Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Blinder
Blinder m \
1. Kundschafter, der die Örtlichkeit eines geplanten Verbrechens genau untersucht. Rotw 1735 ff.
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2. Zuschauer beim Kartenspiel. Da er den Spielern nichts verraten darf, zählt er als einer, der nichts sieht. 1900 ff.
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3. Freiwilliger, Längerdienender. Er gilt als dumm; blind 1. BSD 1955 ff.
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4. das fühlt ein Blinder mit dem Fuß = das merkt man mühelos; das leuchtet leicht ein. Der Fuß des Blinden nimmt jede Unebenheit oder Stufe wahr. 1950 ff.
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5. das fühlt ein Blinder mit dem Krückstock (Stock) = das merkt jedermann. 1840 ff.
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6. das greift ein Blinder mit dem Stecken = das ist ganz offenkundig. Stecken = Stock. Österr 1900 ff.
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7. das merkt ein Blinder = das ist völlig einleuchtend, bedarf keiner Erläuterung. 1870 ff.
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8. das merkt ein Blinder mit den Fingerspitzen = das ist leicht einzusehen. 1950 ff.
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9. das merkt ein Blinder mit dem Holzbein = das ist ohne weiteres zu durchschauen. 1962 ff.
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10. das sieht (sogar) ein Blinder = das ist sehr leicht einzusehen. Übertreibende Redewendung, fußend auf antiker Vorlage; seit 1500 ff.
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11. das sieht ein Blinder mit dem Krückstock = das ist jedermann sofort klar. Scherzhafte Umgestaltung von Blinder 5. 1920 ff.
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12. das sieht ein Blinder ohne Sonnenbrille = das ist völlig einleuchtend. 1960 ff.
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13. das spürt ein Blinder mit dem Krückstock = das merkt jedermann. Blinder 5. 19. Jh.
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14. urteilen wie der Blinde von der Farbe = trotz Unfähigkeit urteilen; blindlings urteilen. 18. Jh.
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