Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Brille
Brille f \
1. Abortöffnung; Sitzbrett eines Aborts. Die einen gehen von zwei nebeneinanderliegenden Abortöffnungen aus; die anderen sagen, die Hose werde an den beiden Gesäßhälften zuerst durchgescheuert, und die auf diese Weise entstehenden Löcher würden von den Altkleiderhändlern »Brille« genannt. 1550 ff.
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2. Brille mit AOK-Schick = Brille mit sehr einfachem Gestell. Die AOK (- Allgemeine Ortskrankenkasse) zahlt für Brillengestelle nur die niedrigsten Sätze. 1955 ff.
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3. halbe Brille = Monokel. 1900 ff.
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4. rosarote Brille = verschönernde, nachteilmindernde Entstellung von Tatsachen; tendenziöser Optimismus. Die gefärbte Brille färbt dem Blick alles einheitlich. 1920/30 ff.
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5. rote Brille = sozialistische Betrachtungsweise. 1920 ff.
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6. jm eine Brille aufsetzen (verkaufen) = a) jn täuschen, betrügen. Durch die (falsche) Brille sieht man alles verzerrt, nicht in der wirklichen Gestalt. 17. Jh. – b) jn aufklären. Hier wird angenommen, daß die Brille ein genaueres Sehen ermöglicht. 1500 ff.
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7. eine schwarze Brille aufsetzen = pessimistisch urteilen. schwarzsehen. 19. Jh.
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8. dazu brauche ich keine Brille = das merke ich unschwer selbst; dazu brauche ich keine Nachhilfe. 1850 ff.
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9. etw ohne Brille machen = etw leicht bewerkstelligen. 19. Jh.
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10. die scharfe Brille nehmen = durch Ausspielen bestimmter Karten die Kartenzusammensetzung des Gegners zu ermitteln suchen. Kartenspielerspr. seit dem späten 19. Jh.
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11. auf die Brille pinkeln = keinen Erfolg haben. Man trifft das Sitzbrett des Aborts statt des Trichters. 19. Jh.
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12. neben die Brille pissen = ehebrechen o. ä. Vgl das Vorhergehende. 1950 ff.
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13. einen in die Brille schrauben = koten. BSD 1960 ff.
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14. durch die dunkle (schwarze) Brille sehen = pessimistisch urteilen. schwarzsehen. 19. Jh.
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15. durch die rosa (rosarote) Brille sehen = die Wirklichkeit in freundlicher Entstellung erkennen wollen. Brille 4. 1920/30 ff.
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16. das sieht man ohne Brille = das ist leicht einzusehen. 19. Jh.
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17. das ist eine Brille! = das ist eine großartige Sache; Ausruf des Erstaunens. Hergenommen von der guten Brille mit der richtigen Dioptrie. BSD 1960 ff.
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18. ich verstehe auch ohne Brille = das zu verstehen, braucht mir keiner zu helfen. 19. Jh.
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