Wörterbuch der deutschen Umgangssprache
Blick
Blick m \
1. Blick, der einen Kühlschrank zum Kochen bringt = vernichtender Blick voller Wut. 1958 ff.
\
1 a. Blick über den Tellerrand = Rücksichtnahme auf den Mitmenschen; Erwägung der Folgen einer Handlungsweise oder Maßnahme. Tellerrand. Nach 1970 aufgekommen.
\
2. deutscher Blick = vorsichtiges Umherblicken nach Belauschern o. ä. in der NS-Zeit.1933 ff.
\
3. eingefrorener Blick = herrischer, unnahbarer Blick. Die Augen haben einen eisigstarren Ausdruck. 1950 ff.
\
4. falscher Blick = Schieläugigkeit. 19. Jh.
\
5. genierter Blick = leichtes Schielen. Man nimmt heuchlerisch-mitleidig an, der Betreffende sei zu schüchtern, um einen geradeheraus anzusehen. 1870 ff, Berlin.
\
6. katholischer Blick = unfreier, befangener Blick. Geht zurück auf die Zeiten des Kulturkampfes; damals meinten die Protestanten, die Katholiken seien Frömmler und Heuchler, was auch in ihrem Blick zum Ausdruck komme. 1872 ff.
————
7. schmucker Blick = Schieläugigkeit. Ironie. 1920 ff.
\
8. schwüler Blick = sinnlich-lüsterner Blick. In ihm drückt sich die lastende Gewitterstimmung der geschlechtlichen Leidenschaftlichkeit aus. 1960 ff.
\
9. tiefer Blick ins Glas = Trinklust. Vgl »zu tief ins Glas geguckt haben«. 1930 ff.
\
10. treuer Blick = schielender Blick; töricht wirkender Blick. »Treu« nimmt in der Umgangssprache oft die Bedeutung von »einfältig« oder »dümmlich-brav« an. 1930 ff.
\
11. mir bricht der Blick!: Ausruf der Überraschung, des Unwillens o. ä. Wird eigentlich von Sterbenden gesagt. BSD 1960 ff.
\
12. einen kalten Blick am Leibe haben = gefühllos blicken. 1920 ff.
\
13. auf etw einen Blick kleben = starr auf etw blicken. Kleben = fest haften. 1960 ff.
\
14. wenn Blicke töten könnten!: Redewendung auf einen, der haßerfüllte Blicke wirft. 1920 ff. Vgl engl »if looks could kill you would he dead«.
\
15. einen informativen Blick tun = vom Mitschüler absehen. 1965 ff, schül .
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Blick