Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Dampf
Dampf m \
1. Hunger, Hungergefühl. Verkürzt aus Kohldampf. Seit dem frühen 20. Jh., sold und rotw .
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2. Rausch. Anspielung auf den Alkohol-dunst, die Fahne 1. 1700 ff.
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2 a. Alkoholgehalt. Halbw 1965 ff.
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3. Darmwind. Man läßt ihn ab wie die Lokomotive den Dampf. 1900 ff.
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4. Atem. Atem entströmt dem Mund sichtbar als Dampf bei kaltem Winterwetter. 1800 ff.
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4 a. Tabakwaren. Halbw 1965 ff.
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5. Bedrängnis, Beklemmung, Angst. Leitet sich her vom Zustand des Asthmatikers nach heftiger Anstrengung. 14. Jh.
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6. harter Dienst; Drill; Strafdienst; Bestrafung. Man macht dem Soldaten »Dampf«; Dampf 38. Sold 1939 bis heute.
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7. Motorleistung; Elektrizität. Hergenommen vom Dampfdruck der Dampfmaschine. 1960 ff, technikerspr.
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8. Geld. Es ist gewissermaßen die Antriebskraft der
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menschlichen Leistungsmaschine. 1960 ff.
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9. Dampf auf allen Röhren = heftiger Hunger. Röhre = Speiseröhre. Dampf 1. Sold 1939 ff.
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10. mit Dampf = nachdrücklich; mit aller Kraft; energisch. Ubernommen von der Dampfmaschine. Seit dem späten 19. Jh.
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11. unter halbem Dampf = mittels Kurzarbeit; mittels Stillegung einer Betriebsabteilung. 1960 ff.
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12. mit letztem Dampf = unter Aufbietung aller Kräfte. 1910 ff, sold und sportl.
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13. voller Dampf = uneindämmbarer Redefluß. 1950 ff.
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13 a. mit vollem Dampf = lautstark, lauthals. 1900 ff.
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14. mehr Dampf! = die Geschwindigkeit stei-gern! die Sache schneller erledigen! mehr Energie! Seit dem späten 19. Jh.
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15. Dampf ablassen = a) Wut, Ärger o.ä. ungehemmt äußern; sich beruhigen; zur Sachlichkeit zurückkehren. Vom Dampfablassen der Lokomotive übernommen. 1900 ff. – b) einen Darmwind abgehen lassen. 1900 ff. – c) koitieren. Dampfüberdruck = Libido. 1920 ff.
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16. das hat ihm den Dampf angetan = das hat ihm schwer geschadet, hat ihm Unglück gebracht. Dampf 5. 1800 ff.
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17. jm einen Dampf antun = a) jn ärgern, kränken, in Bedrängnis bringen. Dampf 5. 1500 ff. – b) jm den letzten Stoß geben. 1700 ff.
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18. mit Dampf arbeiten = angestrengt arbeiten. Dampf 10. 1850 ff.
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19. Dampf aufmachen = etw nachdrücklich betreiben. Wie man Dampf auf die Kolben leitet. 1900 ff.
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20. Dampf aufsetzen = die Fahrt beschleunigen. 1900 ff.
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21. viel Dampf aufgesetzt haben = stark bezecht sein. Der Kolben, gegen den man den Dampf strömen läßt, ist hier die Kognakpumpe. 1930 ff.
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22. der Dampf geht aus = der Zorn verebbt allmählich. Technisierung von »der Zorn verraucht«. 1930 ff.
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23. Dampf draufhaben = a) schnell fahren. Dampf = Gas. 1930 ff. – b) Harndrang verspüren. Dampf = Druck auf der Blase. BSD 1960 ff. – c) leistungsfähig sein. 1950 ff.
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24. zuviel Dampf draufhaben = frech, aufsässig sein.
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1930 ff.
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25. Dampf draufmachen = sich anstrengen; eine Arbeit vorantreiben. 1900 ff.
