Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Daumen
Daumen m \
1. über den Daumen = ungefähr gerechnet; geschätzt. ⇨ Daumen 31. 1900 ff.
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2. auf den Daumen achten = auf den leisesten Wink hin tätig werden. Man gibt mit dem Daumen ein Zeichen. Sold 1939 ff.
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3. etw vor den Daumen bringen = Ersparnisse machen. ⇨ Daumen 23. 19. Jh., nordd .
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4. da hat der liebe Gott (das Schicksal) den Daumen zwischengehabt (zwischengehalten) = ein kleiner lebensrettender Umstand stellte sich ein. Der Daumen als der kräftigste Finger gilt als besonders zauberkräftig, – wieviel mehr Gottes Daumen! Anscheinend bei den Soldaten des Zweiten Weltkriegs aufgekommen.
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5. auf jm den Daumen draufhaben = jds Willen beherrschen; jm wenig Freiheit lassen. Der Daumen als Machtsinnbild. 1900 ff.
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6. bei den Mädchen den Daumen draufhaben = bei den Mädchen streng auf moralisch einwandfreie Führung achten. Sold 1939 ff.
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7. den Daumen draufhalten = sparsam sein. Mit dem Daumen hält man den Geldbeutel oder die Anzugtasche zu. 1900 ff.
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8. Daumen drehen = sich langweilen; müßiggehen. 19. Jh.
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9. jn um (über) den Daumen drehen = jn betrügen. Analog zu »jn um den ⇨ Finger wickeln«. Oberd 19. Jh.
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10. jm den Daumen drücken = jm zu einem bevorstehenden wichtigen Ereignis Glück wünschen. ⇨ Daumen 25. 1700 ff.
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11. jm den Daumen aufs Auge drücken = jn streng behandeln. ⇨ Daumen 36. 17. Jh.
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12. zwischen Daumen und Zeigefinger empfindlich sein = geldgierig sein; auf geldliche Einbußen empfindlich reagieren. Versteht sich nach ⇨ Daumen 3. 1950 ff.
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13. etw über den Daumen erledigen = etw nicht sorgfältig erledigen. = Daumen 31. 1930 ff.
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14. über den Daumen essen (frühstücken) = Stücke von der Brotschnitte abschneiden und neben Speck, Wurst u.ä. essen. 1900 ff.
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15. einen grünen Daumen haben = Sinn für Pflege von Topfpflanzen haben; erfolgreich im Garten tätig sein. Ubernommen aus dem angloamerikan »to have a green thumb«. 1950 ff.
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16. einen kranken Daumen haben = sehr geizig leben; kein Geld haben. Als hätte man eine Krankheit am Daumen, kann man kein Geld aufzählen. 19. Jh.
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17. lauter Daumen haben = handungeschickt sein. 1900 ff.
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18. zwei linke Daumen haben = handwerklich ungeschickt sein. 1900 ff.
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19. einen steifen Daumen haben = kein Geld hergeben. ⇨ Daumen 16. 19. Jh.
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20. einen trockenen Daumen haben = mittellos sein. Hängt zusammen mit dem Anfeuchten des Daumens beim Zählen von Geldscheinen. 1950 ff.
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21. zehn Daumen haben = kein Handgeschick haben. 1900 ff.
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22. jn unter dem Daumen haben (halten) = jn in seiner Gewalt haben; jn beherrschen. ⇨ Daumen 5. 1900 ff. Eine alte Regel sagt, Herr im Hause werde, wer bei der Trauung den Daumen oben habe.
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23. etw vor dem Daumen haben = vermögend sein. Beim Aufzählen schiebt man die Münzen vor dem Daumen aus der Hand. 1700 ff, nordd .
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24. etw zwischen Daumen und Zeigefinger haben = Geld haben. 19. Jh.
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25. jm den Daumen halten (einschlagen, kneifen) = jm zu einer entscheidenden Angelegenheit Erfolg wünschen. Der in die Handfläche eingeschlagene, von den vier anderen Fingern umschlossene Daumen ist im Aberglauben eine unheilbannende Zaubergebärde. 1600 ff.
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26. auf etw den Daumen halten = etw in der Gewalt behalten; nicht freigebig sein. 19. Jh.
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27. jn unter dem Daumen halten = jn beherrschen. ⇨ Daumen 22. 1900 ff.
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28. etw über den Daumen kalkulieren = etw ungefähr veranschlagen. ⇨ Daumen 31. 1930 ff.
