Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Brust
Brust f \
1. garnierte Brust = mit Orden und Ehrenzeichen reichlich geschmückte Brust. Garniert = mit Verzierungen versehen. 1850 ff.
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2. mit hohler Brust = mittellos. Es fehlt die wohlgefüllte Brieftasche, die die Brust bauscht. 1930 ff.
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3. kniefreie Brust = a) geöffnete Hemdbrust. Nach dem Muster von »kniefreier Rock« gebildet. 1930 ff. – b) gewagtes Dekolleté. 1930 ff.
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4. nackte Brust = Brust ohne Orden. nackt. 1939 f , sold .
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5. von hinten durch die Brust ins Auge = hinterrücks; auf Umwegen; heimtückisch. Beschreibt scherzhaft den unmöglichen Weg einer Geschoßkugel. Sold in beiden Weltkriegen und später auch ziv .
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6. sich die Brust auskugeln = den Busen zu tief entblößen. Übernommen vom Gelenk, das sich auskugelt. 1950 ff.
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7. eine Brust, wie wenn eine Maus die Faust ballt = flache, kleine Brust. BSD 1965 ff.
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8. jm die Brust eindrücken = a) jds Tatendrang hemmen. Der Tüchtige geht mit geschwellter Brust an die
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Arbeit; will man ihm Einhalt gebieten, muß man diese Brust eindrücken. 1910 ff. – b) einen Prahler in seine Schranken weisen. 1910 ff.
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9. sich die Brust einreiben, bis sie glänzt = sich betrinken. Bei Atem- und Herzbeschwerden reibt man die Brust äußerlich ein; der Zecher reibt sich innerlich ein. BSD 1965 ff.
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10. es auf der Brust haben = a) brustkrank sein; an Husten (Erkältung, Tuberkulose) leiden. »Es« steht neutralisierend und euphemistisch für »Krankheit«, gelegentlich auch für »Tod«. 18. Jh. – b) eine wohlgefüllte Brieftasche besitzen; bei Geld sein. 19. Jh.
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11. eine geschwollene Brust haben = eine gefüllte Brieftasche bei sich tragen; reich sein. 1900 ff.
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12. zu wenig Brust haben = zu nachgiebig sein; bescheiden sein. Die kräftig entwickelte Brust deutet auf Mannhaftigkeit hin. Seit dem frühen 20. Jh.
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13. einen an die (zur) Brust nehmen (heben) = ein Glas Alkohol trinken. Ein Kind wird zur Brust genommen, wenn es gestillt wird. Die Trinkregel bei Studenten und Offizieren schreibt vor, daß beim Zutrinken das Glas bis zur Höhe des zweiten Rockknopfes gehoben wird. 1800 ff.
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14. jn zur Brust nehmen = a) mit jm tanzen.
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1930 ff. – b) jn bedrängen, heftig anreden, hart behandeln, prügeln o. ä. Man ergreift sein Gegenüber am Brustlatz und zieht ihn an sich heran, daß er einem nicht auskommen kann. Vielleicht auch von den Ringern übernommen. 1930 ff. – c) jn verhaften. 1930 ff.
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15. etw zur Brust nehmen = sich mit einer Sache näher befassen. 1930 ff.
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16. sich einen auf die Brust packen (wälzen) = ein Glas Alkohol zu sich nehmen. Wohl hergenommen vom warmen Umschlag, den man sich hier innerlich verordnet. 1930 ff.
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17. sich einen durch die Brust schießen = ein alkoholisches Getränk trinken. BSD 1960 ff.
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18. sich von hinten durch die Brust ins Auge schießen = etw sehr unzweckmäßig und umständlich handhaben. Brust 5. 1940 ff.
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19. etw zur Brust schlagen = etw verzehren. 1800 ff.
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20. sich in die Brust schmeißen = sich anmaßend benehmen; prahlen. Umschreibung von »sich brüsten«. 1700 ff.
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21. sich in die Brust schmeißen wie das Schwein in die Scheiße (in den Dreck) = sich brüsten. 1900 ff.
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22. sich in die Brust schmeißen wie ein Spatz in den Müllabfall = sich brüsten. 1950 ff, schül .
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23. schwach auf der Brust sein = a) nicht vermögend sein; über wenig Bargeld verfügen. Eigentlich Bezeichnung für Atembeschwerden u.ä.; hier ist der dünne Brustbeutel gemeint. 1900 ff. – b) wenig Selbstvertrauen haben; nur in geringem Umfang der Überlegene sein. Brust 12. 1900 ff. – c) keinen üppigen Busen besitzen. 1950 ff. – d) nicht recht bei Verstand sein (meist in der Frageform). 1900 ff. – e) in der Trumpffarbe schwach besetzt sein. Kartenspielerspr. 1900 ff. – f ) unzureichend funktionieren; keinen überzeugenden Inhalt haben. 1950 ff.
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24. jm vor die Brust springen = aufs Ganze gehen. Kartenspielerspr. 1900 ff.
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25. einen in die Brust stippen = ein Glas Alkohol trinken. stippen. 1900 ff, nordd .
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