Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Bolle
Bolle f \
1. Zwiebel; Zwiebelknolle. Fußt auf gleichbed lat »cibolla« und ital »cipolla«. 1500 ff.
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2. rundliches Exkrement. Es ist zwiebelrund und knollenartig. 19. Jh.
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3. Schmutzklumpen am Fell, am Kleid o.ä.1500 ff.
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4. Loch im Strumpf. Im schwarzen Strumpf, wie er früher üblich war, nahm sich das Zehenloch hell wie eine Zwiebel aus. 19. Jh.
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5. Taschenuhr. Analog zu⇨ Zwiebel. 1900 ff.
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6. Fußball. 1920 ff.
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7. Kopf. Wegen der Kugelform. 1900 ff.
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8. Nase. Ursprünglich Bezeichnung für die plumpe Nase, die analog »⇨ Knollennase« heißt. 1900 ff.
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9. humoriger, lebenslustiger Mann. Leitet sich vielleicht von der Bedeutung 18 her. Berlin 1900 ff.
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10. weibliche Person (abf ). Vermutlich ist eine plumpe oder schmutzige Person gemeint; vgl ⇨ Bolle 3. Oberd 1800 ff.
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11. Mädchen. Meint eigentlich wohl das dralle, gesund-dickliche Mädchen. 1870 ff.
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12. pl = Hoden. Wegen der Kugelform. 1900 ff.
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13. pl = Angst, Kummer. Spielt an entweder auf das Tränen der Augen beim Zwiebelschneiden oder auf »Bollen = kugelige Exkremente«, die in Analogie zu ⇨ Schiß gestellt werden können. 19. Jh., vor allem bayr .
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14. brutale Bolle = Weckeruhr. »Brutal« wegen des Läutens, mit dem sie den Schläfer aus dem Schlaf reißt. 1900 ff.
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15. freche Bolle = schlagfertiges Mädchen. Berlin 1900 ff.
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16. kesse Bolle = nettes, aufgewecktes, lebenslustiges Mädchen. ⇨ keß. 1900 ff, Berlin.
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17. rüdige Bolle = lustig-freches Kind. Rüdig = nach Hundeart; nach Jungenart. Berlin seit dem letzten Drittel des 19. Jhs.
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18. sich wie Bolle amüsieren = lustig unter Lustigen sein. Fußt auf dem Berliner Lied mit dem Kehrreim »Aber dennoch hat sich Bolle ganz köstlich amüsiert«. Etwa seit 1870.
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19. sich wie Bolle auf dem Milchwagen freuen (amüsieren) = sich sehr freuen; an Ausgelassenheit Freude haben. Leitet sich her von den Kutschern oder Milch-
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trägern der Berliner Meierei Bolle, die wegen ihrer fröhlichen Natur rasch volkstümlich wurden. Seit dem späten 19. Jh.
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20. mit der Bolle knödeln = Fußball spielen. ⇨ knödeln. Berlin seit dem frühen 20. Jh.
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21. er kann mir die Bollen lecken!: Ausdruck der Abweisung. ⇨ Bolle 12. Berlin 1920 ff.
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22. du kannst mir mal die Bollen sortieren!: Ausdruck der Abweisung. Meint eigentlich nur die verkürzte Wendung »du kannst mir mal!« (⇨ können); alles andere ist tarnender Zusatz. 1910 ff.
Bolle f \
1. Zwiebel; Zwiebelknolle. Fußt auf gleichbed lat »cibolla« und ital »cipolla«. 1500 ff.
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2. rundliches Exkrement. Es ist zwiebelrund und knollenartig. 19. Jh.
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3. Schmutzklumpen am Fell, am Kleid o.ä.1500 ff.
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4. Loch im Strumpf. Im schwarzen Strumpf, wie er früher üblich war, nahm sich das Zehenloch hell wie eine Zwiebel aus. 19. Jh.
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5. Taschenuhr. Analog zu⇨ Zwiebel. 1900 ff.
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6. Fußball. 1920 ff.
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7. Kopf. Wegen der Kugelform. 1900 ff.
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8. Nase. Ursprünglich Bezeichnung für die plumpe Nase, die analog »⇨ Knollennase« heißt. 1900 ff.
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9. humoriger, lebenslustiger Mann. Leitet sich vielleicht von der Bedeutung 18 her. Berlin 1900 ff.
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10. weibliche Person (abf ). Vermutlich ist eine plumpe oder schmutzige Person gemeint; vgl ⇨ Bolle 3. Oberd 1800 ff.
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11. Mädchen. Meint eigentlich wohl das dralle, gesund-dickliche Mädchen. 1870 ff.
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12. pl = Hoden. Wegen der Kugelform. 1900 ff.
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13. pl = Angst, Kummer. Spielt an entweder auf das Tränen der Augen beim Zwiebelschneiden oder auf »Bollen = kugelige Exkremente«, die in Analogie zu ⇨ Schiß gestellt werden können. 19. Jh., vor allem bayr .
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14. brutale Bolle = Weckeruhr. »Brutal« wegen des Läutens, mit dem sie den Schläfer aus dem Schlaf reißt. 1900 ff.
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15. freche Bolle = schlagfertiges Mädchen. Berlin 1900 ff.
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16. kesse Bolle = nettes, aufgewecktes, lebenslustiges Mädchen. ⇨ keß. 1900 ff, Berlin.
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17. rüdige Bolle = lustig-freches Kind. Rüdig = nach Hundeart; nach Jungenart. Berlin seit dem letzten Drittel des 19. Jhs.
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18. sich wie Bolle amüsieren = lustig unter Lustigen sein. Fußt auf dem Berliner Lied mit dem Kehrreim »Aber dennoch hat sich Bolle ganz köstlich amüsiert«. Etwa seit 1870.
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19. sich wie Bolle auf dem Milchwagen freuen (amüsieren) = sich sehr freuen; an Ausgelassenheit Freude haben. Leitet sich her von den Kutschern oder Milch-
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trägern der Berliner Meierei Bolle, die wegen ihrer fröhlichen Natur rasch volkstümlich wurden. Seit dem späten 19. Jh.
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20. mit der Bolle knödeln = Fußball spielen. ⇨ knödeln. Berlin seit dem frühen 20. Jh.
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21. er kann mir die Bollen lecken!: Ausdruck der Abweisung. ⇨ Bolle 12. Berlin 1920 ff.
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22. du kannst mir mal die Bollen sortieren!: Ausdruck der Abweisung. Meint eigentlich nur die verkürzte Wendung »du kannst mir mal!« (⇨ können); alles andere ist tarnender Zusatz. 1910 ff.