Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Butter
Butter I m \
Butter. Geschlechtsumkehrung. Oberd 1600 ff.
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Butter II n
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Butterbrot (pl = Butters). Eine gängige Verkürzung in Norddeutschland und Westfalen. 1900 ff.
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Butter III f
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1. Butter aufs Brot = Zusatzverdienst; Hauptanreiz. »Brot« ist der Arbeitsverdienst; die Butter ist das Zusätzliche. Südd 1850 ff.
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2. Butter bei die Fische! = a) erst bezahlen und dann Ware! »Butter« meint hier das Entgelt. Westd 1850 ff. – b) das muß gut bezahlt werden! Westd 1850 ff.
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3. wie Butter = a) spielend leicht; reibungslos. Hergenommen von der leichten Streichfähigkeit der Butter. 19. Jh. – b) feinfühlig, sehr empfindsam. Ein Herz »wie Butter« ist ein »weiches« Herz. 1800 ff. – c) energielos; nachgiebig; milden Sinnes. 1900 ff.
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4. das geht ab wie Butter = das verkauft sich schnell. 1920 ff.
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5. die Butter anstechen = nahrhafte Beziehungen anknüpfen; Liebesbeziehungen eingehen, die mit Familienanschluß und Einladungen zu den Mahlzeiten verbunden sind. Meint eigentlich »die Butter in einem Faß auf ihre Beschaffenheit prüfen«. 1914 ff.
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6. die Butter auf dem Brot behalten = sich nicht übertölpeln lassen. Man läßt sich das Beste nicht wegnehmen. 19. Jh.
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7. ihm fällt die Butter vom Brot = a) er erschrickt, wird mutlos, ist sehr überrascht. 17. Jh. – b) ihm vergeht die Lust. 19. Jh.
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8. mit der Butter nach oben fallen = Glück im Unglück haben. Beim Fall kommt das Butterbrot nicht auf die Butterseite zu liegen. 1900 ff.
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9. Butter bei die Fische geben = zu einer Sache Wesentliches hinzufügen; Rede und Antwort stehen. Westd 1850 ff.
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10. es geht wie Butter = es geht reibungslos vonstatten. Butter III 3 a. 19. Jh.
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11. jm nicht die Butter aufs Brot gönnen = mißgünstig sein. 1900 ff.
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12. kaum die Butter auf dem Brot haben = geringes Einkommen haben. Butter III 1. 1950 ff.
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13. Butter in den Knien haben = vor Angst oder Schreck schwach werden. Die Beine versagen den Dienst, die Gelenke sind butterweich geworden. Sold 1939 ff.
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14. Butter auf (an) dem Kopf haben = a) ein schlechtes Gewissen haben; nicht unbescholten sein; Reue zeigen. Hängt zusammen mit dem auf dem Kopf getragenen Korb, in dem man die landwirtschaftlichen
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Erzeugnisse zum Markt bringt. Hieraus entwickelt sich die mahnende Rede: »Wer Butter auf dem Kopf hat, soll nicht in die Sonne gehen«. 19. Jh. – b) nicht recht bei Verstand sein. Hier wird wohl auf Gehirnerweichung angespielt. 1920 ff.
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15. es kommt in Butter = es kommt in Ordnung. Butter III 27. 1920 ff.
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15 a. es kommt Butter zum Fisch = man zieht die notwendige Folgerung. Butter 9. 19. Jh.
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16. jm zeigen, was die Butter kostet = jn in seine Schranken weisen. Dem Betreffenden wird der tatsächliche Wert der Butter klargemacht, damit er sie zu schätzen weiß und sie nicht verschmäht. 1920 ff.
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17. da liegt die Butter neben dem Kamm = da herrscht große Unordnung. Spätestens seit 1870 geläufig.
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18. jm die Butter vom Brot nehmen = jn übertölpeln; jm überlegen sein. 19. Jh.
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19. sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen = sich nicht übertölpeln lassen. 1800 ff.
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20. die Butter quälen = die Butter sehr dünn aufstreichen. 1900 ff.
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21. rumrutschen wie ein Stück Butter auf der heißen
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Kartoffel = nicht stillsitzen. 19. Jh.
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21 a. es geht runter wie (warme) Butter = das leuchtet ein, wird ohne Widerspruch vernommen. 1970 ff.
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22. merken, wo die Stulle nach Butter schmeckt = merken, wo man seinen Vorteil findet. Gemeint ist, daß sich herausstellt, bei welchen Leuten man die Brotschnitte bestrichen zu essen bekommt. 1960 ff.
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23. schmelzen wie Butter im Hochofen = schnell hingerissen sein. 1966 ff.
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24. du kannst nicht mal Butter schneiden, die vierzehn Tage in der Sonne gestanden hat = du bist sehr dumm. 1900 ff.
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25. es ist nicht die Butter aufs Brot = es reicht kaum zum Lebensunterhalt. 1950 ff.
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26. nicht aus Butter sein = harte Geschäftsmanieren haben. 1960 ff.
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27. es ist alles in Butter = es verläuft alles reibungslos; alles befindet sich in der gewohnten Ordnung. Fußt auf der Beteuerung, daß alles mit Butter zubereitet werde und keineswegs mit billigerem Fett. Hängt zusammen mit den Versuchen, eine billigere »Volksbutter« herzustellen, wie es Kaiser Napoleon III. befohlen hatte. Seit dem späten 19. Jh.
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28. alles in Butter, Herr Luther!: alles in Ordnung! »Luther« ist um des Reimes willen hinzugetreten. 1960 ff.
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29. alles in bester (schönster) Butter = alles in bester Ordnung. 1920 ff.
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30. es ist alles in Butter, bloß die Füße sind im Käse = es ist alles in Ordnung. Die »Füße im Käse« sind Schweißfüße. 1955 ff.
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31. sich in die Butter setzen = sich arg versehen; einen Mißerfolg verschulden. 1900 ff.
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31 a. es spricht sich wie Butter = der Text spricht sich bequem und flüssig. Theaterspr. 19. Jh.
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32. Butter stehen = Aufpasserdienste leisten. Fußt möglicherweise auf zigeun »budara = Tür; Wache vor der Tür«; doch kann mit »Butter« auch »Schmiere« als Brotaufstrich gemeint sein, und »Schmiere« bezeichnet auch den Aufpasser. Verbrecherspr. 1851 ff.
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33. wie Butter an der Sonne stehen (bestehen) = bloßgestellt sein; sich schämen müssen; nicht Stich halten. 1500 ff.
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34. die Butter aufs Brötchen (Brot) verdienen = seinen Lebensunterhalt ausreichend verdienen. Butter III 1. 1850 ff.
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35. ihm wird die Butter ranzig = sein Vorhaben mißglückt; seine Absicht wird vereitelt. 1920 ff.
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