen. Faden = Gesprächsfaden. 1900 ff.
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6. den Faden aufspulen = etw zurückverfolgen; eine Straftat aufklären. 1920 ff.
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7. ohne einen Faden baden = nacktbaden. 1950 ff.
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8. der Faden fädelt sich nicht ein = es kommt nicht zustande; es funktioniert nicht. Hergenommen vom Einführen des Nähfadens in das Nadelöhr. 1935 ff.
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9. der Faden ist gerissen = a) der innere Zusammenhang ist verlorengegangen. Faden = Aufeinanderfolge von Zusammengehörigem. 1920 ff. – b)die Überlegung hat ausgesetzt; eine Bewußtseinsstörung ist ein-
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getreten; ein Mißerfolg hat sich unausweichlich angebahnt. 1920 ff. – c) er hat die Beherrschung verloren; die Geduld ist zu Ende. 1920 ff.
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10. keinen Faden haben = nichts anzuziehen haben. 1950 ff.
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11. keinen trockenen Faden mehr am Leibe haben = durchnäßt sein. 1500 ff. Vgl franz »n'avoir plus un poil de sec«.
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12. jn am Faden halten = jn hinhalten, vertrösten. Leitet sich vom Marionettenspieler her. Österr 1930 ff.
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13. sein Leben hängt nur noch an einem Faden = es besteht nur noch wenig Hoffnung, daß er wieder gesund wird. Der Faden ist hier der von den Parzen und Nornen gesponnene Lebens- oder Schicksalsfaden, und »hängen« beruht auf dem an einem Roßhaar hängenden Damoklesschwert. 18. Jh.
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14. an jm keinen guten Faden lassen = jm jegliche Vorzüge absprechen. Berührt sich mit der Redewendung »jm am Zeug flicken«. 19. Jh.
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15. keinen guten Faden miteinander spinnen = sich nicht vertragen. Spinnen und Weben waren früher eine Hauptaufgabe der Frauen und Mädchen daheim. 1900 ff.
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16. einen langen Faden spinnen = weitschweifig erzählen. Faden = Gesprächsfaden. 19. Jh. Vgl engl »to spin a long yarn«.
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17. den Faden verlieren = sich beim Sprechen verwirren; aus dem gedanklichen Zusammenhang geraten. Der Faden als Sinnbild des Zusammenhängenden geht über den Begriff des »Leitfaden« vielleicht auf den Ariadnefaden der griechischen Mythologie zurück. 18. Jh. Vgl franz »perdre le fil du discours«.
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18. ihm ist der Faden weg = er hat den Gedankenzusammenhang verloren. 1900 ff.
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19. es zieht sich wie ein roter Faden hindurch = es kommt immer wieder zum Vorschein. Die englische Kriegsmarine ließ in die Taue ihrer Segelschiffe einen roten Faden eindrehen, damit das Tauwerk (da gegebenenfalls leicht als Diebesgut erkennbar) nicht gestohlen werden konnte. Diese Herleitung stammt von Goethe (»Wahlverwandtschaften«). 18. Jh.
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