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29. jn unter den Daumen kriegen = Herrschaft über jn erlangen. ⇨ Daumen 22. 1900 ff.
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30. am Daumen lutschen = a) Mangel leiden; hungern. »Lutsch am Daumen!« sagt man, wenn einer außerhalb der Tischzeiten Hunger hat. 1900 ff. – b) bei einer Verteilung nicht berücksichtigt werden. 1900 ff. – c) ratlos sein. ⇨ daumeln. 19. Jh.
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31. etw über den Daumen peilen = eine Entfernung grob schätzen; etw grob abschätzen; ohne genaue Kursberechnung das Ziel anfliegen. Zur Standortbestimmung nimmt man bei ausgestrecktem Arm die Breite des Daumens als Hilfsmaß beim Entfernungs-
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schätzen. Seit dem späten 19. Jh., anfangs marinespr .
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32. per Daumen reisen = Autos anhalten und den Fahrer um Mitnahme bitten. ⇨ Daumenmädchen. 1960 ff.
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33. am Daumen saugen = ratlos, müßig sein. ⇨ Daumen 30. 19. Jh.
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34. etw aus dem Daumen saugen = etw ersinnen, erlügen. Analog zu »aus den ⇨ Fingern saugen«, 19. Jh.
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35. der Daumen ist zu kurz = man hat zu wenig Geld. Wegen der Kürze des Daumens kann man kein Geld aufzählen. 1950 ff, österr .
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36. jm den Daumen aufs Auge setzen = in durch Gewaltanwendung zwingen. Dem Gefangenen drohte man im Altertum und im Mittelalter, mit dem Daumen ein Auge auszudrücken, um von ihm Geständnisse zu erpressen. 1700 ff.
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37. jm den Daumen setzen = a) jn kampfunfähig machen. Vgl das Vorhergehende. 18./19. Jh. – b) jn im Sport besiegen. Sportl 1950 ff. – c) jm übel mitspielen. 19. Jh. – d) jn in Unehren verabschieden. 1900 ff.
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38. über den Daumen trinken = aus der Flasche trinken. 1900 ff.
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39. jn um den Daumen wickeln = jn mühelos beherrschen; bei jm alles erreichen. ⇨ Finger 80. Österr 19. Jh.
1. über den Daumen = ungefähr gerechnet; geschätzt. ⇨ Daumen 31. 1900 ff.
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2. auf den Daumen achten = auf den leisesten Wink hin tätig werden. Man gibt mit dem Daumen ein Zeichen. Sold 1939 ff.
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3. etw vor den Daumen bringen = Ersparnisse machen. ⇨ Daumen 23. 19. Jh., nordd .
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4. da hat der liebe Gott (das Schicksal) den Daumen zwischengehabt (zwischengehalten) = ein kleiner lebensrettender Umstand stellte sich ein. Der Daumen als der kräftigste Finger gilt als besonders zauberkräftig, – wieviel mehr Gottes Daumen! Anscheinend bei den Soldaten des Zweiten Weltkriegs aufgekommen.
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5. auf jm den Daumen draufhaben = jds Willen beherrschen; jm wenig Freiheit lassen. Der Daumen als Machtsinnbild. 1900 ff.
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6. bei den Mädchen den Daumen draufhaben = bei den Mädchen streng auf moralisch einwandfreie Führung achten. Sold 1939 ff.
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7. den Daumen draufhalten = sparsam sein. Mit dem Daumen hält man den Geldbeutel oder die Anzugtasche zu. 1900 ff.
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8. Daumen drehen = sich langweilen; müßiggehen. 19. Jh.
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9. jn um (über) den Daumen drehen = jn betrügen. Analog zu »jn um den ⇨ Finger wickeln«. Oberd 19. Jh.
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10. jm den Daumen drücken = jm zu einem bevorstehenden wichtigen Ereignis Glück wünschen. ⇨ Daumen 25. 1700 ff.
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11. jm den Daumen aufs Auge drücken = jn streng behandeln. ⇨ Daumen 36. 17. Jh.
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12. zwischen Daumen und Zeigefinger empfindlich sein = geldgierig sein; auf geldliche Einbußen empfindlich reagieren. Versteht sich nach ⇨ Daumen 3. 1950 ff.
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13. etw über den Daumen erledigen = etw nicht sorgfältig erledigen. = Daumen 31. 1930 ff.
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14. über den Daumen essen (frühstücken) = Stücke von der Brotschnitte abschneiden und neben Speck, Wurst u.ä. essen. 1900 ff.
