Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Blindgänger
Blindgänger m \
1. schlechter Arbeiter; Versager, Fehlleistung; Fehlschlag. Blindgänger nennt man ein Geschoß, dessen Sprengladung nicht explodiert, wann und wo es vorgesehen ist. Hieraus entwickelt sich die sinnbildliche Vorstellung vom Versager schlechthin. 1900 ff.
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2. unbeliebter militärischer Vorgesetzter. Er heißt so, weil er nicht »krepiert«. Sold in beiden Weltkriegen.
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3. Wehrdienstverweigerer; Mann, der sich seiner Pflicht zu entziehen sucht. 1914 ff; BSD 1960 ff.
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4. Soldat, der im Krieg nur Garnisonsdienst in der Heimat tut; Soldat mit ungefährlichem Posten hinter der Front. Sold 1914 ff.
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5. leere, geleerte Bier-, Weinflasche o. ä. Sold 1914-1945.
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6. entweichender Darmwind statt des erwarteten Kots. 1910 ff.
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7. Großsprecher. Sold in beiden Weltkriegen.
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8. vermeintlicher Besserwisser. 1914 ff.
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9. Einzelgänger; Junggeselle; Junge ohne Freundin. Halbw 1955 ff.
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10. unfreiwilliger Spermaerguß. 1910 ff.
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11. Spermaerguß ohne Schwängerung; Versager beim Geschlechtsverkehr. 1910 ff.
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12. kinderlos Verheiratete(r). BSD 1960 ff.
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13. zeugungsunfähiger Mann. 1950 ff.
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14. Ehebrecher. Er »explodiert« nicht am vorgesehenen Ort. 1920 ff.
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15. Vorsicht, Blindgänger: Warnung vor einem Kothaufen am Wege. 1920 ff.
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16. bevölkerungspolitischer Blindgänger = Junggeselle; Ehemann ohne Nachkommen. 1933 aufgekommen im Zusammenhang mit den bevölkerungspolitischen Bestrebungen der NS-Zeit.
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17. fernsehtechnischer Blindgänger = Mensch, der kein Fernsehgerät besitzt. 1957 ff.
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18. geistiger Blindgänger = Dummer. BSD 1960 ff.
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19. pädagogischer Blindgänger = untauglicher Lehrer. Schül 1955 ff.
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20. sozialpolitischer Blindgänger = Junggeselle. 1950 ff.
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