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26. Dampf geben = a) Gas geben. 1930 ff. – b) sich beeilen; davonlaufen. 1900 ff, rotw und sold .
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27. Dampf hinter etw geben = etw beschleunigen. 1900 ff.
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28. Dampf in (hinter) der Bluse haben = einen üppigen Busen haben. Dampf = Kraftfülle. 1950 ff.
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29. Dampf in der Faust haben = ein schlagkräftiger Boxer sein. 1920 ff.
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30. Dampf auf dem Hammer haben = sehr stark, sehr schlagkräftig sein. Vom Dampfhammer in der Schmiede übertragen. 1920 ff.
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31. viel Dampf unter der Haube haben = einen leistungsfähigen Motor haben. 1960 ff.
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32. Dampf im Hirn haben = klug sein. 1950 ff.
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33. Dampf im Kessel haben = unternehmungslustig, tatkräftig sein. 1940 ff.
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34. vor jm Dampf haben = vor jm Respekt haben. Dampf 5. 1920 ff.
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35. jn unter Dampf haben = jn verdächtigen, verfolgen. Man setzt ihn unter (Dampf-) Druck. 1960 ff.
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36. es kommt Dampf auf die Maschine = es entwickelt sich eine hastige, anstrengende Tätigkeit. Sold 1939 ff.
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37. Dampf machen = Unruhe, Aufregung hervorrufen. 1930 ff.
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38. jm Dampf machen = a) jn anfeuern. 1930 ff. – b) jm energisch zusetzen; jm Unannehmlichkeiten machen; jn bedrohen. 1930 ff.
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39. jm Dampf unter dem Arsch (den Hintern, die Hose) machen = jn anfeuern, antreiben, aus seinem Müßiggang aufscheuchen. 1930 ff, sold und ziv .
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40. großen Dampf machen = übertreiben, prahlen. Analog zu »großen Qualm machen«. 1930 ff.
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41. mehr Dampf machen = energischer vorgehen. Seit dem späten 19. Jh.
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42. Dampf hinter etw machen (setzen) = zur Eile antreiben. Hergenommen vom Wasserdampf als technischer Triebkraft. 19. Jh. Vgl engl »to put on steam«.
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42 a. der Dampf ist raus = die Angriffskraft ist geschwunden; die Siegesaussicht ist vertan; das Interesse ist erloschen. Dampf 7. Sportl 1970 ff.
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43. sich den Dampf von der Seele reden (o.ä.) = sich aussprechen. Dampf = Druck auf dem Herzen. 1900 ff.
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44. Dampf schieben = hungrig sein; Hunger leiden. Kohldampf schieben. Seit dem frühen 20. Jh.
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45. es ist Dampf dahinter = es ist viel Kraft dahinter. Sportl 1920/30 ff.
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46. in Dampf sein = böse, verärgert, wütend sein. Dampf 15 a. 1910 ff.
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47. im Dampf sein = betrunken sein. Dampf 2. 1700 ff.
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48. Dampf hinter etw setzen = eine Sache beschleunigen. Dampf 42. 1900 ff.
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48 a. jn unter Dampf setzen = jn anfeuern, erschrecken. 1950 ff.
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49. sich unter Dampf setzen = sich betrinken. Dampf 2. 1900 ff.
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50. mit halbem Dampf spielen = sich bei einem sportlichen Wettkampf nicht voll anstrengen. 1920 ff, sportl .
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51. unter Dampf stehen = a) sehr zugkräftig sein; energiegeladen, unternehmungslustig sein. Hergenom-
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men von der unter Dampf stehenden Lokomotive. 1900 ff. – b) viel Alkohol getrunken haben. Dampf 2. 19. Jh.
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52. mehr Dampf vorlegen = schneller, fleißiger arbeiten. vorlegen. 1920 ff.
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53. Dampf wegnehmen = in der Mühegabe absichtlich nachlassen. 1920 ff.
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