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15. einen grünen Daumen haben = Sinn für Pflege von Topfpflanzen haben; erfolgreich im Garten tätig sein. Ubernommen aus dem angloamerikan »to have a green thumb«. 1950 ff.
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16. einen kranken Daumen haben = sehr geizig leben; kein Geld haben. Als hätte man eine Krankheit am Daumen, kann man kein Geld aufzählen. 19. Jh.
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17. lauter Daumen haben = handungeschickt sein. 1900 ff.
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18. zwei linke Daumen haben = handwerklich ungeschickt sein. 1900 ff.
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19. einen steifen Daumen haben = kein Geld hergeben. ⇨ Daumen 16. 19. Jh.
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20. einen trockenen Daumen haben = mittellos sein. Hängt zusammen mit dem Anfeuchten des Daumens beim Zählen von Geldscheinen. 1950 ff.
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21. zehn Daumen haben = kein Handgeschick haben. 1900 ff.
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22. jn unter dem Daumen haben (halten) = jn in seiner Gewalt haben; jn beherrschen. ⇨ Daumen 5. 1900 ff. Eine alte Regel sagt, Herr im Hause werde, wer bei der Trauung den Daumen oben habe.
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23. etw vor dem Daumen haben = vermögend sein. Beim Aufzählen schiebt man die Münzen vor dem Daumen aus der Hand. 1700 ff, nordd .
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24. etw zwischen Daumen und Zeigefinger haben = Geld haben. 19. Jh.
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25. jm den Daumen halten (einschlagen, kneifen) = jm zu einer entscheidenden Angelegenheit Erfolg wünschen. Der in die Handfläche eingeschlagene, von den vier anderen Fingern umschlossene Daumen ist im Aberglauben eine unheilbannende Zaubergebärde. 1600 ff.
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26. auf etw den Daumen halten = etw in der Gewalt behalten; nicht freigebig sein. 19. Jh.
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27. jn unter dem Daumen halten = jn beherrschen. ⇨ Daumen 22. 1900 ff.
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28. etw über den Daumen kalkulieren = etw ungefähr veranschlagen. ⇨ Daumen 31. 1930 ff.
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29. jn unter den Daumen kriegen = Herrschaft über jn erlangen. ⇨ Daumen 22. 1900 ff.
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30. am Daumen lutschen = a) Mangel leiden; hungern. »Lutsch am Daumen!« sagt man, wenn einer außerhalb der Tischzeiten Hunger hat. 1900 ff. – b) bei einer Verteilung nicht berücksichtigt werden. 1900 ff. – c) ratlos sein. ⇨ daumeln. 19. Jh.
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31. etw über den Daumen peilen = eine Entfernung grob schätzen; etw grob abschätzen; ohne genaue Kursberechnung das Ziel anfliegen. Zur Standortbestimmung nimmt man bei ausgestrecktem Arm die Breite des Daumens als Hilfsmaß beim Entfernungs-
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schätzen. Seit dem späten 19. Jh., anfangs marinespr .
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32. per Daumen reisen = Autos anhalten und den Fahrer um Mitnahme bitten. ⇨ Daumenmädchen. 1960 ff.
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33. am Daumen saugen = ratlos, müßig sein. ⇨ Daumen 30. 19. Jh.
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34. etw aus dem Daumen saugen = etw ersinnen, erlügen. Analog zu »aus den ⇨ Fingern saugen«, 19. Jh.
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35. der Daumen ist zu kurz = man hat zu wenig Geld. Wegen der Kürze des Daumens kann man kein Geld aufzählen. 1950 ff, österr .
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36. jm den Daumen aufs Auge setzen = in durch Gewaltanwendung zwingen. Dem Gefangenen drohte man im Altertum und im Mittelalter, mit dem Daumen ein Auge auszudrücken, um von ihm Geständnisse zu erpressen. 1700 ff.
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37. jm den Daumen setzen = a) jn kampfunfähig machen. Vgl das Vorhergehende. 18./19. Jh. – b) jn im Sport besiegen. Sportl 1950 ff. – c) jm übel mitspielen. 19. Jh. – d) jn in Unehren verabschieden. 1900 ff.
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38. über den Daumen trinken = aus der Flasche trinken. 1900 ff.
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39. jn um den Daumen wickeln = jn mühelos beherrschen; bei jm alles erreichen. ⇨ Finger 80. Österr 19. Jh.